Das schalenartige Gefäß, dessen Randlippe kurz nach außen gezogen und nach innen schräg abge-
strichen ist, erinnert an den fast ausschließlich bei Kachelöfen vorkommenden Randtyp 36 aus Pöhl-
de. Die auf der Randlippe angebrachten Löcher haben einen Durchmesser von 3 mm, und sie wie-
derholen sich in einem Abstand von ca. 2,5 bis 3,5 cm. Diese Löcher — 5 waren erhalten, die zu 31
ergänzt wurden — dienten aller Wahrscheinlichkeit nach für die Aufhängung des Gefäßes. Auf der
Wand (Stärke 7—8 mm) sind ebenfalls Löcher — verschiedener Form und Größe — angebracht:
kreisförmige Öffnungen (Durchmesser 2,8 cm), die regelmäßig auftauchen und zwischen denen, in
Vertikallage, sich rechteckige Öffnungen mit den Maßen 3,7 cm x 1,0 cm befinden. Darüber — un-
regelmäßig verteilt — finden sich solche in Horizontallage. Das Gefäß mißt 9,3 cm in der Höhe, hat
einen Öffnungsdurchmesser von 30 cm und einen Bodendurchmesser von 26 cm. Der graue, fein-
sandig gemagerte Ton ist ziemlich hart gebrannt.
Fundorte — Kirchengelände — und Machart könnten dafür sprechen, daß dieses Gefäß als Weih-
rauchschale seine Verwendung fand, und deuten auf eine Entstehungszeit im 14./15. Jahrhundert
hin, die auch für alle übrigen Gefäße aus diesem Bereich angenommen wird. SCHÜTTE fand bei der
Ausgrabung in Göttingen, Burgstraße 37 — Ritterplan, ähnliche Gefäßformen, aber aus Ziegelton.
Er bezeichnet dieses Gefäß als Kohlebecken (SCHÜTTE o. J., 5 Abb.). Vielleicht war es auch als
Rauchgefäß gedacht.
4.2.2 Zeitliche Stellung des Fundmaterials
Nachdem die gesamte hoch- und spätmittelalterliche Keramik der Pöhlder Grabung nach Eigen-
schaften definiert und statistisch beschrieben worden ist, soll hier eine — allerdings nur relative —
Chronologie dieses Materials entwickelt werden. Aufgrund der vielfach ge- und zerstörten Gra-
bungsflächen entbehren die stratigraphischen Angaben jener Genauigkeit, die allein für die Lösung
chronologischer Fragen relevant ist. Insofern stellt der hier vorgenommene Versuch einer zeitli-
chen Einordnung der Funde lediglich einen methodischen Ansatz dar, der sich zwangsläufig an Ver-
gleichsmaterial der Literatur orientieren muß. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß sich die Methode
der Chorologie — d. i. die Horizontalstratigraphie im Egger’schen Sinne, deren relativ chronologi-
sche Aussage auf der horizontalen Verteilung des Fundmaterials auf den Grabungsflächen beruht
— ebensowenig zur Erstellung einer zeitlichen Bestimmung der verschiedenen Bauten anwenden
läßt wie die Methode der vertikalen Stratigraphie.
Bis vor kurzem war die Untersuchung der hoch- und spätmittelalterlichen sowie der frühneuzeitli-
chen Keramik noch eine Domäne der Kunsthistoriker und Volkskundler, die von ästhetischen und
kunsthistorischen Merkmalen ausgingen. In den letzten Jahrzehnten erlebte die Archäologie des
Mittelalters und der Neuzeit nicht nur in Niedersachsen einen beachtlichen Aufschwung. So erfolg-
ten im verstärkten Maße Untersuchungen von Keramik dieser Zeit nach typologischen und chrono-
logischen Gesichtspunkten (PLATH 1958; JANSSEN 1967; STEPHAN 1978/79). Abgesehen von der Ar-
beit GRIMMs über die Entwicklung der mittelalterlichen Keramik in den Harzlandschaften liegt je-
doch kein absolut chronologisch gültiges Gerüst für den nordwestdeutschen Raum vor, das als Da-
tierungsgrundlage für das ausgegrabene Material dienen könnte (GRIMM 1933, 1 ff.); denn trotz
moderner Grabungsmethoden machen die starken, durch Bebauungen späterer Jahrhunderte her-
vorgerufenen Störungen und Zerstörungen der Fundstellen eine klare Aussage hinsichtlich der Da-
tierung in der Regel unmöglich.
Eine weitere Schwierigkeit bei der Bearbeitung mittelalterlicher Keramik stellt im Vergleich zu den
vorgeschichtlichen Epochen die bemerkenswerte Vielfalt der Herstellungstechniken, Waren, Bear-
beitungsformen und Funktionen sowie die große Zahl der Gefäße dar. Die über lange Zeiträume
gleichbleibende Herstellung bestimmter Waren, Gefäßformen und Randtypen kompliziert die ty-
pologische und chronologische Gliederung ebenso wie die synchron gleichmäßige und ausgedehnte
Verteilung der mangels ortsspezifischer Merkmale hinsichtlich ihres Ursprungsgebietes nicht ein-
deutig bestimmbaren Keramik.
