Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heine, Hans-Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 28): Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle im Regierungsbezirk Hannover — 2000

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.68709#0148
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters, ohne
Zusammenhang mit der Wallanlage. Verbleib: LMH.
Historische Bezüge: Datierung: frühes oder hohes Mit-
telalter.
Literatur: A. v. Oppermann, C. Schuchhardt, Atlas vor-
geschichlicher Befestigungen in Niedersachsen. Hanno-
ver 1887-1916,156. - E. Cosack, Die „Burg“ bei Deb-
linghausen, Flecken Steyerberg, Ldkr. Nienburg. Nach-
richten aus Niedersachsens Urgeschichte 54, 1985,
265-270. - H. Dienwiebel, Geschichtliches Ortsver-
zeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz. A-K.
Veröffentlichungen der Historischen Kommission für
Niedersachsen und Bremen 30/4. Hildesheim 1988,119.
Planaufnahme: Bezirksarchäologie Hannover 1978.
257 Landkreis Schaumburg
257/1 Stadt Bad Nenndorf, Gmkg. Bad Nenndorf FStNr. 1
Name: Heisterburg
Lage: TK 25:3622 Barsinghausen und 3722 Lauenau.
Ca. 3,5 km oso von Rodenberg bzw. 4,5 km ssö von Bad
Nenndorf nahe am Südabfall der Rodenberger Höhe
liegt in einer leichten Geländemulde das Kernwerk der
Heisterburg, während sich die Vorburg und die Vorwälle
nach N leicht hangabwärts hinstrecken (Plan 18).
Beschreibung: Das fast quadratische Kernwerk (Haupt-
burg) von ca. 94 auf 105 m Größe hat einen Innenraum
von 0,88 ha. Erhalten ist ein über 2 m hoher, ca. 9,5 bis 14
m breiter Wall mit vorliegendem Graben von bis zu 2,3 m
Tiefe und 9,5 bis 11 m Breite mit zwei Durchlässen im
NW und SO, zwei einfache Zangentore. Die Vorburg im
N mit einen Innenraum von 7,4 ha schließt einen abfal-
lenden Bergrücken mit Bachtal an der Westflanke ein.
Die zugehörige Quelle findet sich nahe dem NW-Tor der
Hauptburg. Hier schließt in geringem Abstand zur
Hauptburg w des Baches ein 110 m langer Wall mit 5 m
breiter Berme und vorgelegtem Graben an, der nach N
keine Fortsetzung findet. Ö der Hauptburg ist ein über
500 m langes Wall- und Grabenstück erhalten. Es ist in
der Mitte durchbrochen. An seinem Ende biegt es nach
W ein und erreicht fast das ö Bachufer. Der Wall ist 2,5
bis 3,6 m hoch und 11 bis 14 m breit, der Graben 8 bis 12
m breit und bis zu 2,5 m tief. Gegenüber auf dem w Ba-
chufer liegt ein ebenfalls eingebogenes Wallstück. Die
eingezogenen, durch einfache Mauern abgesteiften Wall-
stücke bilden ein Zangentor, wie es auch bei dem zweiten
Vorwall ca. 200 m nö erhalten ist. Gleich n des mittleren
Durchlasses des Ostwalles der Vorburg verläuft eine fla-
che Böschungskante nach NO, die nach etwa 260 m an
den Vorwall nö der Vorburg stößt. Dieser Vorwall besteht
aus drei Teilen: im N setzt oberhalb eines Bachtälchens
ein ca. 1,80 m langer, NW-SO verlaufender Wall an (Höhe
bis 3,5 m, Breite ca. 16 m), dem ein Graben (Breite 11,0 m,
Tiefe 2,2 m) vorgelegt ist. An seinem Südostende befin-
det sich ein Durchlass, ein altes Zangentor, dessen zwei-
te Flanke ein geringer Wall mit Graben bildet, der bo-

