Architekturprojekte
Jacopo Fontana (1710 bis 1773)
1 [t] Warschau, KönigsscMoß, Marmorkabinett, Ansicht
der Nordwand, 1770-1771
Inventarisierung der Nordwand, Zeichn. J.B. Kamsetzer,
1773; aquarellierte Tuschzeichnung, 42x50; die Be-
schriftung auf dem Einband bezieht sich auf das Kom-
piett aus 5 Zeichnungen: „Projet pour ia Chambre de
Marbre en 176H. V. Feuiües" und „par Fontana en
!76H"; Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb. Kröi. T. )S9
Nr. 16
Das Marmorkabinett befand sich im Ostfiügei auf der
Hofseite. Unter Wiadyslaw IV. diente es Repräsenta-
tionszwecken, später geriet es in Verfaii. In den Jahren
1770 bis 1771 nach einem Proj. J. Fontanas von 1768
wieder aufgebaut. Die Königsporträts maite M. Baccia-
reiii, das Plafond J.B. Piersch, die Skuipturen führte A.
Le Brun, die Stuckarbeiten Bianchi und Merck, die
Steinmetzarbeiten Doiiinger aus. Auf den Befehi von
Paskiewicz wurden der Marmor und die Ausstattung aus
dem Kabinett entfernt und die Königsbiidnisse nach
Rußiand transportiert. 1922 kehrte ein Teii der Kabi-
nettsausstattung ins Schioß zurück, wo sie sich bis zum
September 1939 befand.
Die das Kabinett darsteiienden Blätter sind, wie A. Bart-
czakowa giaubt, nach 1771 entstandene Inventarisa-
tionszeichnungen. Wenn wir mit N. Batowska anneh-
men, daß J.B. Kamsetzer der Autor dieser Zeichnungen
ist, konnten sie 1773 entstehen, als Kamsetzer in den
Dienst Stanisiaw Augusts trat. Das Kabinett war ais
Repräsentationsraum, der an die poinischen Könige er-
innert, gepiant. Ähniich wie im Rittersaa) leitete den
König auch hier die Idee, seinen Zeitgenossen die jahr-
hunderteiange Geschichte des poinischen Staats zu zei-
gen. Die Rückbesinnung auf die Geschichte war eine der
führenden Losungen der Aufkiärung, die in der unmittei-
baren Umgebung des Königs Stanisiaw August beson-
ders starken Widerhali fand.
BiMographie. N. i Z. Batowscy i M. Kwiatkowski, Jan Chfystian
Kamsefzer, archtfekt Sfantsfawa Augusfa (7an Bapftsf Kamsefzer.
Arcftifekf Stan/sfaw Augusfs), Warszawa 1978, S. 100
Victor Louis (1731 bis 1800)
2 [S. 7] Warschau, Königsschioß, Projektskizze des
Baiisaaics, i765
Querschnitt mit Biick auf die Fensterfront; aquareiiierte
Tuschzeichnung, 20x34,5; Aufschrift: „Coupe de ia
Saiie de Bai No li, par Louis a Varsovie en i765";
Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb. Kröi. T. 192 Nr. 18
Der innenraum, der für den Baiisaai vorgesehen war,
entstand im Ergebnis eines grundiegenden Um- und
Erweiterungsbaus des Schiosses unter August III., wurde
aber damais nicht fertiggesteiit. Dies war ein repräsenta-
tiver, zwei Etagen hoher viereckiger Innenraum mit
abgerundeten Ecken. Louis woiite den Saai mit 48 an der
Wand aniiegenden ionischen Säuien schmücken, die um
ihm herum iaufen und die Gaierie stützen soiiten. Die
Schäfte dieser Säulen soiiten kanneiiert und von Girian-
den umfiochten werden. Der Saai macht, trotz der sicht-
baren Zurückhaitung bei der Dekoration, mehr den
Eindruck eines innenraums des Rokoko ais des Klassizis-
mus. Die Konzeption der rhythmischen Unterteiiung des
Raums mit Hiife umiaufender Wandsäuien wurde 1777
von den am Wettbewerbfürdie Dekorationdes Baiisaals
teiinehmenden Architekten aufgegriffen.
BfMograpfn'e.' Kafafog rysuokdw, cz. 1, Varsav/ana, Nr. 262, S. 83;
Lorentz. Prace Louisa. S. 39-74
Victor Louis
3 [IV] Warschau, Königsschioß, Projekt desThronsaais,
1766
Ansicht der Wand mit dem Königsthron; aquareiiierte
Tuschzeichnung, 30x77,5; Aufschrift: „Deveiopement
de ia chambre du Dais No 12. du cöte du Tröne. env. de
Paris en i766"; Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb.
