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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Oliver Taplin: Feuer vom Olymp. Die moderne Welt und die Kultur der Griechen]
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[Rezension von: America Pontificia primi saeculi evangelizationis 1493-1592. Documenta Pontificia ex registris et minutis praesertim in Archivio Secreto Vaticano existentibus collegit, edidit Josef Metzler mandatu Pontificii Comitatus de Scientiis Historicis]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0197

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boldt und Schieiermacher werden nicht ein einziges Mal, Friedrich Schlegel lediglich einmal,
Herder, Schiller, Hegel zweimal, Marx fünfmal, Hitler gar sechsmal erwähnt." Da klingt es fast
allzu moderat, wenn Menze schreibt:,,Anscheinend hat sich Taplin mit der deutschen Tradition
der Griechenrezeption nicht intensiv genug befaßt." Hierüber ist also bei Taplin nichts zu erfah-
ren. Bedenkenswert sind aber die Schlußbemerkungen Menzes zum Thema selbst (und nur des-
halb wird das Buch hier noch einmal erwähnt): ,,Die Bedeutung für den Menschen der Moderne
liegt in der Anregung, die Welt der Griechen auf dem Wege zu sich selbst hinter sich zurückzu-
lassen, ohne sie je zu verlieren. Dazu genügt aber nicht der rasche Blick in eine Übersetzung als
den Krückstock des Gedächtnisses. Es bedarf vielmehr der Erlernung der griechischen Sprache,
die nicht bloß Mittel ist, um sich in die großen Werke der Literatur und Philosophie vertiefen zu
können, die vielmehr eine Welt in sich selbst enthält, die in dem bewußten Rückgriff in immer
neuer Gestalt hervortritt. Sache des Pädagogen ist es, Voraussetzungen für eine solche sich fort-
setzende Aneignung einzufordern, in der sich mit der Vergegenwärtigung der ja anders gefaßten
Antike das Profil der eigenen Zeit und des Menschen in ihr ausdrückt."

America Pont/f/cZa primi saecu/Z evange/Zzat/onZs 7493-7592. Documenta PontZPc/a ex regisfris et
mZnutZs praeserfim 7n ArchZvZo Secreto Vaticano existentibus coi/egit, edidit josei Metzier mandatu
Pontificii Comifafus de Seientiis Piistoricis. Cittä de/ Vaticano; Libreria Editrice Vaticana 7997, 2
Bde. 7527 Seiten, 220 000 Lire.
Das ,,Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften" in Rom hat schon vor Jahren im Blick
auf die 500-Jahr-Feier der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahre 1492 eine
Edition vatikanischer Quellenbestände zu diesem Thema beschlossen. Mit der Leitung wurde der
frühere Archivar der Kongregation für die Verbreitung des Glaubens (de Propaganda fide) und
derzeitige Präfekt des Vatikanischen Geheimarchivs, Jos. Metzler, betraut. ,,Nach mehrjähriger
Vorbereitung liegt nun ein Opus in zwei Bänden vor, das 579 Dokumente aus dem ersten Jahr-
hundert nach der Entdeckung "Westindiens« — die erste Urkunde ist am 3. Mai 1493 datiert, die
letzte am 23. September 1592 — in vorbildlicher Edition mit Regesten und Indizes bietet", wie ei-
ner ausführlichen Besprechung dieses Werkes durch Georg Denzler zu entnehmen ist (F.A.Z.
16.7.92, S. 31). Nicht uninteressant sind die Dokumente hinsichtlich der Frage, wie die Päpste
auf die (heute meist ins Zentrum des Interesses gerückten) Greueltaten an den Ureinwohnern re-
agierten. Denzler erwähnt z.B. eine private Instruktion von Paul III. für den Nuntius in Lissabon
aus dem Jahr 1537, in der sich der Papst über ein Gesetz beklagt, das den neuen Christen in den
überseeischen Ländern das Recht der Reise nach Europa verwehrte. Eine solche Beschränkung
versetzte die betroffenen Indios nach Meinung des Papstes in eine noch schlechtere Lage als
Sklaven und die Juden in Ägypten. Im selben Jahr erließ Paul III. die bedeutsame Bulle ,,Veritas
ipsa" (auch mit den Worten ,,Sub!imis Deus" benannt), die man als ,,Magna Charta der
Indianer" bezeichnet hat. Darin übte er scharfe Kritik an den bestehenden Zuständen: Der Satan
„veranlaßte nämlich einige seiner Helfershelfer, die nichts anderes begehrten, als ihre Habsucht
zu befriedigen, daß sie unablässig darauf hinarbeiteten, die Bewohner West- und Südindiens und
andere Nationen, von denen wir Kunde erhalten haben, wie Tiere zum Sklavendienst einzuspan-
nen." Weiter heißt es dort: ,,Wir wissen wohl, daß die Indios als wirkliche Menschen nicht allein
die Fähigkeit zum christlichen Glauben besitzen, sondern zu ihm in allergrößter Bereitschaft her-
beieilen". Denzler hebt diese offizielle Äußerung des Papstes als,,mutige Tat" hervor, ,,weil sie

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