Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matz, Friedrich; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Ein römisches Meisterwerk: der Jahreszeitensarkophag Badminton - New York — Berlin: de Gruyter, Band 19.1958

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49856#0183
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anhang I.

Zu den Erotenfriesen des Vettierhauses1 (S. 64. 74).
Wegen der unübertroffenen Frische und Meisterschaft ihrer malerischen Eigen-
schaften fällt es schwer, in den Erotenfriesen des großen Tricliniums im Vettierhaus
zu Pompei nicht überhaupt originale Erfindungen zu sehen. Aber schon die kleinen
mythologischen Bilder dieses Raumes, die von denselben Händen gemalt sind —■
Agamemnon beim Artemisopfer, Orest vor Thoas, Apollon als Pythonsieger —
arbeiten mit übernommenen Typen. Flavisch ist also offenbar nur das Malerische im
engeren Wortsinn. So hat schon L. Curtius die Bilder verstanden, ohne auf die Frage
nach ihren Mustern einzugehen2. Für die Erotenfriese läßt sich die Existenz helle-
nistischer Vorbilder erweisen. Hier seien einige von den Gründen dafür zusammen-
gestellt.
1. Der Fries mit dem Bockswagen und dem bacchischen Zuge3 ist eine Nachbil-
dung der Bilder mit Umzügen, die als Darstellungen der Hochzeit des Gottes ge-
meint sind4. Die Figur, die auf einem Panther voranreitet, ist nicht Psyche, sondern
ein Eros in der Rolle des Parochos5. Die Braut fehlt freilich. Der Bräutigam ist also
auf dem Wege zu ihrer Heimholung. Auch die Fackeln passen dazu. Schon die
attischen Kinder der klassischen Zeit haben bei ihren Spielen, mit denen sie diesen
Teil der Anthesterienfeier nachahmten, Ziegenböcke vor ihre kleinen Wagen ge-
spannt6. Der Bildtypus mit dem vierrädrigen Wagen, auf dem der trunkene Gott
lässig gelagert ist, und auf dem vorn ein kleiner Kutscher sitzt7, geht auf dieselben
hellenistischen Muster zurück wie die Mehrzahl der erhaltenen Beispiele. In der
schriftlichen Überlieferung werden solche Umzüge für die hellenistischen Städte
Kleinasiens bezeugt8.
Immerhin könnte mangels sicherer hellenistischer Beispiele behauptet werden,
die Übertragung des Bildtypus in ein Erotenspiel sei erst in der frühen Kaiserzeit
vorgenommen. Auf das Fehlen hellenistischer Erotenthiasoi würde sich diese Auf-
fassung freilich nicht berufen können. Es braucht nur an die Canoleiosschalen er-
1 S. HBr. Taf. 22ff. 35,1.
2 Die Wandmalerei Pompeis, 1929, 402 ff. Anders Rumpf, Hdb. d. Arch. 6, 1953, 181.
3 MA. 8, 1898, 357t., 55. HBr. 25. RP. 88, 5.
4 Verf. AbhMainz 1952, Nr. 5.
5 Verf. AA. 1953, 101.
6 Van Hoorn, Choes and Anthesteria, 1951, Nr. r Fig. 303. Nr. 580 Fig. 256. Nr. 835 Fig. 451. L.
Deubner, Att. Feste, 1932, 241.
7 AbhMainz 1952, 5, Nr. 2, 5 und 6 haben diese Figur des Eros als Kutscher.
8 AbhMainz 1952, 5, 402/16.
 
Annotationen