Das Internationale Bnrgenforschnngs-Institut, abgekürzt I, B.I., hat am 29. und 30. Oktober
d. J. auf seiner so herrlich am Nordufer des Ziirichsec's gelegenen Burg Rapperswil eine Arbeitstagung von
Vertretern der Organisationen des privaten Burgen- und Schloßbesitzes abgehalten, bei der vornehmlich
Fragen der technischen und ökonomischen Konservierung der im Privatbesitz befindlichen Kulturwerte be-
handelt worden sind.
Den Vorsitz führte der Präsident des wissenschaftlichen Rates des Institutes, Herr Raymond Pelgrims de
Bigard, Schloß Grand Bigard nordwestlich von Brüssel, der gleichzeitig Präsident der so außerordentlich
tätigen und mit Musterwiederherstellungen von Burgen und Schlössern in Europa an der Spitze marschierenden
Vereinigung zur Erhaltung historischer Wohnstätten („demeures historiques") Belgiens ist.
Es wurde anschließend eine ,,Presseinformation'' herausgegeben, in der sehr eindringlich auf das große
Dcnkmalsterben — namentlich während und nach dem letzten Weltkrieg — hingewiesen und daran erinnert wird,
daß in vielen Ländern die Gesetzgebung die Erhaltung von privatem Kulturgut fast unmöglich macht. Das In-
stitut betrachtet diese Entwicklung mit größter Sorge und ist bemüht, Wege zur Sicherung der Erhaltung zu
finden.
Hier wäre noch einzuschalten, daß auf dem letzten IV. Hauptkongreß im vorigen Jahre in Dinant in
Belgien ausdrücklich und einstimmig beschlossen wurde, daß die gemeinsam aufeinander abzustimmenden
Arbeiten auf die wissenschaftliche Forschung konzentriert werden sollen. Die bei der Gründung des Institutes im
Jahre 1948 hoffnungsfreudig aufgestellten, finanziellen Ziele gegenseitiger Hilfe müssen angesichts der nicht
nur in Deutschland, sondern auch in den meisten Ländern — zumal auch ganz besonders bei fast allen Mittel-
meer-Randstaaten — wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, wenn auch im letzten Sommer
einige Zeitungsartikel in der deutschen Presse in letzterer Hinsicht etwas über das Ziel hinausgeschossen sind
und dadurch vorerst unbegründete Hoffnungen erweckt hatten. Die Leitung des I. B. I. hat sich aber trotz allem
bemüht, zu versuchen, den Besitzern hochwertiger Baudenkmale, Burgen und Schlösser durch Eintragung (auf
Antrag!) in eine internationale Denkmalsrolle, die bei der Zentrale in Rapperswil geführt wird, wenigstens
schon einen international anerkannten ideellen Schutz „in Krieg und Frieden" zu gewähren.
Die in der registrierten Denkmälerliste geführten und mit einem mehrsprachigen Schutzplakat des I. B. 1.
gekennzeichneten „historischen Wohnstätten" werden der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es soll ferner ver-
sucht werden, durch Bekanntgabe der Resolution der Tagung an die Regierungen aller in Frage kommender
Staaten und Länder allmählich zu zwischenstaatlichen Garantievereinbarungen zu gelangen.
Th. Wildemann
Delegierter der Deutschen Bundesrepublik beim I. B. I.
*
Erhaltung von Burgen und Schlössern im Bheinischen Raum.
Die Sorgen um die Erhaltung deutscher Burgen und Schlösser sowie aller in den Rahmen ehemaliger Wehr-
anlagen fallenden Baudenkmale hören nicht nur nicht auf, sondern beginnen sogar katastrophale Ausmaße an-
zunehmen. Während bis 1914 sich alles gewissermaßen in einer Art Ruhezustand befand, begannen gleich nach
dem 1. Weltkrieg die Nöte durch die schweren und manchmal völligen Vermögcnsverluste infolge der Auswir-
kungen der Inflation von 1921—23. Parallel damit machten sich damals zunehmend (und heute noch andauernd)
die Bergbauschäden mit Setzungsrissen und Austrocknen der Gräber und Weiher bemerkbar an den Burgen
und Schlössern in den Kohlen- und Kali-Bergbaugebieten der Rheinlande und Westfalens, sowie darüber hinaus
in Mitteldeutschland und in den angrenzenden Gebieten bis nach Holland hinein (Schloß Herten i/W., Burg
Alsdorf im Wurmgebiet bei Aachen, Schloß Hoensbroek in holländ. Limburg und manche andere).
