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Lorent, Jakob August; Lorent, Jakob August [Editor]
Denkmale des Mittelalters in dem Königreiche Württemberg (1,[Text]): Maulbronn, Bebenhausen, Hirschau, Alpirsbach und Herrenalb — Mannheim: Hogrefe, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.43622#0097
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erhaltene obere Stockwerk des alten Klosters. Als die
Strenge der Ordensregeln bei den Cisterciensern nachgelassen,
verschwanden die großen, allgemeinen Dormente; jeder Mönch
erhielt seine eigene Zelle, sowie der Abt sein abgesondertes
Haus. Von Johann von Fridingen, welcher so Vieles in
dem Kloster umgeändert, sind zwischen den Jahren 1513
und 1516 die jetzigen 28 Zellen erbaut worden. Aus
der geringen Anzahl derselben ist ersichtlich, wie sehr die
Neigung Mönch zu werden, damals, kurz vor der Refor-
mation Württembergs, abgenommen hatte, wäbrend um
das Jahr 1300 das Kloster von 60 Mönchen und 150
Laienbrüdern besetzt war. Bei Erwägung dieser Menge von
Bewohnern, die im jetzigen Umfange des Klosters nicht
untergebracht werden könnten, entsteht sofort die Gewißheit,
daß die Abtei in ihrer Glanzperiode umfangreicher war
und viele damalige Bauten verschwunden sind. Ein hoher,
geräumiger, gegen Süden durch ein großes Fenster erleuchteter
Gang, aus welchem am nördlichen Ende eine zweite, aber
steinerne Treppe in die Kirche hinabführt, trennt die Zellen
in zwei Reihen. Der Fußboden dieses Corridors besteht
jetzt größtentheils aus Backsteinen; nur an wenigen Stellen
hat er noch seine ursprüngliche Bekleidung aus Fließen
behalten; diese sind fast unzerstörbare Thonplättchen, aus
welche die verschiedensten geometrischen Figuren und Ara-
besken ausgeprägt wurden. Ihre Schönheit mag die Haupt-
ursache ihres allmäligen Verschwindens gewesen sein; denn
die Mehrzahl der Reisenden glaubt einen Ort nicht verlassen

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