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Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten: Periodica — 1953

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Dezember 1953
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Blomberg, Georg von: Schädlinge im Holz und ihre Bekämpfung
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https://doi.org/10.11588/diglit.35482#0034
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und besorgen die Fortpflanzungsgeschäfte. Um dieselbe Zeit
kann man die Tiere an der Sonnenseite von freiverbauten
Hölzern antreffen.
Nach der Paarung beginnt sogleich die Eiablage. Meistens
sind es enge Trockenrisse des Holzes, in die die Gelege bis
etwa 3 cm tief versenkt werden. Ein Tier vermag bis 300
und mehr Eier abzulegen. Die Lebensdauer der Käfer währt
nur einige Wochen.
Die aus den Eiern schlüpfenden Larven bohren sich so-
gleich in das Holz ein und beginnen damit ihr Zerstörungs-
werk. Sie wachsen sehr langsam heran. Nach einigen Jahren
können sie eine Länge von 23 mm erreichen. Größere Lar-
ven verursachen beim Zernagen des Holzes ein knisterndes
Geräusch, das besonders im Sommer deutlich wahrnehmbar
ist.
Bei der Anlage der Fraßgänge meidet die Larve die Ober-
fläche des Holzes, so daß man ihm zunächst auch schwere
Zerstörungen nicht ansehen kann. Bei dem unter Dach ver-
bauten Holz bleibt über den Fraßgängen oft nur eine pa-
pierdünne Außenschicht erhalten. An diesen Stellen zeigt die
Oberfläche eine deutliche Wölbung. Im Freien wird hin-
gegen immer eine dickere Randzone des Holzes gemieden.
Die Fraßgänge sind mit Wurmmehl gefüllt, das aus walzen-
förmigen Kotballen und einem feinen Nagsel besteht.
ln günstigen Fällen schließt die Larve nach 3—6 Jahren
ihr Wachstum ab und fertigt sich in dem noch festen Holz,
unter Umständen im Kern, die Puppenwiege an. Aus der
Puppe entsteht der Käfer. Er verläßt das Holz durch den
von der Larve gefertigten Gang und hinterläßt in der Holz-
oberfläche ein Schlupfloch, von länglicher, oft unregelmä-
ßiger Form. Wenn Ausfluglöcher dieses Schädlings im Holz
vorhanden sind, ist es also meistens schon sehr spät und so-
fortige Hilfe nötig.
Mit den modernen von der chemischen Industrie entwik-
kelten Mitteln, z. B. dem Hausbock-Basileum der Farben-
fabriken BAYER, Leverkusen, ist eine Abtötung der Schäd-
linge in jedem Fall möglich. Das Mittel greift Farben und
Lacke im allgemeinen nicht an, jedoch sollte man bei alten,
vor allem bei gefaßten Holzgegenständen zunächst einen vor-
sichtigen Yersuch unternehmen, da die alten Meister oft mit
Geheimrezepturen arbeiteten, deren Zusammensetzung wir
heute nicht mehr kennen. Wenn ein Eintauchen der Kunst-
gegenstände in das Schutzmittel nicht möglich ist, wird eine
Abtötung durch Einspritzung des Schutzmittels in die kleinen
kreisrunden Löcher — nicht in jedes, sondern etwa im Ver-
bände von 5—10 cm — erreicht. Man kann dazu anstelle
einer Injektionsspritze auch ein kleines Olspritzkännchen
verwenden. Die geruchschwachen Marken des Mittels lassen
eine Geruchsbelästigung kaum noch auftreten.
Bei einer Bekämpfung des Hausbocks (großer Holzwurm)
im Dachstuhl muß etwas energischer vorgegangen werden.
Da oft große Teile des Holzes vollkommen zerfressen und
gänzlich voll Bohrmehl gestopft sind, ist es notwendig,
dieses stark befallene Holz abzubeilen, da einmal das Bohr-
mehl zunächst die Schutzmittel auf saugen würde und man
sehr viel Material verbrauchen müßte, um in das Innere des
Holzes zu gelangen, zum anderen nicht festgestellt werden
könnte, wie weit im einzelnen der Befall fortgeschritten ist
und die statische Sicherheit des Holzes evtl, nicht mehr vor-
handen ist. Nach dem Ausbürsten der freigelegten Fraß-
gänge ist eine einmalige Behandlung (Spritzung) der ge-
samten Holzoberfläche durchzuführen. Je eher diese Sanie-

rung durchgeführt wird, umso günstiger, denn jede Larve
frißt täglich ihr eigenes Körpergewicht.
Auch die Fäulnis, der Schwamm — ganz besonders der
echte Hausschwamm — ist eine große Gefahr, die richtig
erkannt und behandelt viel Arger erspart. Einen sogenannten
Mauerschwamm gibt es jedoch nicht, der Schwamm muß
als Nahrung stets Holz zur Verfügung haben. Jedoch kann
dieses Holz ein Regal im Keller oder ein faulender Holzhau-
fen außerhalb des Hauses sein. Von dort seine Nahrung
beziehend durchwächst der Schwamm das Mauerwerk und
kann sich im Haus in sämtlichen Stockwerken ausbreiten.
Wenn dann eines Tages in einem Zimmer ein Schwammge-
bilde festgestellt wird — weißer Zuwachsrand, innen rot-
braun, bis zu 3/^ Meter groß, so ist das nicht etwa — wie
leider vielfach angenommen wird — der Anfang, sondern
das Endstadium des Schwammes, sozusagen die Blüte. Zur
Beseitigung des Schwammes sollte man sich stets an einen
Fachmann wenden, denn das Übel muß unbedingt an der
Wurzel ausgerottet werden — und nicht nur, wie vielfach
geschehen, an der ,,Blüte".
Da der Hausschwamm schon im Altertum bekannt war,
kann man auch in der Bibel etwas über seine Bekämpfung
lesen. Im 3. Buch Moses, Kapitel 14, steht eine Haus-
schwammsanierung genau beschrieben, nur mit dem einen
Unterschied: Im Altertum mußte die Mauer oder sogar das
Hau§. abgerissen werden, heute ist ein Entfernen von Mauer-
werk nicht mehr notwendig. Eine Behandlung mit chemi-
schen Mitteln genügt vollkommen, um den Schwamm völlig
abzutöten, sie muß allerdings fachgemäß durchgeführt wer-
den, wozu einmal die Beseitigung des Übels an der Wurzel,
zum anderen eine Behandlung einer um 2—3 Meter größeren
Fläche als dem Auge sichtbar Schwamm vorhanden ist, not-
wendig erscheint.
Bei allen Sanierungsarbeiten gegen tierische und pilzliche,
Schädlinge ist es selbstverständlich, daß das evtl, neu ver-
baute PIolz ebenfalls eine vorbeugende Imprägnierbehand-
lung erfährt.
Es dürfte allgemein interessieren, daß die Farbenfabriken
BAYER, Leverkusen/Rhein, über jahrzehntelange Erfahrun-
gen auf diesem Gebiet verfügen und gern kostenlos jede ge-
wünschte Auskunft über Sanierung und Imprägniermaßnah-
men geben. Auch eine unverbindliche örtliche Beratung durch
ihre Holzschutzfachberater ist jederzeit möglich.
Georg v. Blomberg


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