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Viertes Buch.
Profanbauten.
Mangel ge-
schichtlicher
Entwicklung.
Syrische
Bauten.
Moschee zu
Jerusalem.
In den Profanbauten, den Schlössern, Bädern, Wohnhäusern,
gruppirt sich, der morgenländischen Sitte des nach Aussen abgeschlossenen,
nach Innen sich in träumerischer Müsse ergehenden Daseins gemäss, die
ganze Anlage um einen mit Säulengängen umzogenen Hofraum. Spring-
brunnen verbreiten erfrischende Kühlung, die man unter dem Schatten des
weit vorspringenden Daches mit Behagen gemessen kann. Am grossartig-
sten entfaltet sich diese Bauweise an den Karawanserai’s, jenen aus-
gedehnten Herbergen des Morgenlandes, in welchen um einen geräumigen,
mit Springbrunnen versehenen Hof eine'Menge von Gemächern, Hallen
und oft prachtvoll geschmückten Sälen sich reiht.
Dass die muhamedanische Architektur keine innere Geschichte
haben konnte, liegt in ihrem unorganischen Wesen schon begründet. Es
fehlte ihr nicht bloss die feste Grundform, an welcher sich eine genetische
Entwicklung hätte vollziehen können : es mangelte jenen Völkern auch an
dem tieferen Sinne für architektonische Konsequenz, ohne welche es kein
Baustyl zu einer wahrhaften Fortbildung zu bringen vermag. Ihre schöpfe-
rische Genialität bewährte sich nicht an dem Kern, dem innern Gerüste der
Architektur, sondern nur an der Schale, dem äusserlich Dekorativen. Auf
diesem Gebiete allerdings ist Schönes und wahrhaft Bewundernswerthes
geleistet worden; doch blieb der Geist des Orients auch hierin, bei aller
Beweglichkeit im Einzelnen, bei dem mit dem zunehmenden Luxus stei-
genden Reichthume der Ausstattung, im Charakter wesentlich unverändert.
Dagegen liefern die Umgestaltungen, mit welchen dieser Styl das von den
unterjochten Völkern Aufgenommene sich aneignete, der Betrachtung man-
chen anziehenden Gesichtspunkt. Wir verfolgen desshalb die Thätigkeit
der muhamedanischen Architektur in den verschiedenen Ländern nach
ihren hervorragendsten Erzeugnissen.
DRITTES KAPITEL.
Aeussere Verbreitung des muhamedanischen Styles.
1. In Syrien, Aegypten und Sicilien.
In Syrien, welches die Schaaren der Araber zuerst erobernd über-
fielen, haben wir einige der frühsten Bauten des Islam zu suchen. Die vom
Kalifen Omar gleich nach der im J. 637 erfolgten Eroberung der Stadt, auf
der Stelle des Salomonischen Tempels erbaute Moschee el Haram zu
Jerusalem ist eine der ältesten. Wenn, wie wir wissen, noch der Nach-
folger Omar’s, der Kalif Walid, sich Baumeister von Konstantinopel kom-
men liess, so ist um so sicherer anzunehmen, dass auch diese Moschee von
christlichen, und zwar byzantinischen Architekten erbaut worden ist. Ihre
Viertes Buch.
Profanbauten.
Mangel ge-
schichtlicher
Entwicklung.
Syrische
Bauten.
Moschee zu
Jerusalem.
In den Profanbauten, den Schlössern, Bädern, Wohnhäusern,
gruppirt sich, der morgenländischen Sitte des nach Aussen abgeschlossenen,
nach Innen sich in träumerischer Müsse ergehenden Daseins gemäss, die
ganze Anlage um einen mit Säulengängen umzogenen Hofraum. Spring-
brunnen verbreiten erfrischende Kühlung, die man unter dem Schatten des
weit vorspringenden Daches mit Behagen gemessen kann. Am grossartig-
sten entfaltet sich diese Bauweise an den Karawanserai’s, jenen aus-
gedehnten Herbergen des Morgenlandes, in welchen um einen geräumigen,
mit Springbrunnen versehenen Hof eine'Menge von Gemächern, Hallen
und oft prachtvoll geschmückten Sälen sich reiht.
Dass die muhamedanische Architektur keine innere Geschichte
haben konnte, liegt in ihrem unorganischen Wesen schon begründet. Es
fehlte ihr nicht bloss die feste Grundform, an welcher sich eine genetische
Entwicklung hätte vollziehen können : es mangelte jenen Völkern auch an
dem tieferen Sinne für architektonische Konsequenz, ohne welche es kein
Baustyl zu einer wahrhaften Fortbildung zu bringen vermag. Ihre schöpfe-
rische Genialität bewährte sich nicht an dem Kern, dem innern Gerüste der
Architektur, sondern nur an der Schale, dem äusserlich Dekorativen. Auf
diesem Gebiete allerdings ist Schönes und wahrhaft Bewundernswerthes
geleistet worden; doch blieb der Geist des Orients auch hierin, bei aller
Beweglichkeit im Einzelnen, bei dem mit dem zunehmenden Luxus stei-
genden Reichthume der Ausstattung, im Charakter wesentlich unverändert.
Dagegen liefern die Umgestaltungen, mit welchen dieser Styl das von den
unterjochten Völkern Aufgenommene sich aneignete, der Betrachtung man-
chen anziehenden Gesichtspunkt. Wir verfolgen desshalb die Thätigkeit
der muhamedanischen Architektur in den verschiedenen Ländern nach
ihren hervorragendsten Erzeugnissen.
DRITTES KAPITEL.
Aeussere Verbreitung des muhamedanischen Styles.
1. In Syrien, Aegypten und Sicilien.
In Syrien, welches die Schaaren der Araber zuerst erobernd über-
fielen, haben wir einige der frühsten Bauten des Islam zu suchen. Die vom
Kalifen Omar gleich nach der im J. 637 erfolgten Eroberung der Stadt, auf
der Stelle des Salomonischen Tempels erbaute Moschee el Haram zu
Jerusalem ist eine der ältesten. Wenn, wie wir wissen, noch der Nach-
folger Omar’s, der Kalif Walid, sich Baumeister von Konstantinopel kom-
men liess, so ist um so sicherer anzunehmen, dass auch diese Moschee von
christlichen, und zwar byzantinischen Architekten erbaut worden ist. Ihre