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Mannheimer Anzeiger — 1860

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Januar (Nr. 1 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30467#0068

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testanlisch üifiziricn Lande wie Württemberq nüiimermehr I
fich recht entsallen kann. (Die Red. der „Süvv. Z.,"
der irir diescn Artikel entlehnen, bemerkt hierzu: Dcr
Hr. Korrespoiidcnt ist cin qnter Katholik unv nnsereS
Wissens anch dem ivürttenibergischen Konkorvat günstig
gestimmt.)

* Dem Versasser dcs (jetzt in zweiter Auflage er-
scheinenden) Werkes über dic Freihcitskricge, Major
Beitzke, ist vom Großherzoge von Weimar der Orden
vcm Weitzen Falken vcrliehen worven.

* Ans Drcsde» schreibt inan der „D- A. Z,," vaß
an die Stclle deS nach Berlin bernfenen Generalvirektors
Engel, Schulze von Delitzsch die Leitung der sächsischen
Hypolhekenverficheriingsanftalt übernchmen werde.

* Nostock, 8, Jan. Die hiesige Kaufmannschaft
hat der „Rost. Z." zusolge den Großherzog um Einbe-
rufung cines anßerordenllichen Landtages zur Bcralhuiig
der Zoll- urd Steuerreform gebeten.

B>imm, l2, Jau. Es treffen fast täglich bedeutende
PferdetranSporte hier cin, welche wcstwärls wcite: traus-
portirt werden. (Nach Frrnkreich?) (F. I,)

AuS Westkalen, 9. Jan. Es türftc in weikcrn Krei-
fen nicht bekannt iein daß eine gerabe jctzk wicdcr vicl
genanntc Persönlichkcü, dic Gräsin Danner (Rasmnsscn)
eine Tochter der rothen Erde ist. Als illcgitiincs Küid
des Landraths v, Halle (Westfalen) kam sic — es ist
schon geraumc Zeit her — bchufs ihrcr AuSbilduiig in
däs Häus deS vor etwa cinem Zahrzehnt vcrstorbepen
Konsistorialraths Mvller zu Miinstcr, vou wv sie aber
eineS TageS verschwand, um in Düsseldorf als Laden-
und Aufwarlmävchen einer Kouditcrci wiedcr aiiszulau-
chen, Von da nahin sie dcr Vcrwalter odcr Pächter
eiucs herrschaftüchen GuteS im Pardcrborn'schen mit sich
als Wirthschastcriii. Diesen Postcn bekleidctc sic cinigc
Jahre hindiirch. Wie sie dann nach Hainburg uud von
da noch Kopenhagen kam, vermag ich nickt anzngebcn;
ihre Versetzung unmilteldar aus dcr Kondüorci zu Düs«
selvorf nach Hamburg wäre crklärlicher. (A. Z.)

* Das Aus- urd Ankleiden von Lcichcn wirv so
ziemlich überall von arinen Frauen bcsor t, welche stch
wohl nur dcöhald mit dicser Berrichtung besassen, weil
ste eben arm sind, und weil den Frauen überhaupt in
Bezug auf Broderwerb wenig Answahl vergönnt i'st,
Die köm'gliche Polizei-Direklion zuÄoblcnz hai cö für
unzuläiM erachtet, daß auch die männlichkn Leicheu durch
Frauen aus - und angekleidet werden. Sie hat deShald
verordnet, daß Letzteres nur durch Männer zu geschehen
häbe.

Wren. 14, Jan. Jm Ministerünn deS Jnuern
wird dem Vernehmeu nach eine Modifizirung dcS Ge-
sängnißwesenS, und zwar äuf Grund der bisherigcn Er-
fahrungen vorberciten. (Ostd, Post.)

O NNen, 14. Jan. Der Kaiscr hat durch Entschlic-
ßung vom 31. Dez. 1859 gestattet. daß die unterm 12.
Mai 1856 versuchsweise bewilligten Zollborgungen eben-
salls versuchswcise noch während weücrer 2 Jahre bis
zum Eude des Zahres 1861 im Grundsatz aufrecht cr-
halten werden. Eine Verfüaung des FiiianzmiiiisteriumS
macht dic auf Grund dieser Ermächtigung in Wirksamkeit
tretenden Erleichtcrungen bekannt. (A. Z.

* Die Neubildung der 80Linieu-Aiifanteriercgimenter
Oestcrreichs muß biS EndcFebr. vollstandig dnichgeführt
fein.

- „Aus sehr guter Quelle" wird dcm „Nürnb. C."
mitqetheilt, daß Oesterreich sich dahin cntschievcn habe,
das Handelsgesetzbuch unverändert so aiizunehmcn und
cinzusührcn, wie die Nürnberger Conferenz cö auSge-
arbeiter hat.

