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Magnus, Julius <Dr.>
Einbalsamiren der Leichen in alter und neuer Zeit: ein Beitrag zur Geschichte der Medicin — Braunschweig, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29374#0031
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wandten, Betrachtungen anzustelleu, wodurch es mög-
lich wird, die mangelhaften Berichte der gleichzeiti-
gen Geschichtsschreiber und ihrer späteren Commen-
tatorcn zu ergänzen.

Das Alter dcr Kunst des Einbalsamirens bei
den Aegyplern läfst sich hci der dunkeln Geschichte
dieses Yolkes nicht hestiinmen, sie reicht aber bis
ins früheste Mythenalter hinauf. Hermes soll den
Leichnam des fahelhaften Königs Osiris zuerst bal-
samirt und diese Kunst, so wie andcre Wissenschaf-
ten, die Priester gelehrt hahen, welche dieselhe dann,
wie Herodot erzählt, in ihrer Kaste vererbten. So
wurde seit vielleicht 2000 Jahren vor Chr. G. bis
Herodots Zeit, wenn aueh wahrscheinlich, wie dies
die Fort - und Rückschritle in Künsten und Wfssen-
schaften mit sich hrachten, nicht in derselhen VEeise,
diese Kunst geübt, so hestand sie in Diodors Zeit-
alter und erhielt sich unter den Ptolemäern, obgleich
sie auch da schon nicht mchr iti der früheren All-
gemeinheit angewandt wurde, und ging vermuthlich
unter der Herrschaft der Römer, wo sich die Ein-
wohner des Landes die fremden Sitten mehr aneig-
neten, naeh und nach verloren. Doch finden wir
auch aus dem dritten und vierten Jahrhundert nach
Chr. Geh. noch Spuren, dafs das Balsamiren in Ae-
gypten geübt wurde. So erzählt St. Athanasius im
Leben des heiligen Antonius (-j- 356), dafs die Chri-
sten in Aegypten den Gebrauch gehabt hätten, die
Leichen der lhrigen und so auch der Märtyrer ein-
zubalsamiren und in ihren Häusern aufzuhcwahren,
und dafs der Ileilige, um dem zu entgehen, in die
Wüste gewandert wäre *). Auch St. Augustin sagt

*) Bernard de Montfaucon. L’antiquite' expliquee ete.
Paris 1719. fol. Tom. V. parl. 2. pag. 175.
 
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