MITTEILUNGSBLATT
der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen e.V.
GEGRÜNDET 1899
Präsident: Fritz Ebhardt, Architekt BDA
Marksburg ob Braubach im Dezember 1953
An unsere Mitglieder und Freunde
Täglich zahlreich mir zugehendc Pressemeldungen schildern aus allen Gegenden die große
Not der Besitzer von Burgen und historischen Schlössern und den fortschreitenden Zerfall
der Gebäude. — Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Durchführungen notwendiger
Erhaltungsarbeiten durch zwei Kriege, eine Deflation und zwei Inflationen erschwert bzw.
nicht möglich waren, und vor allem die Zerstörungen des letzten Krieges nicht beseitigt
werden konnten, ist die Abfassung mancher Pressetexte und Schlagzeilen — die Erhaltung
der Burgen und Baudenkmale betreffend — bei der außergewöhnlich prekären Lage teilweise
gefährdend für den gesamten, restlichen Kulturbesitz.
Das vorhandene Interesse der Presse an historischen Bauwerken ist einerseits ebenso dank-
bar zu begrüßen, wie als positiv zu bewerten, doch sind Schlagzeilen wie „Eine Burg zu ver-
schenken", „Schlösser im Ausverkauf" und andere mehr für die Allgemeinheit — den Leser
als solchen und Hypothekengeber — irreführend und negativ wirkend für das zu erhaltende
Kulturgut, denn dieses zu laute, zwar wohlgemeinte Zur-Diskussion-Stellen aus Sorge um einen Fortbestand der
Kulturgüter ist gleichbedeutend mit einer Herabsetzung der Kreditwürdigkeit.
Zunächst muß man wohl die Einschränkung gelten lassen, daß die verantwortlichen Redakteure und Jour-
nalisten bei ihren Besuchen auf Burgen und Schlössern nur zu einseitig orientiert sind.
Wie soll die Presse sich äußern? Dürfen wir sie bitten, so Stellung zu nehmen, wie es nach unserer jahre-
langen Erfahrung angebracht erscheint? Nicht allein die Herren Landesdenkmalpfleger, an die sich der Appell
in Zeitungsartikeln immer wieder richtet, können die Verpflichtung tragen, das Kulturgut zu erhalten. — Wer
diese, in allen Ländern West- und Ostdeutschlands amtierenden, führenden Landesdenkmalpfleger kennt, weiß,
wie sie bedauernd vor einer unerfüllbaren Aufgabe stehen, da ihre Mittel in Anbetracht der ständig ansteigen-
den Bedürfnisse der Bundes- und Landesfinanzminister in Bezug auf die dringenden Gelder für den Wohnungs-
bau, die soziale Nothilfe für Flüchtlinge, Spätheimkehrer, Kriegsinvaiiden und -hinterbliebene und dringend
benötigte neue Schulbauten etc. begrenzt sind.
Es kann wohl nicht bestritten werden, daß die Geschäftsstelle unserer Vereinigung ständig bemüht ist,
unter Mitwirkung erfahrener, ausgezeichneter Mitarbeiter auf den Spezialgebieten, alles zu tun, um z. B. eine
Herabsetzung der Steuern zu erlangen, oder durch den Aufbau einer „Deutschen Burgenlotterie" neue Mittel zu
beschaffen, oder durch rechtzeitige Einwirkung auf die Gesetzgebung bezgl. Bodenreform, Lastenausgleich
usw. Milderungen zu erreichen, die geeignet sind, die Last der Besitzer erträglicher zu gestalten, um den Zerfall
der Burgen, Schlösser und sonstigen Baudenkmale zu unterbinden. — An dieser Stelle möchte ich allen den-
jenigen Herren, die uns im zurückliegenden Jahr mit ihrer Arbeit unterstützten, — insbesondere auch den Mit-
arbeitern an diesem Heft: Dipl.-Arch. Dr. jur. Freier, Dr. R. v. Schalburg, Landesoberbaurat Wildemann und
Reg.-Baumeister a. D. Zichner — unseren verbindlichsten Dank aussprechen.
Immer wieder aber muß ich mich auch in erster Linie an die Besitzer selbst wenden und sie bitten, uns
laufend Berichte über ihre Erfahrungen zuzusenden, damit wir eine genaue Übersicht über den Stand der Dinge
erhalten. Einzelfälle bilden keine Maßstäbe zur Beurteilung der Gesamtlage! Erreicht kann nur etwas werden,
wenn die Besitzer sich immer stärker in unserer Vereinigung zusammenfinden, um damit die gesamte Öffent-
lichkeit und vor allen Dingen auch die Spitzen der Behörden zu einer Förderung im weitesten Sinne zu veran-
lassen. — Die Presse aber möchte ich ausdrücklich bitten, sich in besonders interessanten Fällen an uns zu
wenden, damit wir ihr Informationen geben können, die ihr einen Einblick in die tatsächlichen Zusammenhänge
geben und es ermöglichen, so zu schreiben, wie sie es im Grunde ihrer Absicht tun will, nämlich: Um den
Besitzern zu helfen.
