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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.29616#0112

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98

Zweites Buch.

Geschicht-
liche Bedeu-
tung.

Charakter
des Volkes.

Höhe die Reste von fünf kegelförmigen Thürmchen, vier auf den Ecken,
clie einen mittleren, kräftigeren Kegel umgeben.

Fassen wir die Bedeutung der etruskischen Architektur für die ge-
schichtliche Entwicklung der Baukunst zusammen , so finden wir in ästhe-
tischer Beziehung einen Rückschritt gegen die griechische, ein schüchternes,
missverstandenes Anklingen an gewisse hellenische Formen. Aber in kon-
struktiver Hinsicht bildet die Erfindung des Bogenbaues ein Element
von so weitgreifender Wichtigkeit, dass durch diese That allein die Etrusker
in der Geschichte der Architektur einen bedeutsamen Platz einnehmen.
Indess blieb diese neue technische Errungenschaft, wie wir gesehen haben,
nur auf dem Niveau praktischer Nützlichkeit, ohne sich zu ästhetischer
Ausbildung zu erheben. Diese sollte erst von den Römern versucht, vom
christlichen Mittelalter in glanzvollster Weise durchgeführt werden.

DRITTES KAPITEL.

Die römische Baukunst.

1. Allgemeines.

Trat schon bei den Etruskern die eigentlich künstlerische Begabung
in den Hintergrund, lehnten sie sich mit ihrer. Kulturentfaltung grossen-
theils an die Griechen an, so zeigt sich dies Verhältniss bei den Römern
noch gesteigert. Ueberhaupt. scheint in ihnen das Wesen der Etrusker nur
seine konsequentere, höhere Ausprägung erhalten zu haben. Hier wie dort
ein Sinn, der sich vorzugsweise den äusseren Zwecken des Lebens, der
Herrschaft und des Besitzes , hingibt, der diese aber mit einer seltnen
Grossartigkeit der Intention zu verwirklichen weiss; zugleich jedoch ein
Wohl noch gesteigerter Mangel an selbständigem, originalem künstlerischen
Genie, der die Römer anfangs zu Schülern der Etrusker, später zu Nach-
ahmern der Griechen macht. Wir finden, dass sie sich dieser Armuth selbst
bewusst sind, ohne dieselbe zu beklagen. Denn ihrem herrschbegierigen
Sinn erscheint es als die höchste Aufgabe des Daseins, die andern Völker
zu unterjochen, dem Erdkreis Gesetze vorzuschreiben. Mögen dann die
Andern kunstübend und gebildet sein; müssen sie doch mit ihren Geistes-
werken das Leben der stolzen Sieger zieren, die von der Kunst Nichts ver-
langen, als dass sie die anmuthige Dienerin der Macht sei. Dies war die
Grundanschauung, welche die Römer von der Kunst hatten. Es war ihnen
wohl gegeben, die äussere Formschönheit der griechischen Werke zu er-
kennen und zu bewundern; aber es blieb ihnen versagt, die Kunst als die
ideale Verklärung des Volksgeistes, als seine lebensvollste Erscheinungs-
form zu betrachten. Fassten sie doch Alles nach den Grundsätzen äusserer
 
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