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Magnus, Julius <Dr.>
Einbalsamiren der Leichen in alter und neuer Zeit: ein Beitrag zur Geschichte der Medicin — Braunschweig, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29374#0032
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in seinen Sermonen, dafs zn seiner Zeit im Anfange
des fiinften Jahrhunderts noch Mumien gemacht wä-
ren. Zur Zeit der arabischen Herrschaft mufs sich
keine Spur mehr davon gefunden haben, dcnn we-
der die arabischen noch die tahnudischen Schriften,
deren viele zu der Zeit in Alexandrien verfafst sind,
erwähnen elwas davon.

Die Sitle des Einbalsamirens hatte ihren Gnind
in der Religion der Aegypter. Diese lehrte die See-
lenwanderung und man glaubte, dafs die abgescbie-
dene Seele, um sich von den begangenen Siinden
zu reinigen, in einen Thierkörper iibcrgehe. Slürbe
dieses Thier, so wiirde sie nach Umsländen in ein
anderes Thier versetzt und so fort, bis nach 3000
Jahren die Seele, geläutert, wieder in einen mensch-
lichen Körper einzöge und nach einem tugendhaften
Leben von den Göttern aufgeuommen wiirde. Kur
sehr tugendhafle Menschen und unschuldige Kinder
(daher wenig Kindermumien), gingen unnutlelbar zu
den Göltern. Wenn aber der Körpe]' erhalten
wiirde, so bliebe die Seele, die während des Lebens
in demselben gewohnt hätte, auch nach dem Tode
aufserhalb desselben. in seiner Nähe schwebend und
entginge auf diese Weise der Strafe der Seelenwan-
derung. Aus diesem Grunde also suchten sic die
Form des Körpers so lange als möglich zu erhalten,
und so entstand und bildete sich die Kunst des Ein-
balsamirens aus.

Um die einbalsamirten Leichen vor äufsern
Schädlichkeiten zu schützen, venvahrten sie dieselben
in Höhlen und Schachten, die tief in die Felsen ge-
hauen waren, und die alten Könige errichteten fiir
sich zu diesem Zwecke schon bei ihren Lebzeilen
jene ungeheuren Pyramiden, die noch nach Jahrtau-
senden von dem Kunstsinne dieses merkwürdigen
 
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