' Fcldzeugmeister Benedek svll zum Gencralgouvernenr
von Ungarn ernannt wordcn sein, währcnd Erzherzog
Albrecht sich zurüekzichen will. Man hofft durch Vie
Ernennung BeneVek'S die rasch steigcnde Bcwegung in
Ungarn zu dämpfen.

* Jn Tiiot konnte bisher zur Eingeheung gemisch-
tcr Ehcn gegen Ableistung verschiedcncr eidlichen Gelöb-
nissc — ini Ganzen sicben — bischöfliche Dispcns erlangt
werden, unter der selbstvcrstäiidlichen Voraussetzuug. daß
alle Kinder dem katholischcn G-aubcn solgtcu. Jetzt hat

hat viel von stch reden machen und beim deutschen Kaiser
großeS Aufsehen erregt. Unser allergerechtester König und
Herr möchie daber keine ueue Verantassung zu Klagen ge-
den, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dax uns daS
Betragen der Bewohner zu einem euergischen Einschreiten
gezwungen habe. Daß ader dieser Platz sowohl, sowie alle
«tädte dcr Psälz jenseits deS RheinS, der Erde gleich ge-
macht werden svllen, ist der feste Wille tes Ministers Lou-
vois, der darin ein großes Heil nir isrankreich sieht. Se.
Majestät unser allergnädigster Aönig möchte daher einen
Vorwand, irgend ein Motiv — nun, Sie werden mich wohl
versteben, Herr Sekretar?"

„Vollkommen, Erzellenz! ich verstehe und ehre den
Willen Sr. Majestäk, Ich bitke.daher um die Vollmacht
und sur da« Uedrize lassen Sie mich nur sörgen."

lFortähuii!; äägt.l

Ded

des »Mannheimer SängertundeS" beim Festmahle des XI,
StiftungsfesteS 12. Ian. 1860.

Nach drr vo m Munkchvrvorgesviclten Mclodie: „Vom hohen Olim»."

Ein fröhlich Lied der heut'gen Bundesfeicr:

Von Allen werd' es ausgedracht!

O Lust! wie schlagen alle Herzen freier
Im Strahlenglanze dieser Nacht!

:.: Geister Ler Liebe! der Lieder! des Weins!
Schwingen das Iubelpanier des Vereins! :,:

Dem deutschen Li'ed', dem Schöpfer dieser Wonne,
Sej d'rum Las erste Glas geleert!

Im zweiten gleich werd' uusrer Nächte Sonne,

Des Rheines Rcbe, hochgeehrt!

Lieder und Wein, die aus gutdentscher Saat,
Schlossen von jeher ein ächt Kankordat! :,:

nach der Wiencr Morqenpost der Fürstbischof von Trient
erklärt, daß er auch unter dieser VorauSsetzunq vie Di'S-
peiis iilcht mehr erthcilcn kvnnc. Den Betheili'gten bleibt
nur dic Auswauderung in cin andcres Kronland.

Oesterreichische Monarchie.

Kraluui. Am 12. Jan. verschied hi'er der auS dctn
polnisch-russischen Kri'cg dcs Zahres 1831 bekannte General
Johann Boucza Skrzynezki im Alter von 74 Jahrcn.

Italien.

Turin, 12. Jan. Die „Armonia" untcrzieht den
Brief NapoleonS an den Papst einer hestigen Kritik unv
vcrsichert, letztercr werve nicht unlcrlasseii, deustlbeii zu
beaiitworlen.

Tiir'm. 11. Jan. Dcm Jndepenteiite zufolge wird
Prinz Napoleon in Niz-a erwartct, wo man Vas Hotel
Chiouvaiü für ihn eüirichtet. Am Ende des Monats
wirv dcr König der Kaiserin-Wittwe eüien Besuch ab-
statten. — Man schrcibt der „Gaz. vi Milano" auS
Venedig, 8. Jan.: vaß die Broschüre ?a;i6 et le
6oiib,-68" iu Veuedig gedruckl Ulid veröffentllcht, uiid
trotz ves hoheu PreiseS vou 1 Fr. 50 C. mehr als
8000 Eremplare abgesetzt wurden. Aüf Reklamation
des Palriärchen wurde die Broschüre vou der Polizei
mit Beschlag belegt, auf Beskhl der Statthalterei jcdoch
wieder freigegeben. — Di'e „Gazzetta Nsfiziale del
Regno macht bekaniit, daß sie daS einzige offizielle Organ
der piemontcsischen Regieruug ist. (C- H.)

