Einführung
Der Begriff ,,ktassisch" wird auf Kunstwerke verschiedener Epochen und Stiie angewandt.
A)s charakteristische Eigenschaften eines „ktassischen" Werks der hddenden Künste sieht
man Harmonie, Symmetrie und Rhythmus an, die so stark miteinander verbunden sind,
daß sie den Eindruck von Ordnung, Gteichgewicht, Ruhe und Ernst hervorrufen. A!s
„kiassisch" bezeichnet man eine statische, kiare und überschaubare, eher mit der Linie ais
mit maierischen Effekten arbeitende Kunst, die sich einfacher Formen bedient und in der
Regei sehr sparsam mit Ziereiementen umgeht. Von der „kiassischen" Kunst sagt man,
daß sie den Kanons entspricht, sich an die Regein hä!t und von Rationahsmus durchtränkt,
voüer Ausgeghchenheit ist und sich dem menschhchen Maßstab anpaßt. In verschiedenen
Epochen wurden die k!assischen und ktassizistischen Strömungen mehr oder minder stark
durch die Kunst des antiken Griechentands und Roms inspiriert. Die Anhänger der
klassischen Kunst ha!ten sie für vohendet.
Die Theorie des Ktassizismus wurde in der 2.Hä!fte des 17.Jahrhunderts von dem
römischen Ahertumskenner und Vertreter der St.-Lukas-Akademie Behori formuhert.
Seinen Raphae!sku!t und die Überzeugung, daß die Carraccis nach einer Epoche des
Niedergangs der Achtung vor den Rege!n der Kunst und ihrer strengen Ordnungwieder
zur Gehung verha!fen, übernahmen von ihm auch die späteren Theoretiker und Anhänger
des Ktassizismus. Im!etztenDritte!des 18.Jahrhundertsrepräsentierteund verbreitete die
theoretische Ästhetik der büdenden Künste die Ansicht, daß es nur eine Kunst gäbe, in der
gewisse Formen mit dem höchsten Voükommenheitsgrad existieren, die absolut und ewig
sind; die Natur Üefert die Vorbüder, und der Verstand entdeckt deren unveränderüche
Rege!n. Seit dem Auftreten Johann Joachim Wincketmanns in der Mitte des 18.
Jahrhunderts hie!t man vor aüem dic griechische Kunst, die sich durch eine „ed!e Einfah
und stiüe Größe" auszeichnen soüte, für ktassisch. Dies fand in den ästhetischen Schriften
der 2.Hä!fte des 18. und der !.Hä!fte des 19.Jahrhunderts seinen Ausdruck, die tehrten,
daß die griechische Kunst die zum Idea! erhobene Natur widerspiege!e, die Nachahmung
der Natur aber fast gteichbedeutend mit der Nachahmung der Griechen sei, die Nachah-
mung der Griechen aber nicht deren Imitation, sondern, so wie sie zu schaffen, bedeute.
Die klassische und ktassizistische Kunst drückte sich in den jeweüigen Epochen in sehr
verschiedenen Formen aus. A!s k!assischen Zeitabschnitt sieht man in der Kunst Grie-
chen!ands das 5. Jahrhundert v.u.Z. an. Manchma! bezeichnet man die griechische und
römische Kunst insgesamt a!s k!assisch. Ebenfaüs k!assisch nennt man die Renaissance-
kunst, genauer, die Kunst des !.Vierte)s des !6.Jahrhunderts. Die k!assizierende
Strömung des Barocks im 17. und !8.Jahrhundert geht auf den in den Jahren 1540 bis
1580 tätigen itaÜenischen Architekten Andrea Paüadio zurück und wird a!s Paüadianis-
mus bezeichnet. Die Franzosen ha!ten die Hauptströmung in ihrer Kunst der 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts für ktassisch.
In der Mitte des 18.Jahrhunderts beginnt sich eine neue k!assizistische Strömung
herauszubi!den, die schrittweise die kuüureü führenden Länder Europas und Nordameri-
ka erfaßt. E!emente, die auf die Entstehung und Entwick!ung der neuen Richtung
einwirken, waren Veränderungen im poütisch-geseüschaftüchen, wirtschaftüchen und
geistigen Leben; insbesondere der französische Rationaüsmus und die Entwicklung der
exakten Naturwissenschaften. Das Interesse an der Kunst des antiken Roms wuchs, was
u.a. in archäologischen Grabungen seinen Ausdruck fand, unter denen die in Hercu!a-
neum und Pompeji die berühmtesten waren. Dieses Interesse dehnte sich mit der Zeit auf
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Der Begriff ,,ktassisch" wird auf Kunstwerke verschiedener Epochen und Stiie angewandt.
