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Borrmann, Richard [Hrsg.]; Mauch, Johann Matthäus [Hrsg.]
Die architektonischen Ordnungen der Griechen und Römer (Detailbuch): Detailbuch — 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.43203#0003
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V o r w o l* t

Die grosse Verbreitung, welche die architektonischen Ordnungen erfahren, bestätigt am sichersten
die praktische Brauchbarkeit dieses Werkes.
Besonders wichtig ist die Anerkennung, welche demselben durch die Einführung in Bauschulen und
ähnlichen Kunst-Instituten in Deutschland vielfältig zu Theil geworden ist.
Es liegt darin die Aufforderung, dieses Lehrbuch immer mehr und mehr zu vervollkommnen und es
noch einem grösseren Kreise zugänglich zu machen.
Von diesem Bestreben geleitet, und auf Grund vieler an mich ergangener Aufforderungen, gebe ich ein
D E T A 11, - BUG H
zu allen Auflagen der architektonischen Ordnungen heraus und erscheint hiermit die erste Lieferung.
Diese Blätter sollen gewissermassen die Tafeln des Hauptwerks da illustriren, wo sacligemässe
Detailzeichnungen Text und Bild erläutern können.
Sie werden also namentlich die musterhaftesten Gliederungen und Verzierungen klassischer Bau-Werke,
in möglichst grossen Contur-Zeichnungen, mit den erforderlichen Profilen oder auch in Schatten und Licht
durchgeführt, darstellen, wie es bei Werk- oder Arbeitsrissen geschehen muss, nach welchen der Bildhauer,
Steinmetz, Modelleur. Maler und Decorateur die Entwürfe eines künstlerisch gebildeten Architekten aus-
zuführen hat.
Auch werden sie mitunter andere Gegenstände vorführen, welche in den Bereich der Verzierungskunst
gehören, als da sind: Wand- und Deckenmalereien, Geländer, Grabdenkmale, Kandelaber, Vasen und Geräthe
aller Art, so dass der Industrielle gute Motive für die künstlerischen Arbeiten seines Berufszweiges auf unseren
Tafeln finden wird.
Damit das Werk in den Schulen eine richtige Anwendung finden möge, werde ich in einem erläutern-
den Texte auf die Art und Weise aufmerksam machen, in welcher der jeweilige Gegenstand am geeignetsten
zum Nachzeichnen oder Modelliren zu benutzen sei. Besonders aber darf ich den Architekten und allen
Bauhandwerkern das Modelliren von Ornamenten empfehlen. Es erweckt den plastischen Sinn, der stets
das Wahre liebt; es ist ernster — praktischer — reeller als das Zeichnen, denn es gestattet ein gründliches
Eingehen in die Gestalt des Gegenstandes — es bietet den Gegenstand selbst dar, nicht blos dessen Projektion
oder Bild; und eben deswegen wird man dabei nicht in den Fehler geratlien können, etwas Unmögliches
darzustellen. Das wahre Kunstgefühl wird beim Modelliren sicherer zu einem Bewusstsein gelangen, wird
bald mit eigener Kritik das Schöne suchen, das Unschöne vermeiden lernen. Beim Zeichnen dagegen wird
das Urtheil in so fern schwieriger, als man es nur mit dem Bilde des Gegenstandes, und zwar meist nur in
einer Projektion, zu thun hat, wobei in verwickelten Fällen Unwahrheiten und selbst Unmöglichkeiten sich
in die blos bildliche Darstellung einschleichen können, die dann einer eben nicht strengen Kritik leicht ent-
gehen und oft ein unnützes Bemühen herbeiführen.
Meine Aufgabe glaube ich eben so praktisch zu lösen, als ich hoffe, durch ihre Erfüllung dem guten
Geschmack und einer edeln Kunstrichtung zu dienen,
Stuttgart, im Juli 1850.

Der Verfasser.
 
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