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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0101
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93

und das Furtwängler daher nicht mit Recht für seine Auffassung
zitiert bat.
Ist also von dieser Seite der miscbgestaltige griechische Fluß-
gott nicht zu erklären, so glaube ich. daß die Darstellungen des
Kampfes zwischen Herakles und Acheloos den Schlüssel
zum Verständnis an die Hand geben x).
Zwar gerade in dem frühesten erhaltenen Beispiel, einer früh-
korinthischen Schale der Sammlung Somzee (Taf. LXHf. S. 76 ff.),
ist Acheloos nicht in dem orientalischen Typus gegeben, sondern
als Stierkentaur, ebenso auf der einen Metope der einem unbe-
stimmbaren Bau der ersten Hälfte des VI. Jhdts. angehörigen
Reihe aus Selinunt (JE A. 11889, 959 tav. III. Katterfeld, Metopen-
Mlder S. 15 y 3), auf vier jünger s. f. attischen Amphoren1 2 3), einer
Hydria desselben Stiles 3) und auf einer Schale des Epilykos 4).
Demgegenüber wird aber in der ostgriechischen Kunst Ache-
loos in dieser Szene von Anfang an und ausschließlich als Menschen-
stier gebildet; so auf zwei Skarabäen des beginnenden VI. Jhdts.,
von denen der eine, aus Falerii stammende, in Berlin (Nr. 136.
Furtwängler, Gemmen Taf. VIII 3), der andere im Brit. Museum
(Furtwängler, Gemmen Taf. VI 39) auf bewahrt wird und die Furt-
wängler derselben Hand zuschreibt, und ebenso in einer auch noch
ins VI. Jhdt. gehörenden kleinen Bronzegruppe von einem etrus-
kischen Dreifuß in Petersburg (Μ. I. VI 69, 2 d. Savignoni Μ. A.
1897, 297. 299 IX. Reinach, Stat. II 1, 237, 6)5).
1) Über sie hat grundlegend gehandelt Otto Jahn A. Z. 1862, 313 ff., zuletzt
zusammenfassend Lehnerdt A. Z. 1885, 105 ff. und tiefer dringend Furtwängler,
Lex. I, 2209, 2231, 2245.
2) 1) Berlin 1851 abg. Gerhard Etr. u. Camp. Vasenb. 15/16. 1.2. 2) Berlin
1852 abg. ebenda 3. 4. 3) Brit Mus. B. 228 abg. A.Z. 1885, 6. 4) Louvre F.
211 Pottier, Cat. III S. 785 abg. A. Z. 1863 Taf. 167.
3) Brit. Mus. B. 313 abg. Gas. Arch. 1875, 20. Danach Engelmann, Bilder-
atlas zu Ovid XVI 102.
4) Louvre G. 10 Pottier Cat. III S. 891. Album pl. 89. Klein, Meister-
sign. 2. Aufl. S. 114, Euphronios 2. Aufl. S. 82. Kunmiotis, Herahles u. Hallos
Geron, Hiss. München 1893, 43. Pottier Mon. Piot IX, 155. Bobert P. W. VI,
159. Für ausführliche Angaben über das Bild, das sich seines schlechten Erhal-
tungszustandes wegen zu photographischer Wiedergabe nicht eignet, bin ich Herrn
E. Pottier dankbar. Es verdient Beachtung, daß Acheloos wie auf der korinthischen
Schale und der Amphora des Brit. Mus. ein Silensgesicht und, wie die Blinder in
der archaischen Kunst überhaupt, deutlich nur ein Horn hat, das Herakles ihm
abzubrechen bemüht ist.
5) Den Acheloos des Dontas oder Medon wird man sich also in dem hella-
dischen Typus zu denken haben (Paus. VI, 19, 12 ff.), während bei dem des amy-
klaeischen Throns der ionische mehr für sich hat (Paus. III, 18, 16).
 
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