genförmig von S nach N zieht (ca. 70 m). Hier schließt ein
weiteres Wall-Graben-Stück mit Durchlass nach SO an,
das mit der o. g. Böschungskante verbunden gewesen sein
dürfte. Weitere kleine Gräben ö davon stehen mit dem
ehemaligen Schaumburger Knick in Zusammenhang. 400
m weiter n befindet sich ein weiterer O-W verlaufender
Vorwall mit vorgelegtem Graben. Seit neustem ist ein
Wall mit Graben bekannt, der sö der Hauptburg den
Deisterkamm gegen W sperrte (frdl. Mitt. F.-W. Wulf)
und wohl in keinem Zusammenhang mit der Heisterburg
steht.
Grabungen, Funde: Grabungen: Stedler 1887; von
Langwerth-Simmern 1891; Schuchhardt 1891/92,
Hofmeister 1929-1932. Sowohl Schuchhardt, als auch
Hofmeister untersuchten die Befestigung der Haupt-
burg. Hofmeister legte jeweils einen Schnitt durch den
Nordwall und den Westwall (vgl.Abb. 47 u. 48). Schuch-
hardt untersuchte im N, O und SW. Die Befestigung be-
steht im Kern aus einer gemörtelten zweischaligen Blend-
mauer von 1,7 m Stärke mit einer Wallhinterschüttung
aus unteren Lehm- und oberen horizontalen Schiefer-
packungen von 5 bis 6 m Breite, während Schuchhardt
an anderen Stellen nur eine Mauerstärke von 1,16 bis
1,20 m bzw. 1,45 m beschreibt. Auffällig ist ein Funda-
mentabsatz von 0,25 m Breite und 0,08 m Höhe, den Hof-
meister zumindest am Nordwall im Profil dokumentiert
hat. In den Schnitten Hofmeisters (1929/30) ist die Mau-
er noch bis 1,5 m hoch erhalten gewesen, Schuchhardt
gibt eine Höhe von 1,45 m im SW an. Dabei ist die vor-
dere Schale der Mauer sorgfältiger gesetzt als die innere.
Im Profil des Westwalles zeichnete sich bei der Grabung
Hofmeister (1929) eine Pfostenverfärbung ab, die auf
eine hölzerne Absteifung der Wallinnenseite schließen
lässt. Schuchhardt beschreibt ferner einen „Spitzgra-
ben“ von 8 m Breite und 2 m Tiefe, von Hofmeister ist
dagegen im W und N ein ausgeprägter Sohlgraben (8 bis
8,2 m Breite; 2,2 bis 2,5 m Tiefe) festgestellt worden (Gra-
bungszeichnungen in OA NLD). Zwischen Mauer und
Graben liegt eine 2,0 bis 2,5 m breite Berme. Im NW und
SO grub schon Schuchhardt die beiden einfachen Tor-
gassen mit zurückgezogenen Enden aus (Zangentore).
Bei den Grabungen vor allem durch Schuchhardt sind
mehrere Grundrisse kleiner rechteckiger eingetiefter
Steinhäuser mit Eingang (Treppe), Lehmboden bzw.
Steinpflaster festgestellt worden, aber auch ungeklärte
Mauerzüge weiterer Gebäude (Maße: 6,7 auf 5,8 m; 10,0
auf 4,85 m; 4,6 auf 2,7 m). Weitere Untersuchungen er-
brachten zwei als Zisternen bzw. Brunnen gedeutete
Schächte. Im N der Hauptburg fand man auf einer 24 m2
großen Fläche 20 als Herde bezeichnete Steinpackungen,
Eisenschlacken, Eisenerzreste und Hufeisen, die auf
intensive Eisenverhüttungs- und Schmiedetätigkeit
schließen lassen, ein ähnlicher Befund von 30 m2 Fläche
soll an anderer Stelle gelegen haben. Auf Eisenerzvor-
kommen in der näheren Umgebung der Heisterburg
(Deister-Süntel-Tal) ist ausdrücklich hinzuweisen. Der
im SW vermutete Turm ist ein neuzeitliches Relikt. In der
ersten Vorburg, 60-70 m nö der NO-Ecke der Hauptburg
fand Hofmeister ein rechteckiges Sechs-Pfosten-Gru-
benhaus von 4,15 m auf 3,4 m Größe mit reichlich Kera-
mik des 10. Jhs. Die Grabungen.Schuchhardt’s bedür-
fen aufgrund der damaligen Grabungsmethoden der

144
 
Annotationen