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Harck, Ole
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 13): Das Gräberfeld auf dem Heidberg bei Billerbeck, Kr. Lüchow-Dannenberg — Hildesheim: Verlag August Lax, 1978

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65828#0094
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Verbindungen zur Elb-Havel-Gruppe, aber auch Beziehungen zu Kulturgruppen im Westen
und im Norden an (Abb. 1). Zahlreiche Befunde wie Brandgruben, Einzelfunde, Pfosten
und Gruben haben ebenfalls Entsprechungen auf anderen Friedhöfen. Ihre Funktion im
Kult geschehen auf dem Gräberfeld ist derzeit noch unbekannt.

IV. Ältere vorrömische Eisenzeit
Während die jüngere Bronzezeit, die Kaiserzeit und die Völkerwanderungszeit durch
verschiedenartige Befunde auf dem Friedhof überliefert sind, gibt es aus der vorrömischen
Eisenzeit nur Urnen und Leichenbrandhaufen. Beide Bestattungsarten kommen nahezu
gleichmäßig verteilt auf dem untersuchten Areal vor, nur im äußersten Norden sind
lediglich Urnen geborgen worden (Taf. 56—58). Die Kartierung von Funden, Fundkombi-
nationen und Verzierungsmerkmalen ergab eine Dreiteilung des Friedhofes: Im Norden über-
wiegen zahlenmäßig die ungegliederten Töpfe, Ringkopf- und Kugelkopfkropfnadeln, südlich
anschließend sind vor allem zwei- und dreigliedrige Keramik, Verzierungsmerkmale wie
Knubben, Dellen und Riefen sowie Gürtelhaken, Bombennadeln, Zwecken und einfache
Segelohrringe verbreitet, während am Südrand des in der vorrömischen Eisenzeit belegten
Areals „todendorfähnliche“ Keramik, kammstrichverzierte Gefäße mit Glättmuster, verzier-
te oder durchbohrte Segelohrringe und Leichenbrandhaufen mit Scherben von mehreren
Gefäßen als Beimengung vorkommen (Taf. 56—57,1).
Im Befund zeigte sich, daß Urnen völlig mit Rollsteinen umgeben oder mit Steinen um
den Gefäßbauch im Nordbereich zahlreicher als im Süden vertreten waren, Urnen ohne
Steinschutz oder mit Gerollen um den Gefäßrand dagegen im Südteil dominierten (Taf.
57,2). Bei den Leichenbrandhaufen überwogen Fundstellen mit einem Deckgefäß und einem
Deckstein in der nördlichen Friedhofshälfte, Knochenlager mit Steinschutz an der Sohle
dagegen im Süden (Taf. 58, 2). Die jüngste Phase der vorrömischen Eisenzeit auf dem
Friedhof tritt nicht bei der Befundkartierung hervor.
Es stellt sich die Frage, ob es möglich ist, die oben beschriebenen Gruppierungen
besonderer Merkmale im Befund mit den Ergebnissen der Fundanalyse zu parallelisieren.
Eine Überprüfung der Resultate auf benachbarten Gräberfeldern läßt sich zur Zeit nicht
durchführen; auch ist nicht bekannt, ob der Grabbrauch eine großräumig verbreitete
Tradition oder lediglich eine Kultsitte der Kleinregion widerspiegelt, wie z. B. aus einem
Zahlenvergleich zwischen Umengräbern und Knochenlagem in Billerbeck und anderen
Teilen des Elb-Raumes hervorzugehen scheint (siehe S. 54 ff.).
Das Fehlen von Sekundäranlagen des Grabkultes aus der vorrömischen Eisenzeit kann
darauf beruhen, daß z. B. Ustrinen, die häufig am Rande oder außerhalb des eigentlichen
Friedhofsbereiches gelegen waren, nicht untersucht worden sind (HINGST 1974, Karte 18).
Es ist auch denkbar, daß ein lokaler Brauch hier zum Ausdruck kommt, denn z. B. in
Bollensen, Kr. Uelzen, und Lanz, Kr. Ludwigslust, fanden sich Gruben, Scherbenstellen
und Verfärbungen mit Branderde gefüllt zwischen den zeitgleichen Gräbern, was in Biller-

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