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Pinsel und Farben zusammengesucht und sich bedacht
hat, was er malen wolle, hier das Werk schon vollendet
und ganz vor Augen gestanden ist. Das müsse man ja
eine besondere Gabe von Gott oder, wie der Herr selbst
redet, einen besonderen Geist Gottes sein und bleiben
lassen. Welche edle Gabe sie nicht neidischerweise ver-
steckt, wie sonst gemeiniglich was Künstler sind ihre
eigenen Köpfe und seltsame Gehirne haben, sondern
ihre Kunst haben sie wohl unter die Leute kommen und
anderen zuteil werden lassen. So haben sie auch ihrer
Kunst sich nicht zu Leichtfertigkeit und Üppigkeit
mißbraucht, inmaßen der leidige Satan sonsten ge-
meiniglich bei großen Künstlern den besten Vorteil hat,
sondern diese beiden vortrefflichen Künstler haben mit
ihren Gaben Gott zu Ehren und gemeinem Nutzen zum
besten gedient.

Wie denn jeglicher Mensch Gottes Ehre und Reich mit
allen Gaben, mit Predigen, Lehren, Schreiben, Malen
und allen Künsten fördern soll. Dessen [den] viel-
gedachten beiden frommen Herren, Vater und Sohn,
nicht allein hier und in diesen Landen, sondern auch
wohl in der Fremde Zeugnis geben werden die schönen
Tafeln, Konterfeie, Epitaphe und dergleichen Gemälde,
so von ihrer Hand gemalt hin und wieder in Kirchen
und Schulen, in Schlössern und Häusern gesehen
werden, dariiber sich noch die dankbare Posterität ver-
wundern und sagen wird, wie ich mich zu erinnern weiß,
ich selbst vor etlichen Jahren von einem hochverständi-
gen Mann gehört habe, da er mir [von] des alten Lucas
Cranachs Kunststücken eines gewiesen hatte, schade
sei es, daß diese künstlichen Hände faulen sollten . . .

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