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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Theodor Mommsen: Römische Kaisergeschichte. Nach den Vorlesungsmitschriften von Sebastian und Paul Hensen 1882/86. Hg. von Barbara und Alexander Demandt]
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[Rezension von: Oliver Taplin: Feuer vom Olymp. Die moderne Welt und die Kultur der Griechen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0196
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richts im späten neunzehnten Jahrhundert bekannt gemacht, als daß ihm die psychologische Dif-
ferenziertheit einer Spätzeit vorgeführt würde. Mommsen verschmähte die Klatschhaftigkeit und
den Voyeurismus der «Geschichte des privaten Lebens«, die heute ebenso beliebt ist (das gleich-
namige Unternehmen im S. Fischer-Verlag ist mit dem vierten Band von Michelle Perrot im neun-
zehnten Jahrhundert angelangt) wie in der römischen Kaiserzeit (Sueton «Kaiserbiographien«,
Akademie Verlag)." — Umfassender wird die Ausgabe von Joachim Fest in einem ganzseitigen
Beitrag zur Literaturbeilage derselben Zeitung vom 29.9.92 (S. L 25) gewürdigt. Dort heißt es ab-
schießend: ,,Das Werk wird vermutlich nicht das «Volksbuch« werden, das die «Römische Ge-
schichte« im neunzehnten Jahrhundert war. Dazu fehlen sowohl auf seiner Seite wie auf der des
Publikums die Voraussetzungen. Aber es wird noch einmal die Auseinandersetzung über die Kai-
serzeit sowie über den Niedergang Roms und womöglich mehr noch über Mommsens Sicht auf
die Epoche beleben. Die Herausgeber, Barbara und Alexander Demandt, haben der Veröffentli-
chung nicht nur eine instruktive Einleitung vorangestellt, sondern den Text selber auch nach an-
deren erhaltenen Kollegmitschriften korrigiert oder ergänzt, die Zitate ermittelt und in einem al-
les Erforderliche enthaltenden Anmerkungsapparat, wo immer nötig, den derzeitigen Stand der
Forschung kenntlich gemacht. Besonders zu rühmen sind die vollständigen, durchlaufenden
Nachweise aus den antiken Quellenschriftstellern, die die Kontrolle von Mommsens Darstellung
an jedem Punkt ermöglichen."

OPver Tap//n. Feuer vom O/ymp. D7e moderne We/t und dfe Ku/tur der Griechen. Deutsch von
Stefan 8. Po/ter. Reinbek; LVunder/ich Vertag 7997.
Schon im vorigen Jahr hat Manfred Fuhrmann dieses Buch in der F.A.Z. einer größeren Öffent-
lichkeit vorgestellt (23.11.91). !m Gegensatz zum Titel (im Original ,,Greek Fire") ist das Buch
eher nüchtern und pragmatisch, ,,ein faktenreiches, umfassendes, streckenweise fesselndes
Buch", wie Fuhrmann urteilt. ,,Es nimmt sich nicht nur der Licht-, sondern auch der Schattensei-
ten an — bei den Griechen selbst und bei allem, was sie verursacht haben. Sie waren nun einmal
der Anfang unserer Kultur, und dieser Anfang hat die Neuzeit tief geprägt und prägt mit kaum
verminderter Kraft die Gegenwart". Das Werk behandelt also auch gerade das, was man heute
gern die ,,Rezeption der Antike" nennt. Um so befremdlicher ist ,,der penetrant anglozentrische
Standpunkt des Autors", wie Fuhrmann eine der Hauptschwächen dieses Buches zusammen-
faßt: ,,Oxford kommt alle paar Seiten vor, Weimar nie. Ständig werden englische und amerikani-
sche Berühmtheiten ins Feld geführt (leider stets ohne Nachweis), mit denen man hierzulande
wenig anzufangen weiß. Die Bibliographie nennt 113 englische, drei deutsche und zwei franzö-
sische Titel. Es gehört etwas dazu, unter der Überschrift «Die zweite Renaissance« (womit die Zeit
von 1750 bis 1830 gemeint ist) keinen Deutschen zu nennen, nicht einmal Winckelmann oder
Goethe — und Wilhelm von Humboldt kommt in dem ganzen Buch nicht vor. Doch dies mag
auch dadurch bedingt sein, daß der Autor für die pädagogische Seite seines Themas nichts übrig
hat: Das Gymnasium und die humanistische Bildung werden mit Stillschweigen übergangen." —
Kürzlich hat der Erziehungswissenschaftler Clemens Menze (Universität Köln) das Buch in der
,,Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik" (2/1992, S. 226-232) ausführlich bespro-
chen. Auch er kritisiert, daß sich der Autor ,,fast nur auf den angelsächsischen Bereich konzen-
triert und den so stark an den Griechen orientierten deutschen Humanismus als eigene Epoche
des Rückgriffs auf die griechische Kultur [...] so gut wie völlig außer acht läßt. Wilhelm von Hum-

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