Turin, 9. Jan. Der Erzpriester Aiitoniü Salvoni
in Breeia hat eiiien „Ausrus an den italicnischen Klerus"
erscheiiien laffeu, woriu cs heißt:

Wir ersuchen euch, blS nach Rom eure ebrwsirdige
Stimme erköue» zu laffe», um die edle und heilige Seete
Pius IX. zu befreien vv» den Banden, in welche Oester-
reich deuselden, mit Hiilse seiner Trabanten hal schlagen
laffen- um uiiserem gemeinsamen Vater dic wahre Lage
seiner Kiuder darzulegeu und ihm die'Wünsche, die Italien
an ihn richtet, zn wieterholen. Saget ibm, daß Jtalien
seine geistliche Autvriläl weder antaster, noch antasten will',
daß Italien nicht daran denkt, die Wiklef und Arnold
wiedcr aufzuerwecken : daß Italicn katbolisch hleiben will; ,
aber saget ihm auch, daß Itaüen unabbängig und srei sein
will. Saget ibm, daß, so lange man Rom auSwärtige
Waffcn dcrbeirusen sab, um Len Willen LoS Lolkes durch
Gewaltthalen und Blut zu erstickeu, und so lange LaS
Priesterthum den nach Freiheil trachtcndni Nölkern Op-
'postkion machte, Lie Religion und das Priesterthum schweren
Schaden ertitten, haben. Saget ibm, daß an dem Tage,
wo der Statidalter Christi sich vor der ganzen Welt als
Beschützer der Freiheit und Rächer der ve:kannleii Rechte
Ler Nalivnen be'keiuit, er dio nämlichen Völkcr, die sich
beute gegen ihn erbeben, zu seinen Füßen liegen und seine
Ratbschläge mit derselben Ebrfurchl uud Folgsamkeit ver-
nehmeii seben wird; daß er die Airche ihren höchsten
Triumph seiern sehen wird, den ChristuS verheißeu hal:
Ikier unum ovile et uinis gnstor,

MaUanä, 12. Jan. DaS Journal „i Popoli
uniti" wurde sequestrirt.

Modena, 9. Jan. Ein Dekret Farini'S crklärt die
Erpropriationen in Bvlogna und Rimini zum Zweck der
Aulage neuer Festuugswerke für drüigend uothwendig.
Prinz Napolcon wirv iu Nizza crwartet. (O- Vl.)

* Nach Berichten der „Allgem. Ztg." aus Florenz
gewinnen dort bie protestauüschen Versammlungen uner-
warleten Anhang.

* Jn ÄoloMa werdeil bcreits die Erpropriationcn
zum Zweck der neueu FestungSweike vorgenommen.

S ch w e i z.

Pern, 16. Jan- Auch der Ständerath hat mit 23
gegen 11 Sümmen übereinstimmcnd mit dem Naüonal-
raih die bischöfl. Petilion wegeuTeffm abgewiesen. (A.Z )

Frankreich.

^ Der Erzbifchof von Paris, Kardinal Marlot, hat
seinen Austrül aus dem Regeittschaslsrath erklärt. Alle
Kardinäle wollcn aus dem Senat ausschcidcii.

Paris, 16. Jan. Aus Madrid wirb von Svuntag
AbmdS gemeldet: Seit gcsters siud wir Herren aller
Positionen von Cabo Negro- Nach einem vollfiändigen
Siene beherrscheu wir allc Höhen, welche das Thal vou
Tetuau iimgebcii. Wi'r werben vor dem Platzc sein,

Nnterhciltungsblatt Nr'. IZ ;um „Manulr. Auzerger" vom 18. Ian. 1860.

Das Lritte Glas. o füllt cS bis zum Raude!

Den holden Frauen sei's geweiht,

Die mit der Anmulh zauberischem Bande
Ein guler Gott zu uus gereiht!

Liebe der Fraueu ist herrlichster Lobn;

Das ist deS SängerbundS Aousession! :,:

llud nuu das letzte, eriistgemeiiite Klingen,

Wer. Freunde, sei damit begiüßt?

O laßt eS uns dem höchsten Gute bringen,

DaS alles Andre in sich schließt:

:,: Herrlich wie oft unser Lied es empfand,

Grüne und blühe das Valerland! :,:

Musik und Theater.