Während von diesen die eine oder andere dann schließlich doch noch durch besonders großzügige Mittel-
bereitstellung, weitsichtige Planung und wirklich durchgreifende Maßnahmen erhalten werden konnten (Alsdorf,
Hoensbroek), gab es infolge der zunehmenden Industrialisierung, der Fluß- und Kleingewässerregulierungen
und der sich überall bemerkbar machenden Grundwasserspiegel-Absenkung mehr als genug Sorgen und Be-
mühungen um die Erhaltung namentlich der Wasserburgen und der auf Pfahlrost gegründeten Schlösser,
Stadttore usw. (Schloß Myllendonk, Holstentor in Lübeck u. a.).
In diese durch die stetig wachsenden Materialnöte und die steigenden Baupreise in den 30 er Jahren sich
ständig zuspitzende Situation schlug der 2. Weltkrieg mit seinen Bombenteppichen ein. Die Fülle der Total-
und der Teilverluste ist aus den traurigen Zerstörungskatalogen zu ersehen, die die deutschen Länder (und vor
ihnen schon die Kunstschutzstäbe der Besatzungsmächte für die international wichtigsten Baudenkmalobjckte
in Auszügen) inzwischen — meist gut bebildert — sowie die vom Krieg mitbetroffenen europäischen Staaten
herausgegeben haben. Die Werke bilden — man muß es leider zur Schande der Menschheit aussprechen —
schon eine kleine Bibliothek, sodaß es unmöglich ist, sie hier einzeln aufzuführen.
Der zielbewußte Wiederaufbau all' dessen, was uns noch geblieben ist, wird nun ungeahnten und hin-
sichtlich seiner späteren endgültigen Folgen für die Eigentümer vorerst noch völlig verschleierten Auswirkun-
gen durch die zu Gesetzen erhobene Bodenreform und den Lastenausgleich ausgesetzt, trotz aller Bemühungen
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d. J. auf seiner so herrlich am Nordufer des Ziirichsec's gelegenen Burg Rapperswil eine Arbeitstagung von
Vertretern der Organisationen des privaten Burgen- und Schloßbesitzes abgehalten, bei der vornehmlich
Fragen der technischen und ökonomischen Konservierung der im Privatbesitz befindlichen Kulturwerte be-
handelt worden sind.
Den Vorsitz führte der Präsident des wissenschaftlichen Rates des Institutes, Herr Raymond Pelgrims de
Bigard, Schloß Grand Bigard nordwestlich von Brüssel, der gleichzeitig Präsident der so außerordentlich
tätigen und mit Musterwiederherstellungen von Burgen und Schlössern in Europa an der Spitze marschierenden
Vereinigung zur Erhaltung historischer Wohnstätten („demeures historiques") Belgiens ist.
Es wurde anschließend eine ,,Presseinformation'' herausgegeben, in der sehr eindringlich auf das große
Dcnkmalsterben — namentlich während und nach dem letzten Weltkrieg — hingewiesen und daran erinnert wird,
daß in vielen Ländern die Gesetzgebung die Erhaltung von privatem Kulturgut fast unmöglich macht. Das In-
stitut betrachtet diese Entwicklung mit größter Sorge und ist bemüht, Wege zur Sicherung der Erhaltung zu
finden.
Hier wäre noch einzuschalten, daß auf dem letzten IV. Hauptkongreß im vorigen Jahre in Dinant in
Belgien ausdrücklich und einstimmig beschlossen wurde, daß die gemeinsam aufeinander abzustimmenden
Arbeiten auf die wissenschaftliche Forschung konzentriert werden sollen. Die bei der Gründung des Institutes im
Jahre 1948 hoffnungsfreudig aufgestellten, finanziellen Ziele gegenseitiger Hilfe müssen angesichts der nicht
nur in Deutschland, sondern auch in den meisten Ländern — zumal auch ganz besonders bei fast allen Mittel-
meer-Randstaaten — wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, wenn auch im letzten Sommer
einige Zeitungsartikel in der deutschen Presse in letzterer Hinsicht etwas über das Ziel hinausgeschossen sind
und dadurch vorerst unbegründete Hoffnungen erweckt hatten. Die Leitung des I. B. I. hat sich aber trotz allem
bemüht, zu versuchen, den Besitzern hochwertiger Baudenkmale, Burgen und Schlösser durch Eintragung (auf
Antrag!) in eine internationale Denkmalsrolle, die bei der Zentrale in Rapperswil geführt wird, wenigstens
schon einen international anerkannten ideellen Schutz „in Krieg und Frieden" zu gewähren.
