30 jährigen Kriege arg zerstört. Die Ruine, umfassend doppelte Ringmauern und einen 33 m hohen Bergfried,
unten viereckig, oben rund, wurde im 18. Jahrhundert neu ausgebaut und war bis 1945 bewohnt. Ihr Schicksal
nach 1945 ist gleichfalls unbekannt.
Das Palais des Prinzen Leopold in Berlin, Wilhelmstraße — Ecke Wilhelmplatz, zuletzt Propaganda-
ministerium, war im 18. Jahrhundert als Johanniter-Palais erbaut worden.
Vom Großpriorat Deutschland blieb das Schloß in Heitersheim erhalten, das bis 1805 der Amtssitz des
Großpriors war. Aus dem Verwaltungsgebiet des Großpriorates seien zwei Sitze erwähnt:
Um 1600 wurde vom Johanniterorden in Klein-Erdlingen (ursprünglich „Erlingen") bei Nördlingen ein
Wasserschloß erbaut. Der Ort gelangte schon 1273 an den Orden, und er blieb eine Kommende bis 1805. Von
der ehemals vierfliigeligen zweistöckigen Anlage stehen noch die Nordfront mit achteckigen dreigeschossigen
Ecktürmen und die östlichen und westlichen Seitenflügel. Der Nordtrakt hat im Westen einen abgetreppten
Giebel mit aufgesetzten Voluten. Von der einstigen Umfassungsmauer sind nur noch Reste erhalten. Der Graben
ist noch erkennbar. Im Inneren sind einige gute Stuckdecken aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. An
den Außenwänden im Binnenhof und den Außenfronten der Flügel befinden sich in Stein gehauene Wappen
der Komture von Rosenbach, von Guttenberg, von Pallandt erhalten. Einmal ist eines der den Schilden unter-
gelegten Kreuze als gekerbtes Kreuz dargestcllt.
Die wohlerhaltene Burg Prunn, eine der schönsten Burganlagen Süd-Deutschlands, auf senkrechter Fels-
nase über Nusshausen an der Altmühl gelegen, die im 11. Jahrhundert erbaut wurde und im 17. Jahrhundert
die letzten baulichen Veränderungen erfuhr, erhielt der Johanniterorden nach 1675 von den Ingolstädter
Jesuiten. Bis 1805 hatte der Orden die Burg inne, seither ist sie Staatsbesitz. Zu erwähnen ist, daß in dieser
Burg 1575 eine Handschrift des Nibelungenliedes gefunden wurde, die als Prunner-Codex bekannt ist.
Neben Burgen und Schlössern gab es in vielen Städten Johanniterhöfe und Kirchen. Sie alle einmal zu
sammeln und ihre Geschichte zu erforschen, wäre eine dankenswerte Aufgabe.
Wenn der Orden im Heiligen Lande einst großer und starker Burgen im Kampfe gegen die Ungläubigen
bedurfte und sich ihrer zu seinem eigenen Schutze bis zur Neuzeit bedienen mußte, so sind seit dieser Zeit, be-
sonders seit der Wiederaufrichtung der Balley Brandenburg vor nunmehr 100 Jahren, Krankenhäuser, Hospize
und sonstige charitative Anstalten die heutigen Burgen der werktätigen Liebe des Johanniterordens.
Dr. Walter Freier.
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unten viereckig, oben rund, wurde im 18. Jahrhundert neu ausgebaut und war bis 1945 bewohnt. Ihr Schicksal
nach 1945 ist gleichfalls unbekannt.
Das Palais des Prinzen Leopold in Berlin, Wilhelmstraße — Ecke Wilhelmplatz, zuletzt Propaganda-
ministerium, war im 18. Jahrhundert als Johanniter-Palais erbaut worden.
Vom Großpriorat Deutschland blieb das Schloß in Heitersheim erhalten, das bis 1805 der Amtssitz des
Großpriors war. Aus dem Verwaltungsgebiet des Großpriorates seien zwei Sitze erwähnt:
Um 1600 wurde vom Johanniterorden in Klein-Erdlingen (ursprünglich „Erlingen") bei Nördlingen ein
Wasserschloß erbaut. Der Ort gelangte schon 1273 an den Orden, und er blieb eine Kommende bis 1805. Von
der ehemals vierfliigeligen zweistöckigen Anlage stehen noch die Nordfront mit achteckigen dreigeschossigen
Ecktürmen und die östlichen und westlichen Seitenflügel. Der Nordtrakt hat im Westen einen abgetreppten
Giebel mit aufgesetzten Voluten. Von der einstigen Umfassungsmauer sind nur noch Reste erhalten. Der Graben
ist noch erkennbar. Im Inneren sind einige gute Stuckdecken aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. An
den Außenwänden im Binnenhof und den Außenfronten der Flügel befinden sich in Stein gehauene Wappen
der Komture von Rosenbach, von Guttenberg, von Pallandt erhalten. Einmal ist eines der den Schilden unter-
gelegten Kreuze als gekerbtes Kreuz dargestcllt.
Die wohlerhaltene Burg Prunn, eine der schönsten Burganlagen Süd-Deutschlands, auf senkrechter Fels-
nase über Nusshausen an der Altmühl gelegen, die im 11. Jahrhundert erbaut wurde und im 17. Jahrhundert
die letzten baulichen Veränderungen erfuhr, erhielt der Johanniterorden nach 1675 von den Ingolstädter
Jesuiten. Bis 1805 hatte der Orden die Burg inne, seither ist sie Staatsbesitz. Zu erwähnen ist, daß in dieser
Burg 1575 eine Handschrift des Nibelungenliedes gefunden wurde, die als Prunner-Codex bekannt ist.
Neben Burgen und Schlössern gab es in vielen Städten Johanniterhöfe und Kirchen. Sie alle einmal zu
sammeln und ihre Geschichte zu erforschen, wäre eine dankenswerte Aufgabe.
Wenn der Orden im Heiligen Lande einst großer und starker Burgen im Kampfe gegen die Ungläubigen
bedurfte und sich ihrer zu seinem eigenen Schutze bis zur Neuzeit bedienen mußte, so sind seit dieser Zeit, be-
sonders seit der Wiederaufrichtung der Balley Brandenburg vor nunmehr 100 Jahren, Krankenhäuser, Hospize
und sonstige charitative Anstalten die heutigen Burgen der werktätigen Liebe des Johanniterordens.
Dr. Walter Freier.
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