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bereichern es und bewahren es vor phantastischen oder senti-
mentalen Deuteleien. Bei der Erkundung und Bestandsaufnahme
solcher Zeugnisse haben nicht wenige Fachgelehrte, besonders
des 19. Jahrhunderts, Dankenswertes geleistet. Aus ihrer
sauberen Arbeit kann und muß man Nutzen ziehen — was hier
geschieht. Aber die heutige Kunstbetrachtung darf nicht aus
falsch verstandener „Sachlichkeit“ in ihrem Rohstoff stecken-
bleiben. Ihre Aufgabe ist, die Kunst und die Künstler als leben-
dige Produkte und gestaltende Faktoren der Geschichte zu be-
greifen, aus den entscheidenden Zusammenhängen der Epochen
und im Hinblick auf die Dialektik der Entwicklung. Dazu sind
allerdings noch andere Quellenmaterialien nötig als die im
Hauptteil des Bändchens angeführten: diejenigen, aus denen die
Methode zu schöpfen ist, also die Schriften der Klassiker des
Marxismus-Leninismus, und die Ergebnisse der auf derselben
Methode beruhenden Geschichtswissenschaft. Daß es den
Rahmen unseres Vorhabens sprengen würde, eine derartige
Materialsammlung zu versuchen, leuchtet wohl ohne weiteres
Seite 140 ein. Statt dessen wird im Literaturverzeichnis auf einige der —
übrigens leicht zu erlangenden — Bücher hingewiesen, die da-
bei zu benutzen wären. Sie enthalten das Wesentliche über die
Reformation und verhelfen damit auch zur Klarheit über Lucas
Cranach.

Der Lektüre des Hauptteiles istferner vorauszuschicken, daß die
dort vereinigten Miszellen keineswegs eine vollständige Doku-
mentensammlung zur Cranach-Forschung bilden. Sie sind in
der Absicht zusammengetragen, die Persönlichkeit des Mei-
sters, seine soziale Lage und seine Beziehungen zur Reformation
und den sächsischen Territorialfürsten zu veranschaulichen sp-
wie ein wenig das geistige Klima der Zeit und des Ortes spürbar
zu machen. Auf die in den mitteldeutschen Archiven vorhan-
denen Urkunden und Rechnungsbelege, die zumeist auf
Cranachs Tätigkeit als Hofmaler zurückgehen, ist ebenso ver-
zichtet worden wie auf seine eigenen Briefe 2. Bevorzugt sind
Mitteilungen und Urteile über den Menschen und Künstler, die
aus chronistischen Aufzeichnungen und alten Historienbüchern,
der Poesie und Rhetorik von Wittenberger Akademikern und
Predigern sowie aus dem Mund und der Feder Martin Luthers
stammen. IndenArchivenhatderHerausgeber nicht gearbeitet;

s Eineumfassende Publikation dicses Archivbesitzes wirdin Weimar vorbereitet.

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