Drittes Kapitel. Aeussere Verbreitung des muhamedanischen Styles. 173
Anlage weist deutlich auf solchen Ursprung hin. Sie hat eine achteckige
Grundform, im Innern durch zwei koncentrische, aus Säulen und Pfeilern
gemischte Kreise getheilt. Ueber dem Mittelraume steigt aus dem flachen
Dache eine Kuppel empor. Auch die Säulen erinnern in der Form ihrer
Kapitale noch an römische Art. — Dass in Damaskus auf Befehl des-
selben Kalifen Omar die Basilika des h. Johannes den Christen und Muha-
medanern zu gemeinsamer Benutzung überwiesen wurde, fand bereits Er-
wähnung. Walid, der später die Christen ausschloss, errichtete auf ihr eine
hoch aufragende Kuppel, legte einen Vorhof mit Säulenhallen an ihreFacp.de
und schmückte sie mit drei Minarets. — Um zu beweisen, wie schwankend
in jener Zeit die Grundformen der Moscheen waren, fügen wir den beiden
Beispielen als drittes, wiederum verschiedenes die ebenfalls von Walid er-
richtete Moschee zu Medina hinzu. Diese besteht nur aus einem Hofe,
der auf drei Seiten von dreifachen, auf der vierten von zehnfachen Arkaden-
reihen umgehen wird.
Zu einem festeren Style entwickelte sich die muliamedanische Archi-
tektur in Aegypten, welches schon unter Omar durch dessen Feldherrn
Amru dem Islam unterworfen wurde. Der ernste, strenge Geist der alten
Denkmäler des Landes hat offenbar einen imponirenden Eindruck auf die
Eroberer gemacht und auf ihre baulichen Unternehmungen mancherlei Ein-
fluss geübt. Was zunächst die Grundform der Moscheen betrifft, so folgt
dieselbe regelmässig der Anlage eines von Arkaden umschlossenen Hofes.
Die eine Seite der Hallen, von dem Uebrigen durch Gitter mit Thoren ab-
getrennt, hat eine grössere Tiefe. Auf der Mitte des Hofes erhebt sich ein
von einer Kuppel überdachter Brunnen für die Waschungen. Die Minarets
sind zum Theil rund, zum Theil polygon oder rund auf viereckigem Unter-
bau; Bemerkenswerth ist vorzüglich, dass die Architektur, ohne Zweifel
unter dem Einflüsse der altägyptischen Denkmäler, eine massenhaftere An-
lage aufweist, die sich besonders in einem kräftigen Pfeilerbaue und in der
soliden Ausführung in Quadern kund gibt. Das würfelförmige Kapital,
welches man bisweilen auf den Säulen antrifft, ist offenbar byzantinischer
Abkunft. Sodann tritt die Form des Spitzbogens hier am frühesten auf
und wird in einfach gemessener AVeise angewandt. Auch die Kuppeln be-
scheiden sich mit einer schlichten runden Linie.
Zu den ältesten Gebäuden gehört hier die im J. 643 gegründete Mo-
schee des Amru in Alt-Kairo. Ihre Portiken ruhen auf antik-römi-
schen Säulen, deren Kapitale den byzantinischen Würfel-Aufsatz zeigen.
Von diesem steigen die hufeisenförmigen, im Scheitel zugespitzten Bögen
auf, die vielleicht erst einer Umänderung des 9. Jahrhunderts angehören.
DenSpitzbogen findet man an der 885 gegründeten Moschee Ihn Tulun
zu Kairo, deren Hof von drei Arkadenreihen, an der Seite des Heilig-
thumes von fünfen, eingeschlossen wird. Ihre Bögen ruhen auf kräftigen
viereckigen Pfeilern, welche die schöne Anordnung haben, dass sie an jeder
Ecke sich mit einer Säule verbinden. Diese ansprechende Gliederung führte
indess auch hier nicht zu einer weiteren Entwicklung. Ungemein reich und
prachtvoll ausgestattet ist die Moschee des Sultan Hassan, 1356 er-
baut , besonders aber durch eine von den übrigen ägyptischen Bauten ganz
abweichende Grundform ausgezeichnet. Diese bildet nämlich ein Kreuz,
indem nach vier Seiten sich grosse überdeckte Bäume an den in der Mitte
Damaskus.
Medina.
Aegypten.
Moschee in
Alt-Kairo.