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strichen ist, erinnert an den fast ausschließlich bei Kachelöfen vorkommenden Randtyp 36 aus Pöhl-
de. Die auf der Randlippe angebrachten Löcher haben einen Durchmesser von 3 mm, und sie wie-
derholen sich in einem Abstand von ca. 2,5 bis 3,5 cm. Diese Löcher — 5 waren erhalten, die zu 31
ergänzt wurden — dienten aller Wahrscheinlichkeit nach für die Aufhängung des Gefäßes. Auf der
Wand (Stärke 7—8 mm) sind ebenfalls Löcher — verschiedener Form und Größe — angebracht:
kreisförmige Öffnungen (Durchmesser 2,8 cm), die regelmäßig auftauchen und zwischen denen, in
Vertikallage, sich rechteckige Öffnungen mit den Maßen 3,7 cm x 1,0 cm befinden. Darüber — un-
regelmäßig verteilt — finden sich solche in Horizontallage. Das Gefäß mißt 9,3 cm in der Höhe, hat
einen Öffnungsdurchmesser von 30 cm und einen Bodendurchmesser von 26 cm. Der graue, fein-
sandig gemagerte Ton ist ziemlich hart gebrannt.
Fundorte — Kirchengelände — und Machart könnten dafür sprechen, daß dieses Gefäß als Weih-
rauchschale seine Verwendung fand, und deuten auf eine Entstehungszeit im 14./15. Jahrhundert
hin, die auch für alle übrigen Gefäße aus diesem Bereich angenommen wird. SCHÜTTE fand bei der
Ausgrabung in Göttingen, Burgstraße 37 — Ritterplan, ähnliche Gefäßformen, aber aus Ziegelton.
Er bezeichnet dieses Gefäß als Kohlebecken (SCHÜTTE o. J., 5 Abb.). Vielleicht war es auch als
Rauchgefäß gedacht.
4.2.2 Zeitliche Stellung des Fundmaterials
Nachdem die gesamte hoch- und spätmittelalterliche Keramik der Pöhlder Grabung nach Eigen-
schaften definiert und statistisch beschrieben worden ist, soll hier eine — allerdings nur relative —
Chronologie dieses Materials entwickelt werden. Aufgrund der vielfach ge- und zerstörten Gra-
bungsflächen entbehren die stratigraphischen Angaben jener Genauigkeit, die allein für die Lösung
chronologischer Fragen relevant ist. Insofern stellt der hier vorgenommene Versuch einer zeitli-
chen Einordnung der Funde lediglich einen methodischen Ansatz dar, der sich zwangsläufig an Ver-
gleichsmaterial der Literatur orientieren muß. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß sich die Methode
der Chorologie — d. i. die Horizontalstratigraphie im Egger’schen Sinne, deren relativ chronologi-
sche Aussage auf der horizontalen Verteilung des Fundmaterials auf den Grabungsflächen beruht
— ebensowenig zur Erstellung einer zeitlichen Bestimmung der verschiedenen Bauten anwenden
läßt wie die Methode der vertikalen Stratigraphie.
Bis vor kurzem war die Untersuchung der hoch- und spätmittelalterlichen sowie der frühneuzeitli-
chen Keramik noch eine Domäne der Kunsthistoriker und Volkskundler, die von ästhetischen und
kunsthistorischen Merkmalen ausgingen. In den letzten Jahrzehnten erlebte die Archäologie des
Mittelalters und der Neuzeit nicht nur in Niedersachsen einen beachtlichen Aufschwung. So erfolg-
ten im verstärkten Maße Untersuchungen von Keramik dieser Zeit nach typologischen und chrono-
logischen Gesichtspunkten (PLATH 1958; JANSSEN 1967; STEPHAN 1978/79). Abgesehen von der Ar-
beit GRIMMs über die Entwicklung der mittelalterlichen Keramik in den Harzlandschaften liegt je-
doch kein absolut chronologisch gültiges Gerüst für den nordwestdeutschen Raum vor, das als Da-
tierungsgrundlage für das ausgegrabene Material dienen könnte (GRIMM 1933, 1 ff.); denn trotz
moderner Grabungsmethoden machen die starken, durch Bebauungen späterer Jahrhunderte her-
vorgerufenen Störungen und Zerstörungen der Fundstellen eine klare Aussage hinsichtlich der Da-
tierung in der Regel unmöglich.
Eine weitere Schwierigkeit bei der Bearbeitung mittelalterlicher Keramik stellt im Vergleich zu den
vorgeschichtlichen Epochen die bemerkenswerte Vielfalt der Herstellungstechniken, Waren, Bear-
beitungsformen und Funktionen sowie die große Zahl der Gefäße dar. Die über lange Zeiträume
gleichbleibende Herstellung bestimmter Waren, Gefäßformen und Randtypen kompliziert die ty-
pologische und chronologische Gliederung ebenso wie die synchron gleichmäßige und ausgedehnte
Verteilung der mangels ortsspezifischer Merkmale hinsichtlich ihres Ursprungsgebietes nicht ein-
deutig bestimmbaren Keramik.
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