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Matz, Friedrich; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Ein römisches Meisterwerk: der Jahreszeitensarkophag Badminton - New York — Berlin: de Gruyter, Band 19.1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.49856#0157
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III. DATIERUNG. STIL

Unmittelbare Kriterien zur Datierung des SBNY fehlen. Angewiesen bleibt man
auf den Stil. Aber gerade stilistisch und chronologisch ist die in Betracht kommende
Phase in der Geschichte der Sarkophage noch nicht so geklärt, daß sich einem Stück
wie diesem ohne weiteres mit Hilfe seiner Beziehungen zu den schon festgelegten
Werken sein Ort anweisen ließe. Vorläufig kann nur gesagt werden, daß er irgendwo
in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. zu finden sein muß. Auch die Ähn-
lichkeit mit dem ikonographisch so nahestehenden Sarkophag in Kassel hilft nicht
weiter. Stilistisch sind die Unterschiede groß1. Die für das Kasseler Stück vorge-
schlagene Datierung, um 220, ist alles andere als sicher2. Rodenwaldts stilgeschicht-
liche Untersuchung3 hat zwar für die Jagdsarkophage ziemlich feste Ansätze ergeben.
Aber die stilistischen Strömungen sind zu mannigfaltig, als daß sich aus diesen Daten
ohne weiteres die Folgerungen für die anderen Gruppen ziehen ließen. Dabei ist dies
in der Geschichte der römischen Sarkophage der schöpferischste Abschnitt, und
unser Sarkophag ist nicht nur einer der am besten erhaltenen, sondern auch eines der
bedeutendsten Werke der Gattung überhaupt. Und schließlich ist es doch so, daß
über diese dunkle und doch wegen ihrer Stellung an der Grenze zur Spätantike so
entscheidungsschwere Zeit nur die Sarkophage und die Bildnisse kunstgeschichtlich
ausreichende Auskunft geben können. Dies nur, um die Tragweite der Frage zu
kennzeichnen, der sich die Untersuchung jetzt gegenübersieht. Vorgegangen werden
muß im Grunde ebenso wie es Rodenwaldt getan hat. Der Anschluß an datierbare
Bildnisse muß gesucht werden. Das ist möglich, wenn die Basis etwas erweitert wird.
Es gibt nämlich eine kleine Gruppe von bedeutenden Sarkophagen, die sich mit dem
SBNY als Leistungen einer Werkstatt zusammenschließen.
Von dem Paar, das 1805 bei Bordeaux gefunden wurde4 und jetzt im Louvre steht,
stellt das eine Stück den Mythos des Endymion dar (Taf. 23), das andere die Heim-
suchung Ariadnes auf Naxos durch Dionysos (Taf. 17b). Sarkophagform, Thema und
Komposition sind von dem SBNY grundverschieden, nicht so die Figuren in ihrer
Stilform. Einige Einzelheiten mögen dies belegen.
Die Köpfe des Okeanos auf dem SBNY (Taf. H) und des Kentauren auf dem
Ariadnesarkophag (Taf. 24a) sind von brüderlicher Ähnlichkeit. Damit ist, über die
physiognomische Übereinstimmung hinaus, nicht nur die in den Nacken gelegte
Haltung des Hauptes und der emporgerichtete Blick gemeint, sondern vor allem das
gleiche Verhältnis von Gesicht und Haar, dieselbe Augenbildung und die überein-
1 S. 18 Nr. 15. 129 Nr. io.
2 Hanfmann i, 33. Dagegen schon Horn, Gnomon 27, 1955, 353.
3 Jdl. 51, 1936, 82ff.
4 Liste S. 167 A, b und c.
 
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