— Theod., Drobisch schreibt i'n den Dresdener Nachn'ch-
ten: Im „Freischütz" schießt Map einen ALler. aber der
Tertdichter Later Kind hat im Buch einen Bock geschossen,
dies fiel mir in der tctztcn Vorstellung dieser Oper
ein, an welchcm Tage spielt dis Handlung ? Am 30. No-
vember, denn Kasper sazt: „Heut in der AndreaSnacht,
wo der Zauher wird voilbracht!" Auch steht die Sonne >m
Zeichen deS Schützen, Wenn der Vorhang aufgeht, tauzt
das Volk im Freien und mit dem stebenlen Glockenschtage
zieht es ab. es wird dunkel. — Nun bitte ich eiuen guten
Deutschen inir zu sagen. ob man den 30. Nov. noch im
Freien unter der Linde tanzen kann. AbenLS sieben Uhr.
Da istS dei uns finster, drettdicke Nacht. Abcr nun crst
Azatbe an diesem Abend, ste steht — den 30. November
— am geöffueten Altane und singi: „Nur die Nachtigall
und Grille scheinl cer Nachtluft stch zu freun." — Eine
Nachtigall am 30. November? DaS mache man «inem
Gimpel weiß.

— Lortzings Denkmal. Am 0. Dez. fand in Braunschweig
das Konzert statt, welches die Mitglieder der Lortigen
Oper veranstalteten,'um die Kosten für die AuSlvsung und

sobald di'e Artilleri'e passiren kann. — DaS Schrei'ben des
KaiferS an den SkaatS-Minister macht in imiuer weiteren
Kreisen qroße Seusaüon uud bewirklc ciue fcste H.iltung
der heiiügeu Börse. (Klr. Z.)

EineS werden auch di'e hefligsteii Gegner dem
Kaiser Ludwig Napoleon nicht abstrei'tenikönnen: di'e Er-
fiuduiiqsgabe iu Uebcrraschuugen. Ein Bcief deS KaserS
ün „Nkonitcur" verkundet cinc Friedensära. Die iBot-
schaft hört die Wclt, wirv ihr der Glaube sehlen? Wird
man iiichl au die bekaniite glänzcudc Ersüllung des
WorteS von Bordeaur, wi'rd man lücht daran denken,
daß man in Päris nach dem Frieden von 1856 auch
den „ewigeu Kongreß „inaugurirte", ebcu als man durch
Cavourö Reden aus dem Konqreß neucn Krieq hatle
auSsäen lassen? Man sollte sollte meinen, daß die Ge«
schäfiswelt hüüänglich gewitzigl wäre, um sich nicht aber-
meüs ^den Sporn der Spekulaüon in die Weichen vrücken
zu laffen durch das Konimaiido, welcheS sich in Frauk«
reich auch auf die volkswi'rthschoftliche Eiitwicklung er-
streckt. Was der Kaiser an Zollresorm ankünbigt, ist nichls
so Bedeiileiides, daß man ihn darüber anstauneii müßte.
Die Aufhebung der Eingangsverbote ist im Zollverein,
in Oesterreich und in allc» audercn gesittcteu Slaaten mit
AuSiiahme deS LandeS, daS an der Spitze dcr Zivilisaüon
schreitet, längst erfolgt. Rohstoffe, wie Wollcn, sind
überall meist und länqst auf einen Noiniuälzoll herabqe-
setzt, die Differenzialzölle von Kaffee uuv Zucker beseiügt.
Fraukreich hoü hier lediglich nach, waS auderc barbarische
Slaaten bereits geleistethaben. Die Verleihuug desAckerbaueS
von Staalsweqen ist au sicb cin kitzliches Ding, iveil hier-
durch die Gesaniiiitheit der Stcucrzahler die bloßen Skellcn
im Kredit einer eiiizigen Klaffe bedeckni soll und anderer-
seits ist bei den bisherigen diesfälligen Vcrsuchcn wenig
zu Stande gckoiiimeii. Ob die ausgel'prochene Hoffnung
auf Beistand der pnvilegiciisüchügeii Kammern iu Erfül-
luug geheu wirv, ist zweifelhaft. L. Napoleou hat schon
cinmal die Flagqe vor denselben qestrichen; dmn im
Punlte des Geldbeutels hört auch liei den sranzöfischen
Kammern die Gemüthlichkeit und Gesügigkeit auf. Am
sichersten wird von dem neueii Progranim die außer-
ordenüiche AuSgabe von 160 Mill. Frankeu in Erfül-
luug gehen; denu, sagte mau au der Börse, lämpirs
a'68t lu poio, das Kaiserrei'ch ist daS Zahlen. Gleich gc-
wiß ift, baß auch künfüg die schlechte Gewohnhcit des
Schuldentügens, wie sctt 12 Aahren, bei Seite blciben
wirv; ini ncuenProgramm steht diese alte Marime. Die
Hauptbedeutunq desselbcu ist vorlänfiq der politische Fang,
deu maii danüt in England macheu will. Unv so weit
wird man die „Reform" schon auszustaffiren wissen, daß
viele Lcute jeiffeits dcs Kanals berrückt werden. Cobden
der englffche Freihandelsaqitator geht schon beim Prinzeir
Napoleon aus und ein. L. Napoleou kennt die schwachen
Seiten der Menschcn, und wie es scheüü, auch die
schwächstc dcr EngläuLer- Neben dem Zollköder wird
auch soust das Netz an die Kreivcküste hüiüber auSge«
worfen. Dcr Pariser Prcffe ist jetzt verboten, vom Snezt
kanal zu rcdeu, und die scanzösische Flolte hat von Alqe-
siras uach Toulou zurücksegeln müffen; nach Spanien
das jetzt glücklich den maurischen Kricg aus dcm Halse
hat, vecliert allo bei der neuen Nmarmung des Kaisers
und der Mecrköiüqin. So viel Güte ist fast vcrdächtiq.
Der „Tiines" ist cS bei der ncuen Freundschaft sichtlich
lücht ganz wohl. Aber waS ist der Zweck der iieuen
politischen Liebschafl: der Sieg dcr französischcn Schwär-
merei für die Büdung ciiics zweüen nebenbuhlerijchcn
Großstaätes dcr Romauen iu Jtaüeii oder die grüiidliche
moraluchr Scheidung zwischen Eiigland und den legilimisti-
scheu Ostniächleu als Vorbereüung ciues iieueu großeu
Schachzuqs durch deu Gruuvsatz: viviela 6t imp6ra?
Und weuu LetztereS die Hauplabsicht wäre, auf welche
der so zu isolirenden Mächte ist dcr iiächste Spruug
beabsichligt? Auf eiuen der beiden Alliirteu deS noch
unacrächlcn Waterloo? Uud dami auf welLcn zuerst?
Den vergolveteu Sporu zeigt der gallische Hahn jetzt
dcm qeblcudetcu englischen Löwen. Wird dicscr uicht
verralhen sein, ehe der Hahn drcimal kräht? — Es
mag imiiierhin von Jnteresse sei.i, die gegenwärtige
Sachlage auch unter den hier aufgestelltcn Gcsichtslinien

