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Lübke, Wilhelm
Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.29616#0273

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Zweites Kapitel. Romanischer Styl.

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eine auf Gewölbe berechnete Pfeileranlage, vermuthlich vom J. 1 27 2, und
die an einigen sächsischen Kirchen vorkommende Umfassung je zweier
Arkaden durch einen Blendbogen. Einen sehr reichen Uebergangsstyl fin-
det man im Dome zu Lübeck, zwischen 1 266 und 1276 erbaut; eine
Nachahmung des Braunschweiger Domes am Dome zu Ratze bürg aus
dem 13. Jahrh. Besonders edel ausgebildet erscheint der Dom zu Cam-
min mit selbdritt gruppirten Fenstern. Einfach endlich, jedoch mit statt-
licher, an die Kirche zu Loccum erinnernder Choranlage, ist die Kirche des
1170 gegründeten Cisterzienserklosters Zinna, deren Mittelschiff indess
nachträglich überwölbt zu sein scheint.

Fig. 127.

Ansicht der Marienkirche auf dem Harlungerberg.

b. Italien.

Fanden wir in den romanischen Bauten Deutschlands eine grosse verschiedene
Mannichfaltigkeit eigenthümlicher Richtungen, so bietet Italien zwar keinen RlchtuI,oen-
solchen Reichthum an individuell geschlossenen Gruppen dar, wohl aber
macht sich hier in den einzelnen Hauptrichtungen eine viel grössere Ab-
weichung bemerklich. Mittelitalien, wo die antiken Ueberlieferungen inner-
lich und äusserlich am kräftigsten vorherrschten, blieb während der ganzen
romanischen Epoche auf der Stufe des altchristlichen Basilikenbaues stehen.

Sicilien und Unteritalien, unter der Herrschaft der Normannen, fügte dazu
jene eigenthümlichen orientalischen Formen, welche durch die Baukunst
der Mauren hier heimisch geworden w'aren. Oberitalien dagegen, dessen
Yolksstämme am meisten mit germanischem Blute sich gemischt hatten,
betheiligte sich in energischer Weise an der Entwicklung der gewölbten
Basilika, und nur das handeltreibende Venedig gab sich, in Folge seiner
Verbindungen mit dem Osten, völlig dem byzantinischen Bau,Systeme hin.

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