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Gemalte Verzierungen.
Blatt 4.
Die obere Verzierung unseres Blattes findet sich an der
Kranzplatte des Tempels auf der Insel Aegina, s. architek-
tonische Ordnungen S. 40, Taf. 6. Aus einigen Spuren
lässt sich erkennen, dass der Grund roth gemalt war, die
Banken schwarzgrün und die Blumen weiss.
Das Motiv zur Zeichnung dieser schwungvollen Verzierung
gehört zu den alterthümlichsten — es ist das der Meeres-
welle, hier abwechselnd mit Blumen und Palmetten festlich
geschmückt.
Die untere Verzierung ist vom Tempel der Nemesis zu
Rhamnus s. architektonische Ordnungen Taf. 10, wo sie
einst die Kranzplatte unter der Decke der Vorhalle des Tempels
zierte. Sie zeigt die Blumenverzierung in einer von der Sima
des Parthenon verschiedenen Anordnung, schon so, wie sie später
in schönster Ausbildung am Erechtheion skulpirt erscheint.
Beide Verzierungen unseres Blattes dienen vortrefflich
für Anfänger zur Uebung im Zeichnen, besonders wenn sie
in der Grösse der Wirklichkeit kopirt werden.
Blumen-Verzierungen vom Erechtheion zu Athen.
Blatt 5.
In den architektonischen Ordnungen habe ich auf
Taf. 25, Pig. 5, bereits eine vergrösserte Zeichnung der Blu-
menverzierung, welche die Griechen Anthemion nannten, am
Halse eines Pilaster-Kapitells vom sechssäuligen Prostyl gegeben.
Aehnliche Verzierungen kommen am Erechtheion mehrfach und
in so schöner abwechselnder Erfindung vor, dass ich es für
nöthig halte, hier zunächst diejenige vom Halse der Säulen
des gedachten Prostyls aufzunehmen.
Unsere Darstellung giebt gerade so viel, dass die Fort-
setzung leicht zu bewerkstelligen sein wird. Auf der Seite
der Geisblattblume ist der Durchschnitt durch deren Mitte
angegeben, und auf der Seite der Lotusblume derjenige durch
ihre Mitte. Andere Profile sind an geeigneten Orten einge-
zeichnet. Die Blumen sowohl als die Ranken, woraus sie ent-
springen, erinnern an die gemalte Verzierung vom Tempel der
Nemesis auf dem vorigen Blatte: doch ist die dort noch etwas
magere Erscheinung hier, am Erechtheion, plastisch durch-
geführt, zur schönsten Vollendung gelangt. An dieser muster-
haften Verzierung ist jede Bewegung — jede Spitze mit Kunst-
sinn gemacht.
Durch die vielen beigegebenen Profile habe ich den Gegen-
stand besonders zum Nachmodelliren geeignet gemacht.
Auf später nachfolgenden Blättern gedenke ich die noch
prächtigeren Halsverzierungen vom. viersäuligen Prostyl des
Erechtheion auszuführen, um so mehr als diese in dem sonst
verdienstlichen Werke des Engländers H. W. Inwood so
sehr missverstanden dargestellt sind.
Antikes Kapitell aus Marmor.
Blatt 6.
Das auf unserem Blatt vorgestellte Kapitell dorischer
Gattung, aus weissem Marmor gearbeitet, gehört zu den zier-
lichsten, die in den Städten Herkulaneum und Pompeji aus-
gegraben worden sind, und befindet sich gegenwärtig in R.
Museo Nazionale zu Neapel aufbewahrt.
Ein Vergleich mit römisch-dorischen Kapitellen in den
architektonischen Ordnungen Taf. 18 von Albano und
im Nachtrag Taf. I vom Theater des Marcellus zu Rom und
Taf. II aus den Thermen des Diocletian, wird seinen überaus
reichen Schmuck erkennen lassen. Doch ist die Deckplatte im
Vergleich mit der Zartheit der übrigen Gliederung zu schwer:
zwar ist diesem Umstand durch die Theilung der Platte in
zwei Streifen etwas begegnet, allein das bekrönende Glied
bleibt immer noch zu gross, besonders dem kleinen Unter-
gliede gegenüber, dessen Eierstab Verzierung zu winzig er-
scheint.
Zum näheren Studium dieses Kapitells wird es angemessen
sein, dasselbe in Grund- und Aufriss in wirklicher Grösse zu
zeichnen, was sich leicht wird ausführen lassen, wenn man
den unteren Säulendurchmesser =0' ll,42"; oder den Modul
= 5,n englische Zoll macht, und hiernach die Maasse nach
den auf unserem Blatte beigesetzten Zahlen auf trägt.
Hallo a. S., BuclKlruckerei iles Waisenhauses.