Aufstellung des seit Iahren dei dem Wi'rtbe der Walhalla
in Berlin versetzten Graddenkmat für Lortzing zu er-
schivi'ttgen. — An dcmselden Tage, an welchem das Konzert
stakt fand, wurde iu Berlin das Oenkma! auf tem Grade
Les Komponistcn aufgestellt. Dasselde besteht auS einer
etwa 14 Fuß dohen gothischen Bogennische aus Sandstein,
in deren vderer Wöldung kaS PprlrätSmedaillon LortzingS
in Bronze eingesetzt ist.

— In Petersdurg wurde Las Michailow-Tbeater am 8.
Dez. Nlit ..I-o roman «i'un )o»no IiominL panvra" nach
ssincin vollendeten Umbau eröffnet. Am 13. Dez. Eröff-
liung des ZirkuS-Tbeaters, das nach dem Brande in sehr
geschmackvollem Slyle wieder hergestellt worden.

— Von Paul Taglioni wird ein neues großeS Ballet
iu Berlin vorbereitet, belitelt: „Neapel sehenund sterben."
— (VoM venpnli o poi muool, pstegt bekanntlich der auf
sein süiönes Vaterland stolze Neavolitaner zu sagen. es als
ein anf bie Erde gefalleneS «Inck Himmet betrachtend.)
Oas nene Ballek soll die Znsckauer in jene schon von den
Alten Lewiinderte Zaubergegend versetzen: es macht, neben
seiner Orchestik, große Aiisprüche an Lie OekorationSmaler
und 'Maschinisten.

— Oer Lustfeuerwerker und ebemalige Tbeater-Kastel-
lan Matbias Deuz ,'n Kötn, stand am 30. Dezember vor
dem Zuchtvolizei-Gericht, unter der Anklage den Brand deS
Stadttbeaters durch Fabrlässtgkeit herbeigefübrt zu baben.
DieVerhandlung dauerte bisAbends 8 Ubr, der Angeklagte
wurde für schuldig erklärt und zu drei Monaten Gefängniß
so wie in die Äostcii verurtheilt.

— „Kein Generalbaß mehr!" dafür: Der Geist der
Einheit der mustkalischen Progresston. Unter diesem Tüel
ist in der Wallishauscrschen Buchhandlung in Wien, ein
Werkchen erschienen, weläies vom Verfasser (einem Opern-
sänger) als „Beitrag zur Musikwissenschast' bezeichnet
wird.
 
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