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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0012
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der Vasenmalerei der hellenistischen Zeit“. Woermanns „anthro-
pomorphischen Natursinn“ lehnte er prinzipiell ab als etwas Un-
griechisches ’j; die Resultate Gerbers ließ er im wesentlichen gelten,
vertiefte sie nur dahin, daß er die Tendenz der griechischen Phan-
tasie, für die Erscheinungen der Natur menschliche Bilder zu
geben, aus der spezifisch plastischen Begabung des Volkes und
seinem Anthropomorphismus ableitete, „welcher das geahnte gött-
liche Walten in der Natur unter der Gestalt des Menschen erfaßt,
der ihm als das Maß der Vollendung gilt“1 2).
Neuerdings hat sich Pfuhl ganz in diesem Sinne geäußert3),
während das Bekenntnis von Bulle4), Hauser5) und E. Maaß6)
wieder in der Richtung von Woermann liegt.
Es ist klar, daß dieses Auseinandergehen der Meinungen auf
die Erkenntnis solcher inhaltlich nicht ohne weiteres klarer und
daher seit langem umstrittener Monumente, wie es beispielsweise
die Giebelskulpturen des olympischen Zeustempels und des Parthenon
sind, ungünstig zurückwirken muß. Aber nicht nur diese Er-
wägung rechtfertigt es, wenn hier diese Fragen in möglichst weitem
Umfang wieder einmal aufgerollt werden: So oft die einzelnen
Monumente mit sicheren Personifikationen auch Erwähnungen oder
Besprechungen gefunden haben, an wirklichen Analysen fehlt
es fast überall. In jedem Falle sind solche Analysen zwar wegen
der Trümmerhaftigkeit unserer Überlieferung nicht durchzuführen;
aber im ganzen sind sie, wie es scheint, hier öfter möglich als
bei den Personifikationen abstrakter Begriffe, wo Deubner daran
verzweifelt7). Da nun aber die inhaltliche Analyse eines antiken
Kunstwerkes erst dann erschöpfend sein kann, wenn die einzelnen
Bestandteile in ihrem historischen Wert klargestellt sind, so er-
wächst uns hiermit die Aufgabe, die Genesis der Erscheinung bis
in ihre Wurzeln zu verfolgen, soweit das einer historischen
Betrachtungsweise möglich ist. Entsprechend den Ausdrucksformen
in denen sich, wie schon bemerkt, die personifizierende Apper-
zeption äußert, heißt das, daß wir sie, bevor wir ihre Erscheinung
in der bildenden Kunst ins Auge fassen, im Mythus und in der

1) Fast gleichzeitig machte Arnold Walz „ Über die Erklärung der Eck-
figuren u. s. w.“ Maulbronner Progr. 1SS7 S. 11 f. dasselbe dagegen geltend.
2) S. 9.
3) Die griech. Malerei, N. J. 1911, 184 f. (24 S. A.)
4) Der schöne Mensch S. 65.
5) F. F. III S. 33 f.
6) Λ. J. 1907, 45.
7) Lex. III S. 2110.
 
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