Kröi. T. 192 Nr. 36
Bis heute ist die Frage noch nicht gekiärt, ob einige
Projekte Louis' für die Innenräume des Schiosses reaii-
siert wurden. Man nimmt an, daß zumindest das Projekt
des Thronsaais, ja sogar die Projekte des Schiafgemachs,
des Porträtkabinctts und des Boudoirs reaiisiert wurden.
Es unteriiegt jcdoch kcinem Zweifci, daß Teiic der
Dekoration und der innenausstattung, die Louis projek-
tiert hatte, wie z.B. Möbel, Bronzen, Stoffe, Vascn,
geschnitzte Eicmente u ii. bis )778 aus Paris angeiiefert
wurden. Diese Eiemente benutzte D. Meriini in den von
ihm projektierten innenräumen. Beim Thronsaai, der
sich neben dem Baiisaai bcfinden soiite (dort, wo dann
der Rittersaai cntstand), treffen wir frühkiassizistische
Motive, wie Lorbeerkränze, Adier tn Kränzen, Liktoren-
hiindei undTüren mit dem Motiv gekreuzterStandarten,
an. Eiemente, die eincgewisse Dissonanzindie frühkias-
sizistische Komposition der Wändc bringen. sind zwei in
Nischen aufgesteiite Skutpturcn in traditioneiien barok-
ken Posen.
BAt/ograpä/e. Lorentz, Brace Lou/sa, S. 39-74; Kafa/ogrysunköw, cz.
), Varsav/ana, Nr. 285, S. 87; F.G. Pariset, Je.szcze o pracac/t W/kfora
/ou/sa d/a Zamku warszawsk/ego (Noc/tma/s über 7/e Arhe/fen von
V/cfor Lotu's für t/as War.sc/iaucr.Sc/t/o/]), BHS. XXiV. ]962, Nr. 2.
S. 137-]48
Victor Louis
4 [V] Warschau, Königsschioß, Projekt des Schiafge-
machs, 1766
Ansicht der Wand mit dem königiichen Bett; aquareiiier-
te Tuschzeichnung, 25x66; Aufschrift: „Deveiopement
de ia ehambre a coucher No 14. du cöte dtt Lit.", „Paris
i766"; Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb. Kröi. T. 192
Nr. 28
243
Jacopo Fontana (1710 bis 1773)
1 [t] Warschau, KönigsscMoß, Marmorkabinett, Ansicht
der Nordwand, 1770-1771
Inventarisierung der Nordwand, Zeichn. J.B. Kamsetzer,
1773; aquarellierte Tuschzeichnung, 42x50; die Be-
schriftung auf dem Einband bezieht sich auf das Kom-
piett aus 5 Zeichnungen: „Projet pour ia Chambre de
Marbre en 176H. V. Feuiües" und „par Fontana en
!76H"; Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb. Kröi. T. )S9
Nr. 16
Das Marmorkabinett befand sich im Ostfiügei auf der
Hofseite. Unter Wiadyslaw IV. diente es Repräsenta-
tionszwecken, später geriet es in Verfaii. In den Jahren
1770 bis 1771 nach einem Proj. J. Fontanas von 1768
wieder aufgebaut. Die Königsporträts maite M. Baccia-
reiii, das Plafond J.B. Piersch, die Skuipturen führte A.
Le Brun, die Stuckarbeiten Bianchi und Merck, die
Steinmetzarbeiten Doiiinger aus. Auf den Befehi von
Paskiewicz wurden der Marmor und die Ausstattung aus
dem Kabinett entfernt und die Königsbiidnisse nach
Rußiand transportiert. 1922 kehrte ein Teii der Kabi-
nettsausstattung ins Schioß zurück, wo sie sich bis zum
September 1939 befand.
Die das Kabinett darsteiienden Blätter sind, wie A. Bart-
czakowa giaubt, nach 1771 entstandene Inventarisa-
tionszeichnungen. Wenn wir mit N. Batowska anneh-
men, daß J.B. Kamsetzer der Autor dieser Zeichnungen
ist, konnten sie 1773 entstehen, als Kamsetzer in den
Dienst Stanisiaw Augusts trat. Das Kabinett war ais
Repräsentationsraum, der an die poinischen Könige er-
innert, gepiant. Ähniich wie im Rittersaa) leitete den
König auch hier die Idee, seinen Zeitgenossen die jahr-
hunderteiange Geschichte des poinischen Staats zu zei-
gen. Die Rückbesinnung auf die Geschichte war eine der
führenden Losungen der Aufkiärung, die in der unmittei-
baren Umgebung des Königs Stanisiaw August beson-
ders starken Widerhali fand.
