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legern zuerlt in feinem Innerften erkannt und gewürdigt und,
was mehr befagen will, aufs neue nutzbar gemacht und für
das neuzeitige Schaffen verwertet wurde, fondern von den
Engländern, von denen ja die ganze neue Bewegung im
Kunftgewerbe ausging. Ganz folgerichtig wurden Buch-
druck und Buchauslfattung hier als ein Zweig des Kunlt-
gewerbes aufgefaßt und alfo mit hineinbezogen in die
große kunftgewerbliche Bewegung.
Wir mülfen bei Morris etwas verweilen. Diefer unglaub-
lich viel feiti ge und tatkräftige Mann hat fich um die Wie-
derbelebung der verfchiedenften alten Kunfttechniken des
Mittelalters verdient gemacht. Nachdem er auf der Grund-
lage der mittelalterlichen Handtechniken die Textilkunlf,
dieTapetenherffellung, die Gobelinwirkerei und die Glas-
malerei reformiert und neu belebt hatte, wandte er (ich der
künlflerifchen Umgeftaltung des Buchdrucks zu. Er griff
auch hier auf das Mittelalter zurück, auf die Druckwerke der
erften Periode, die Wiegendrucke der deutlchen Meiffer,
aber zugleich boten ihm die nicht minder fchönen Drucke
der italienifchenFrührenaiffance in Venedig feine Vorbilder.
Morris begriff erff wieder die ganze Kunft der alten Drucker
und Holzfchnittzeichner und Holzfchneider aus ihrer hand-
werklichen Technik heraus, die er eingehend ftudiert und
auf das höchfte bewundern gelernt hatte.
Er erkannte als Erfter, daß eine Reform mit der Druck-
fchrift beginnen mußte, wenn man wieder wie die alten Mei-
ner zum dekorativ wirkenden Seitenbilde, zur vollen Über-
einftimmung zwifchen Typendruck und Bildfchmuck und
Buchornament gelangen wollte. Hier alfo fetzte feine refor-
mierende Tätigkeit ein, ein Studium der Schrift war das
erfte. »Was ich brauchte«, fagt er felblf, »waren Druck-
buchlfaben von reiner Form, ftreng ohne unnötige Aus-

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