Moscheen zu
Kairo.
Anlage weist deutlich auf solchen Ursprung hin. Sie hat eine achteckige
Grundform, im Innern durch zwei koncentrische, aus Säulen und Pfeilern
gemischte Kreise getheilt. Ueber dem Mittelraume steigt aus dem flachen
Dache eine Kuppel empor. Auch die Säulen erinnern in der Form ihrer
Kapitale noch an römische Art. — Dass in Damaskus auf Befehl des-
selben Kalifen Omar die Basilika des h. Johannes den Christen und Muha-
medanern zu gemeinsamer Benutzung überwiesen wurde, fand bereits Er-
wähnung. Walid, der später die Christen ausschloss, errichtete auf ihr eine
hoch aufragende Kuppel, legte einen Vorhof mit Säulenhallen an ihreFacp.de
und schmückte sie mit drei Minarets. — Um zu beweisen, wie schwankend
in jener Zeit die Grundformen der Moscheen waren, fügen wir den beiden
Beispielen als drittes, wiederum verschiedenes die ebenfalls von Walid er-
richtete Moschee zu Medina hinzu. Diese besteht nur aus einem Hofe,
der auf drei Seiten von dreifachen, auf der vierten von zehnfachen Arkaden-
reihen umgehen wird.
Zu einem festeren Style entwickelte sich die muliamedanische Archi-
tektur in Aegypten, welches schon unter Omar durch dessen Feldherrn
Amru dem Islam unterworfen wurde. Der ernste, strenge Geist der alten
Denkmäler des Landes hat offenbar einen imponirenden Eindruck auf die
Eroberer gemacht und auf ihre baulichen Unternehmungen mancherlei Ein-
fluss geübt. Was zunächst die Grundform der Moscheen betrifft, so folgt
dieselbe regelmässig der Anlage eines von Arkaden umschlossenen Hofes.
Die eine Seite der Hallen, von dem Uebrigen durch Gitter mit Thoren ab-
getrennt, hat eine grössere Tiefe. Auf der Mitte des Hofes erhebt sich ein
von einer Kuppel überdachter Brunnen für die Waschungen. Die Minarets
sind zum Theil rund, zum Theil polygon oder rund auf viereckigem Unter-
bau; Bemerkenswerth ist vorzüglich, dass die Architektur, ohne Zweifel
unter dem Einflüsse der altägyptischen Denkmäler, eine massenhaftere An-
lage aufweist, die sich besonders in einem kräftigen Pfeilerbaue und in der
soliden Ausführung in Quadern kund gibt. Das würfelförmige Kapital,
welches man bisweilen auf den Säulen antrifft, ist offenbar byzantinischer
Abkunft. Sodann tritt die Form des Spitzbogens hier am frühesten auf
und wird in einfach gemessener AVeise angewandt. Auch die Kuppeln be-
scheiden sich mit einer schlichten runden Linie.
Zu den ältesten Gebäuden gehört hier die im J. 643 gegründete Mo-
schee des Amru in Alt-Kairo. Ihre Portiken ruhen auf antik-römi-
schen Säulen, deren Kapitale den byzantinischen Würfel-Aufsatz zeigen.
Von diesem steigen die hufeisenförmigen, im Scheitel zugespitzten Bögen
auf, die vielleicht erst einer Umänderung des 9. Jahrhunderts angehören.
DenSpitzbogen findet man an der 885 gegründeten Moschee Ihn Tulun
zu Kairo, deren Hof von drei Arkadenreihen, an der Seite des Heilig-
thumes von fünfen, eingeschlossen wird. Ihre Bögen ruhen auf kräftigen
viereckigen Pfeilern, welche die schöne Anordnung haben, dass sie an jeder
Ecke sich mit einer Säule verbinden. Diese ansprechende Gliederung führte
indess auch hier nicht zu einer weiteren Entwicklung. Ungemein reich und
prachtvoll ausgestattet ist die Moschee des Sultan Hassan, 1356 er-
baut , besonders aber durch eine von den übrigen ägyptischen Bauten ganz
abweichende Grundform ausgezeichnet. Diese bildet nämlich ein Kreuz,
indem nach vier Seiten sich grosse überdeckte Bäume an den in der Mitte
Damaskus.
Medina.
Aegypten.
Moschee in
Alt-Kairo.
Moscheen zu
Kairo.