Die in der registrierten Denkmälerliste geführten und mit einem mehrsprachigen Schutzplakat des I. B. 1.
gekennzeichneten „historischen Wohnstätten" werden der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es soll ferner ver-
sucht werden, durch Bekanntgabe der Resolution der Tagung an die Regierungen aller in Frage kommender
Staaten und Länder allmählich zu zwischenstaatlichen Garantievereinbarungen zu gelangen.
Th. Wildemann
Delegierter der Deutschen Bundesrepublik beim I. B. I.
*
Erhaltung von Burgen und Schlössern im Bheinischen Raum.
Die Sorgen um die Erhaltung deutscher Burgen und Schlösser sowie aller in den Rahmen ehemaliger Wehr-
anlagen fallenden Baudenkmale hören nicht nur nicht auf, sondern beginnen sogar katastrophale Ausmaße an-
zunehmen. Während bis 1914 sich alles gewissermaßen in einer Art Ruhezustand befand, begannen gleich nach
dem 1. Weltkrieg die Nöte durch die schweren und manchmal völligen Vermögcnsverluste infolge der Auswir-
kungen der Inflation von 1921—23. Parallel damit machten sich damals zunehmend (und heute noch andauernd)
die Bergbauschäden mit Setzungsrissen und Austrocknen der Gräber und Weiher bemerkbar an den Burgen
und Schlössern in den Kohlen- und Kali-Bergbaugebieten der Rheinlande und Westfalens, sowie darüber hinaus
in Mitteldeutschland und in den angrenzenden Gebieten bis nach Holland hinein (Schloß Herten i/W., Burg
Alsdorf im Wurmgebiet bei Aachen, Schloß Hoensbroek in holländ. Limburg und manche andere).
Während von diesen die eine oder andere dann schließlich doch noch durch besonders großzügige Mittel-
bereitstellung, weitsichtige Planung und wirklich durchgreifende Maßnahmen erhalten werden konnten (Alsdorf,
Hoensbroek), gab es infolge der zunehmenden Industrialisierung, der Fluß- und Kleingewässerregulierungen
und der sich überall bemerkbar machenden Grundwasserspiegel-Absenkung mehr als genug Sorgen und Be-
mühungen um die Erhaltung namentlich der Wasserburgen und der auf Pfahlrost gegründeten Schlösser,
Stadttore usw. (Schloß Myllendonk, Holstentor in Lübeck u. a.).
In diese durch die stetig wachsenden Materialnöte und die steigenden Baupreise in den 30 er Jahren sich
ständig zuspitzende Situation schlug der 2. Weltkrieg mit seinen Bombenteppichen ein. Die Fülle der Total-
und der Teilverluste ist aus den traurigen Zerstörungskatalogen zu ersehen, die die deutschen Länder (und vor
ihnen schon die Kunstschutzstäbe der Besatzungsmächte für die international wichtigsten Baudenkmalobjckte
in Auszügen) inzwischen — meist gut bebildert — sowie die vom Krieg mitbetroffenen europäischen Staaten
herausgegeben haben. Die Werke bilden — man muß es leider zur Schande der Menschheit aussprechen —
schon eine kleine Bibliothek, sodaß es unmöglich ist, sie hier einzeln aufzuführen.
Der zielbewußte Wiederaufbau all' dessen, was uns noch geblieben ist, wird nun ungeahnten und hin-
sichtlich seiner späteren endgültigen Folgen für die Eigentümer vorerst noch völlig verschleierten Auswirkun-
gen durch die zu Gesetzen erhobene Bodenreform und den Lastenausgleich ausgesetzt, trotz aller Bemühungen
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