Fritz Ebhardt
der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen e.V.
GEGRÜNDET 1899
Präsident: Fritz Ebhardt, Architekt BDA
Marksburg ob Braubach im Dezember 1953
An unsere Mitglieder und Freunde
Täglich zahlreich mir zugehendc Pressemeldungen schildern aus allen Gegenden die große
Not der Besitzer von Burgen und historischen Schlössern und den fortschreitenden Zerfall
der Gebäude. — Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Durchführungen notwendiger
Erhaltungsarbeiten durch zwei Kriege, eine Deflation und zwei Inflationen erschwert bzw.
nicht möglich waren, und vor allem die Zerstörungen des letzten Krieges nicht beseitigt
werden konnten, ist die Abfassung mancher Pressetexte und Schlagzeilen — die Erhaltung
der Burgen und Baudenkmale betreffend — bei der außergewöhnlich prekären Lage teilweise
gefährdend für den gesamten, restlichen Kulturbesitz.
Das vorhandene Interesse der Presse an historischen Bauwerken ist einerseits ebenso dank-
bar zu begrüßen, wie als positiv zu bewerten, doch sind Schlagzeilen wie „Eine Burg zu ver-
schenken", „Schlösser im Ausverkauf" und andere mehr für die Allgemeinheit — den Leser
als solchen und Hypothekengeber — irreführend und negativ wirkend für das zu erhaltende
Kulturgut, denn dieses zu laute, zwar wohlgemeinte Zur-Diskussion-Stellen aus Sorge um einen Fortbestand der
Kulturgüter ist gleichbedeutend mit einer Herabsetzung der Kreditwürdigkeit.
Zunächst muß man wohl die Einschränkung gelten lassen, daß die verantwortlichen Redakteure und Jour-
nalisten bei ihren Besuchen auf Burgen und Schlössern nur zu einseitig orientiert sind.
Wie soll die Presse sich äußern? Dürfen wir sie bitten, so Stellung zu nehmen, wie es nach unserer jahre-
langen Erfahrung angebracht erscheint? Nicht allein die Herren Landesdenkmalpfleger, an die sich der Appell
in Zeitungsartikeln immer wieder richtet, können die Verpflichtung tragen, das Kulturgut zu erhalten. — Wer
diese, in allen Ländern West- und Ostdeutschlands amtierenden, führenden Landesdenkmalpfleger kennt, weiß,
wie sie bedauernd vor einer unerfüllbaren Aufgabe stehen, da ihre Mittel in Anbetracht der ständig ansteigen-
den Bedürfnisse der Bundes- und Landesfinanzminister in Bezug auf die dringenden Gelder für den Wohnungs-
bau, die soziale Nothilfe für Flüchtlinge, Spätheimkehrer, Kriegsinvaiiden und -hinterbliebene und dringend
benötigte neue Schulbauten etc. begrenzt sind.
Es kann wohl nicht bestritten werden, daß die Geschäftsstelle unserer Vereinigung ständig bemüht ist,
unter Mitwirkung erfahrener, ausgezeichneter Mitarbeiter auf den Spezialgebieten, alles zu tun, um z. B. eine
Herabsetzung der Steuern zu erlangen, oder durch den Aufbau einer „Deutschen Burgenlotterie" neue Mittel zu
beschaffen, oder durch rechtzeitige Einwirkung auf die Gesetzgebung bezgl. Bodenreform, Lastenausgleich
usw. Milderungen zu erreichen, die geeignet sind, die Last der Besitzer erträglicher zu gestalten, um den Zerfall
der Burgen, Schlösser und sonstigen Baudenkmale zu unterbinden. — An dieser Stelle möchte ich allen den-
jenigen Herren, die uns im zurückliegenden Jahr mit ihrer Arbeit unterstützten, — insbesondere auch den Mit-
arbeitern an diesem Heft: Dipl.-Arch. Dr. jur. Freier, Dr. R. v. Schalburg, Landesoberbaurat Wildemann und
Reg.-Baumeister a. D. Zichner — unseren verbindlichsten Dank aussprechen.
Immer wieder aber muß ich mich auch in erster Linie an die Besitzer selbst wenden und sie bitten, uns
laufend Berichte über ihre Erfahrungen zuzusenden, damit wir eine genaue Übersicht über den Stand der Dinge
erhalten. Einzelfälle bilden keine Maßstäbe zur Beurteilung der Gesamtlage! Erreicht kann nur etwas werden,
wenn die Besitzer sich immer stärker in unserer Vereinigung zusammenfinden, um damit die gesamte Öffent-
lichkeit und vor allen Dingen auch die Spitzen der Behörden zu einer Förderung im weitesten Sinne zu veran-
lassen. — Die Presse aber möchte ich ausdrücklich bitten, sich in besonders interessanten Fällen an uns zu
wenden, damit wir ihr Informationen geben können, die ihr einen Einblick in die tatsächlichen Zusammenhänge
geben und es ermöglichen, so zu schreiben, wie sie es im Grunde ihrer Absicht tun will, nämlich: Um den
Besitzern zu helfen.
Fritz Ebhardt