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Cosack, Erhard; Caselitz, Peter; Zippel, Dietrich [Bearb.]; Kullig, Claus-Günther [Bearb.]; König, Veronica [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 26): Neue bronze- und eisenzeitliche Gräberfelder aus dem Regierungsbezirk Hannover — Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.68708#0192
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Befunde bei den Bestattungen von Frauen etwas deutlicher, wenngleich hier auch nur ein niedriges
Abhängigkeitsverhältnis (r = 0,3380) zu bemerken ist. Anders hingegen verhält es sich bei den Kin-
dern. Hier ist das Gewicht hoch mit dem mittleren Alter korreliert (r = 0,8483). Dieser Befund ist
eigentlich auch nicht weiter verwunderlich. Da sich der menschliche Körper - und mit ihm ja auch
sein Skelettapparat - von der Geburt bis zum Eintritt in das Erwachsenenalter auf seine weitge-
hend genetisch determinierte Körperhöhe entwickelt, verändert sich auch das Gewicht der Kno-
chen in einem mathematisch positiven Verhältnis zum Alter. Erst in der zweiten Hälfte des zweiten
Lebensjahrzehntes oder an seinem Ende ist das Wachstum soweit abgeschlossen, daß sich jetzt ei-
gentlich konstante Gewichtsverhältnisse des Skelettes finden lassen müßten. Jedoch ist der
menschliche Knochen kein starres Material. Es unterliegt Beanspruchungen, die zu Reaktionen
und Veränderungen des Knochengewebes führen können. So ist sowohl an oftmals altersbedingte
Auflösungserscheinungen (z. B. Osteoporose; vgl. allgemein Delling 1973, Nikitjuk 1972, Vogel
et al. 1989 sowie Woggan 1984) als auch an im weitesten Sinne knochenbildende Phänomene (z.
B. Verknöcherung von Knorpelgewebe mit zunehmendem Alter) zu denken, deren Einwirkungen
auf das Knochengewicht sich allerdings auch gegenseitig aufheben können. Hingewiesen sei noch
darauf, daß geschlechtsspezifische Unterschiede bei dem biologischen Alterungsprozeß des Er-
wachsenenskelettes hinlänglich bekannt sind, die das Bild zusätzlich verwirren können.
Bei 52 Brandknochenserien der Bronzezeit und älteren Eisenzeit konnte ein durchschnittliches Ge-
wicht von 480,92 Gramm ermittelt werden (vgl. Caselitz in Vorb.). Vernachlässigen wir den in die-
sem Wert einbezogenen Befund des Godshorner Gräberfeldes, so sinkt die Angabe des durch-
schnittlichen Gewichtes geringfügig auf 475,84 Gramm. Diesem Wert kommt die Angabe für den
bronze- bis ältereisenzeitlichen Bestattungsplatz Hameln-Wangelist (Caselitz 1986) mit 486,26
Gramm recht nahe. Der Mittelwert der Gewichte der Leichenbrände aus Godshorn liegt mit einem
Wert von 740,27 Gramm zwar deutlich über den allgemeinen Beobachtungen, ist aber damit noch
keineswegs auffällig abgesondert oder gar in einem Extrembereich der Verteilung angesiedelt. Als

Abb. 4 Godshorn: Verhältnis der Leichenbrandgewichte zum jeweiligen mittleren Sterbealter der Bestatteten
unter Vernachlässigung der Befunde aus Mehrfachbestattungen.


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