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und bei den drei Gemälden meines Albrecht, die sich
ebendaselbst befinden und die nach der Meinung von
Künstlern mit den dreien wetteifern sollen, die man von
Apelles gemalt glaubte — immer mehr erkannt wird,
daß es nichts Lieblicheres, nichts Reizenderes geben
kann. Maler strömen wetteifernd herbei, um sie nach-
zubilden; viele bestätigen nur, was Zeuxis unter seine
Athleten schrieb: Sie ahmen nach, aber keiner kommt
gleich. Mein Lehrer Beroaldus 2 rühmt seinen Lands-
mann Francia von Bologna 3; aber er hat nicht Deine
Werke gesehen, nicht das herzogliche Gemach zu
Coburg, wo Du Hirschgeweihe gemalt hast, nach denen
oft Vögel hinfliegen, die zu Boden fallen, indem sie sich
auf Zweigen niederzulassen meinen. Du hast einstmals
in Österreich Weintrauben auf einen Tisch gemalt, so
natürlich, daß nach Deinem Weggang eine Elster her-
beiflog und, unwillig über die Täuschung, mit Schnabel
und Klauen das neue Werk zerhackte. Zu Coburg hast
Du einen Hirsch gemalt, den fremde Hunde anbellen,
sooft sie ihn erblicken. Was soll ich aber von jenem Eber
sagen, den unser hochherziger Fürst dem Kaiser zum
Geschenk schickte, den Du, gleich jenem von unge-
wöhnlicher Größe, der auf Wittenbergs Fluren erlegt
worden war, so kunstreich — wie es Dir eigen ist —
dargestellt hast, daß ein Jagdhund bei dessen Anblick
mit gesträubten Haaren ein lautes Gebell erhob, bald
aber sein Heil in der Flucht suchte; denn die Hunde
fürchten sich von Natur vor dieser Gattung Wild. ■

Es könnte aber jemand sagen, Vögel und Hunde zu
täuschen, sei auch Zeuxis und dem deutschen Apelles
gelungen, wie ich meinen Dürer zu nennen pflege, der,
wie Marcias Marcus Varro, sein eigenes Bild nach dem
Spiegel gemalt hat und dessen Haushündchen, um dem
Meister seinen Beifall zu zollen, das an die Sonne gestellte

2 Philipp Beroaldus in Bologna (1453 —1505), bekannt durch
eine verbesserte Ausgabe der Kosmographie des Ptolemäus.

3 Francesco Raibolini (1450 —1517).

So
 
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