BiMographie. N. i Z. Batowscy i M. Kwiatkowski, Jan Chfystian
Kamsefzer, archtfekt Sfantsfawa Augusfa (7an Bapftsf Kamsefzer.
Arcftifekf Stan/sfaw Augusfs), Warszawa 1978, S. 100
Victor Louis (1731 bis 1800)
2 [S. 7] Warschau, Königsschioß, Projektskizze des
Baiisaaics, i765
Querschnitt mit Biick auf die Fensterfront; aquareiiierte
Tuschzeichnung, 20x34,5; Aufschrift: „Coupe de ia
Saiie de Bai No li, par Louis a Varsovie en i765";
Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb. Kröi. T. 192 Nr. 18
Der innenraum, der für den Baiisaai vorgesehen war,
entstand im Ergebnis eines grundiegenden Um- und
Erweiterungsbaus des Schiosses unter August III., wurde
aber damais nicht fertiggesteiit. Dies war ein repräsenta-
tiver, zwei Etagen hoher viereckiger Innenraum mit
abgerundeten Ecken. Louis woiite den Saai mit 48 an der
Wand aniiegenden ionischen Säuien schmücken, die um
ihm herum iaufen und die Gaierie stützen soiiten. Die
Schäfte dieser Säulen soiiten kanneiiert und von Girian-
den umfiochten werden. Der Saai macht, trotz der sicht-
baren Zurückhaitung bei der Dekoration, mehr den
Eindruck eines innenraums des Rokoko ais des Klassizis-
mus. Die Konzeption der rhythmischen Unterteiiung des
Raums mit Hiife umiaufender Wandsäuien wurde 1777
von den am Wettbewerbfürdie Dekorationdes Baiisaals
teiinehmenden Architekten aufgegriffen.
BfMograpfn'e.' Kafafog rysuokdw, cz. 1, Varsav/ana, Nr. 262, S. 83;
Lorentz. Prace Louisa. S. 39-74
Victor Louis
3 [IV] Warschau, Königsschioß, Projekt desThronsaais,
1766
Ansicht der Wand mit dem Königsthron; aquareiiierte
Tuschzeichnung, 30x77,5; Aufschrift: „Deveiopement
de ia chambre du Dais No 12. du cöte du Tröne. env. de
Paris en i766"; Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb.
Kröi. T. 192 Nr. 36
Bis heute ist die Frage noch nicht gekiärt, ob einige
Projekte Louis' für die Innenräume des Schiosses reaii-
siert wurden. Man nimmt an, daß zumindest das Projekt
des Thronsaais, ja sogar die Projekte des Schiafgemachs,
des Porträtkabinctts und des Boudoirs reaiisiert wurden.
Es unteriiegt jcdoch kcinem Zweifci, daß Teiic der
Dekoration und der innenausstattung, die Louis projek-
tiert hatte, wie z.B. Möbel, Bronzen, Stoffe, Vascn,
geschnitzte Eicmente u ii. bis )778 aus Paris angeiiefert
wurden. Diese Eiemente benutzte D. Meriini in den von
ihm projektierten innenräumen. Beim Thronsaai, der
sich neben dem Baiisaai bcfinden soiite (dort, wo dann
der Rittersaai cntstand), treffen wir frühkiassizistische
Motive, wie Lorbeerkränze, Adier tn Kränzen, Liktoren-
hiindei undTüren mit dem Motiv gekreuzterStandarten,
an. Eiemente, die eincgewisse Dissonanzindie frühkias-
sizistische Komposition der Wändc bringen. sind zwei in
Nischen aufgesteiite Skutpturcn in traditioneiien barok-
ken Posen.
BAt/ograpä/e. Lorentz, Brace Lou/sa, S. 39-74; Kafa/ogrysunköw, cz.
), Varsav/ana, Nr. 285, S. 87; F.G. Pariset, Je.szcze o pracac/t W/kfora
/ou/sa d/a Zamku warszawsk/ego (Noc/tma/s über 7/e Arhe/fen von
V/cfor Lotu's für t/as War.sc/iaucr.Sc/t/o/]), BHS. XXiV. ]962, Nr. 2.
S. 137-]48
Victor Louis
4 [V] Warschau, Königsschioß, Projekt des Schiafge-
machs, 1766
Ansicht der Wand mit dem königiichen Bett; aquareiiier-
te Tuschzeichnung, 25x66; Aufschrift: „Deveiopement
de ia ehambre a coucher No 14. du cöte dtt Lit.", „Paris
i766"; Eigentümer: Gab. Rycin BUW, Zb. Kröi. T. 192
Nr. 28
243