Gemalte Verzierungen.
Blatt 4.
Die obere Verzierung unseres Blattes findet sich an der
Kranzplatte des Tempels auf der Insel Aegina, s. architek-
tonische Ordnungen S. 40, Taf. 6. Aus einigen Spuren
lässt sich erkennen, dass der Grund roth gemalt war, die
Banken schwarzgrün und die Blumen weiss.
Das Motiv zur Zeichnung dieser schwungvollen Verzierung
gehört zu den alterthümlichsten — es ist das der Meeres-
welle, hier abwechselnd mit Blumen und Palmetten festlich
geschmückt.
Die untere Verzierung ist vom Tempel der Nemesis zu
Rhamnus s. architektonische Ordnungen Taf. 10, wo sie
einst die Kranzplatte unter der Decke der Vorhalle des Tempels
zierte. Sie zeigt die Blumenverzierung in einer von der Sima
des Parthenon verschiedenen Anordnung, schon so, wie sie später
in schönster Ausbildung am Erechtheion skulpirt erscheint.
Beide Verzierungen unseres Blattes dienen vortrefflich
für Anfänger zur Uebung im Zeichnen, besonders wenn sie
in der Grösse der Wirklichkeit kopirt werden.
Blumen-Verzierungen vom Erechtheion zu Athen.
Blatt 5.
In den architektonischen Ordnungen habe ich auf
Taf. 25, Pig. 5, bereits eine vergrösserte Zeichnung der Blu-
menverzierung, welche die Griechen Anthemion nannten, am
Halse eines Pilaster-Kapitells vom sechssäuligen Prostyl gegeben.
Aehnliche Verzierungen kommen am Erechtheion mehrfach und
in so schöner abwechselnder Erfindung vor, dass ich es für
nöthig halte, hier zunächst diejenige vom Halse der Säulen
des gedachten Prostyls aufzunehmen.
Unsere Darstellung giebt gerade so viel, dass die Fort-
setzung leicht zu bewerkstelligen sein wird. Auf der Seite
der Geisblattblume ist der Durchschnitt durch deren Mitte
angegeben, und auf der Seite der Lotusblume derjenige durch
ihre Mitte. Andere Profile sind an geeigneten Orten einge-
zeichnet. Die Blumen sowohl als die Ranken, woraus sie ent-
springen, erinnern an die gemalte Verzierung vom Tempel der
Nemesis auf dem vorigen Blatte: doch ist die dort noch etwas
magere Erscheinung hier, am Erechtheion, plastisch durch-
geführt, zur schönsten Vollendung gelangt. An dieser muster-
haften Verzierung ist jede Bewegung — jede Spitze mit Kunst-
sinn gemacht.
Durch die vielen beigegebenen Profile habe ich den Gegen-
stand besonders zum Nachmodelliren geeignet gemacht.
Auf später nachfolgenden Blättern gedenke ich die noch
prächtigeren Halsverzierungen vom. viersäuligen Prostyl des
Erechtheion auszuführen, um so mehr als diese in dem sonst
verdienstlichen Werke des Engländers H. W. Inwood so
sehr missverstanden dargestellt sind.
Antikes Kapitell aus Marmor.
Blatt 6.
Das auf unserem Blatt vorgestellte Kapitell dorischer
Gattung, aus weissem Marmor gearbeitet, gehört zu den zier-
lichsten, die in den Städten Herkulaneum und Pompeji aus-
gegraben worden sind, und befindet sich gegenwärtig in R.
Museo Nazionale zu Neapel aufbewahrt.
Ein Vergleich mit römisch-dorischen Kapitellen in den
architektonischen Ordnungen Taf. 18 von Albano und
im Nachtrag Taf. I vom Theater des Marcellus zu Rom und
Taf. II aus den Thermen des Diocletian, wird seinen überaus
reichen Schmuck erkennen lassen. Doch ist die Deckplatte im
Vergleich mit der Zartheit der übrigen Gliederung zu schwer:
zwar ist diesem Umstand durch die Theilung der Platte in
zwei Streifen etwas begegnet, allein das bekrönende Glied
bleibt immer noch zu gross, besonders dem kleinen Unter-
gliede gegenüber, dessen Eierstab Verzierung zu winzig er-
scheint.
Zum näheren Studium dieses Kapitells wird es angemessen
sein, dasselbe in Grund- und Aufriss in wirklicher Grösse zu
zeichnen, was sich leicht wird ausführen lassen, wenn man
den unteren Säulendurchmesser =0' ll,42"; oder den Modul
= 5,n englische Zoll macht, und hiernach die Maasse nach
den auf unserem Blatte beigesetzten Zahlen auf trägt.
Hallo a. S., BuclKlruckerei iles Waisenhauses.