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Von welchem ich vor Leid mein graues Haupt bestreu’.
Mein Gott! Wie ändern sich die Zeiten und die Tage!
Wie wechseln Lust und Last, die Fröhlichkeit und Klage,
Wie ruhig sang ich sonst am Ufer von dem Rhein,
Wie traurig muß mein Lied hier an der Elbe sein,
Vom Kriege, Blut und Raub, von Flammen, Schutt und
Kohlen:

Wer wird dich, Wittenberg, aus deiner Asche holen?
Wer bringt dein Gotteshaus nach dem erlittenen Brand
Zu seinem alten Glanz, in seinen ersten Stand?
Gesetzt, es wird auch einst von neuem aufgeführt
Und auf das herrlichste von innen ausgeziert,

Bleibt, leider, alles doch nur Unvollkommenheit,
Unwiederbringlich sind die Zierden alter Zeit.

Ach! Der Verlust ist nun nicht wieder zu erstatten:
Wer mischt, wie Cranach tat, so künstlich Licht und
Schatten?

Wann kommt so ein Altar, so manches Meisterstück,
So manch’ Gedächtnismal je wiederum zurück? . . .

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