A)s charakteristische Eigenschaften eines „ktassischen" Werks der hddenden Künste sieht
man Harmonie, Symmetrie und Rhythmus an, die so stark miteinander verbunden sind,
daß sie den Eindruck von Ordnung, Gteichgewicht, Ruhe und Ernst hervorrufen. A!s
„kiassisch" bezeichnet man eine statische, kiare und überschaubare, eher mit der Linie ais
mit maierischen Effekten arbeitende Kunst, die sich einfacher Formen bedient und in der
Regei sehr sparsam mit Ziereiementen umgeht. Von der „kiassischen" Kunst sagt man,
daß sie den Kanons entspricht, sich an die Regein hä!t und von Rationahsmus durchtränkt,
voüer Ausgeghchenheit ist und sich dem menschhchen Maßstab anpaßt. In verschiedenen
Epochen wurden die k!assischen und ktassizistischen Strömungen mehr oder minder stark
durch die Kunst des antiken Griechentands und Roms inspiriert. Die Anhänger der
klassischen Kunst ha!ten sie für vohendet.
Die Theorie des Ktassizismus wurde in der 2.Hä!fte des 17.Jahrhunderts von dem
römischen Ahertumskenner und Vertreter der St.-Lukas-Akademie Behori formuhert.
Seinen Raphae!sku!t und die Überzeugung, daß die Carraccis nach einer Epoche des
Niedergangs der Achtung vor den Rege!n der Kunst und ihrer strengen Ordnungwieder
zur Gehung verha!fen, übernahmen von ihm auch die späteren Theoretiker und Anhänger
des Ktassizismus. Im!etztenDritte!des 18.Jahrhundertsrepräsentierteund verbreitete die
theoretische Ästhetik der büdenden Künste die Ansicht, daß es nur eine Kunst gäbe, in der
gewisse Formen mit dem höchsten Voükommenheitsgrad existieren, die absolut und ewig
sind; die Natur Üefert die Vorbüder, und der Verstand entdeckt deren unveränderüche
Rege!n. Seit dem Auftreten Johann Joachim Wincketmanns in der Mitte des 18.
Jahrhunderts hie!t man vor aüem dic griechische Kunst, die sich durch eine „ed!e Einfah
und stiüe Größe" auszeichnen soüte, für ktassisch. Dies fand in den ästhetischen Schriften
der 2.Hä!fte des 18. und der !.Hä!fte des 19.Jahrhunderts seinen Ausdruck, die tehrten,
daß die griechische Kunst die zum Idea! erhobene Natur widerspiege!e, die Nachahmung
der Natur aber fast gteichbedeutend mit der Nachahmung der Griechen sei, die Nachah-
mung der Griechen aber nicht deren Imitation, sondern, so wie sie zu schaffen, bedeute.
Die klassische und ktassizistische Kunst drückte sich in den jeweüigen Epochen in sehr
verschiedenen Formen aus. A!s k!assischen Zeitabschnitt sieht man in der Kunst Grie-
chen!ands das 5. Jahrhundert v.u.Z. an. Manchma! bezeichnet man die griechische und
römische Kunst insgesamt a!s k!assisch. Ebenfaüs k!assisch nennt man die Renaissance-
kunst, genauer, die Kunst des !.Vierte)s des !6.Jahrhunderts. Die k!assizierende
Strömung des Barocks im 17. und !8.Jahrhundert geht auf den in den Jahren 1540 bis
1580 tätigen itaÜenischen Architekten Andrea Paüadio zurück und wird a!s Paüadianis-
mus bezeichnet. Die Franzosen ha!ten die Hauptströmung in ihrer Kunst der 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts für ktassisch.
In der Mitte des 18.Jahrhunderts beginnt sich eine neue k!assizistische Strömung
herauszubi!den, die schrittweise die kuüureü führenden Länder Europas und Nordameri-
ka erfaßt. E!emente, die auf die Entstehung und Entwick!ung der neuen Richtung
einwirken, waren Veränderungen im poütisch-geseüschaftüchen, wirtschaftüchen und
geistigen Leben; insbesondere der französische Rationaüsmus und die Entwicklung der
exakten Naturwissenschaften. Das Interesse an der Kunst des antiken Roms wuchs, was
u.a. in archäologischen Grabungen seinen Ausdruck fand, unter denen die in Hercu!a-
neum und Pompeji die berühmtesten waren. Dieses Interesse dehnte sich mit der Zeit auf
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