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Claus, Martin; Fansa, Mamoun
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 18): Palithi: die Keramik der jüngeren Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit und des Mittelalters aus dem Pfalzbereich von Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1983

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65794#0022
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10. Jahrhundert überbrückt werden könnte. Muß aus dieser Tatsache etwa auf einen, archäologisch
noch nicht faßbaren, Platzwechsel innerhalb eines enger begrenzten lokalen Bereichs geschlossen
werden? Um diese für die Siedlungsgeschichte des Königshofes Pöhlde wichtige Frage klären zu
können, bedarf es weiterer Untersuchungen. Im Gelände der Pöhlder Pfalz fehlt es auch an älteren
Besiedlungsspuren, wie sie z. B. bei den Pfalzen Tilleda und Werla nachgewiesen wurden, die allein
schon durch die natürliche Landschaftsform als bevorzugte Siedlungsplätze ausgewiesen sind
(Grimm 1968, 79 f.; VOIGT 1969, 305; SCHROLLER 1938, 58 ff.; 1965, 148 f.). Auf dem Hagenberg
bei Göttingen, dem Gelände der Pfalz Grona, scheinen ältere vor der Pfalzenzeit liegende Besied-
lungsspuren nicht vorhanden zu sein.
Nach den Ergebnissen der Ortsnamenforscheung gehört Pöhldes früheste, urkundlich überlieferte
Namensform „Palithi” aufgrund der Endung „ithi” zur ältesten germanischen Ortsnamenschicht
(FLECHSIG 1953, 43 ff.; 1965, 86 f.). Diese Feststellung kann nunmehr durch die kaiserzeitlichen
Funde aus dem Pfalzbereich auch archäologisch gestützt werden (CLAUS 1978, 77).
Im Gegensatz zum Leinetal, wo die kaiserzeitlichen Siedlungen vor allem auf Schwarzerdeböden in
den Flußniederungen, aber auch auf siedlungsgünstigen Höhen an Quellen und Quellhorizonten
zu finden sind (RADDATZ 1970, 51), liegt die Pöhlder Siedlung in einer von der „Oder”, der
„Beecke” und dem „Mühlenbach” durchflossenen und von Kiesen und Schottern aufgefüllten
Beckenlandschaft. Bezüglich der Lage kaiserzeitlicher Siedlungen hat VON USLAR (1938, 158) darauf
hingewiesen, daß für die Wahl eines Siedlungsplatzes auch die Nähe von Fernverkehrswegen eine
Rolle gespielt haben kann. Während MAIER und PETERS (1965, 38) für die Siedlungen im Göttinger
Gebiet des Leinetales diese Feststellung als offene Frage ansehen, ist für Pöhlde die Verbindung zu
Fernstraßen ganz offensichtlich (CLAUS 1978, 38 ff. Abb. 9).
Es kann nicht Aufgabe dieser Materialvorlage sein, den Fundstoff noch weiter, vor allen Dingen hin-
sichtlich kulturgeschichtlicher Verbindungen und historischer Fragen, auszuwerten. Dafür ist seine
Aussagefähigkeit zu gering bzw. zu unsicher; er würde über den bisher erreichten Forschungsstand
nicht hinausführen (VON USLAR 1938, 87 ff.; 173 ff.; RADDATZ 1979, 50 ff.). Die von VON USLAR
(1980, 711; Abb. 5) vorgelegte Karte zur Verbreitung germanischer Keramik von der Spätlatenezeit
bis in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. kann für Südniedersachsen nunmehr durch die
Fundstellen aus dem südwestlichen Harz vorland ergänzt werden (CLAUS 1979, 27 ff.; 36 f.). Es
bleibt abzuwarten, inwieweit sich das Siedlungsbild durch weitere Forschungen, vor allen Dingen
aber auch durch gut datierte Grabfunde, noch verdichtet und damit auf eine sicherere Basis gestellt
werden kann.

3.2 Katalog

Vorbemerkungen:
Der Katalog enthält die kennzeichnenden Gefäß-
bruchstücke: Randscherben, Wandscherben mit
Ziermustern und Bodenstücke. Indifferente Scher-
ben sowie kleine Randstücke, bei denen unklar
bleibt, zu welchem Gefäßtyp sie gehören, werden
zusammenfassend aufgeführt.
Das Fundgut stammt aus den verschiedenen Gra-
bungsschnitten im Pfarrgarten (Balttaf 1 u. 2;
Schnitte 14—28) und im südlich anschließenden,
die Pöhlder Kirche umgebenden Kirchhof (Balttaf.
1 u. 3; Schnitte 3—13). Die ursprüngliche Bezeich-
nung der Schnitte im Pfarrgarten mit den Buchsta-

ben A, B usw. bis P, wie sie in den bisherigen Pu-
blikationen angewandt worden war, ist in Klam-
mern beigefugt.
Der Katalog ist folgendermaßen gegliedert:
a) Fundstelle und Befunde.
Die Quadratangaben (Qu) beziehen sich auf die
Quadrateinteilung Abb. B (Kirchhof) und Abb.
C (Pfarrgarten).
b) Fundbeschreibung.
Die Bezeichnungen „Form I, II, III, IV, V, VI”
entsprechen den von R. VON USLAR (1938) ge-
kennzeichneten Gefäßformen.

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