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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Nr. 3
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Zeitschriftenschau
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Buchbesprechungen
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Schuller, Wolfgang: [Rezension von: Dieter Lenzen: Vaterschaft. Vom Patriarchat zur Alimentation]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0130

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schert Philosophie konsequent entwickelt wurde. Noch heute sind diese Gedanken wirksam: Sie
lassen sich in einem aktuellen Beispiel an einer Gedankenlinie, die von Heraklit und Plato über
Hegel, Marx und Lenin bis in unsere Zeit führt, verfolgen. Um zu verstehen, wie das Denkmodell
des vermeintlichen Zwangsablaufes der Geschichte hin zum Sozialismus aus den ursprünglichen
Denkansätzen entwickelt wurde, ist ebenfalls die Kenntnis der alten Texte notwendig. Eine Vor-
aussetzung dafür ist wiederum das Verständnis der alten Sprachen, damit man nicht den Ausdeu-
tungen von Epigonen und Demagogen ausgeliefert ist."
ANDREAS FRITSCH, Berlin

Buchbesprechungen

Dieter Lenzen; Vaterschaft. Vom Patriarchat zur Ak'mentatfon, Reinbek bei Hamburg; Rowohlt
799 t frowoh/ts enzyk7odäc77e 8d. 5 7 7), 267 5., Abb.
Der Rezensent ist Vater, hat etwas über Frauen im alten Griechenland und im alten Rom ge-
schrieben und kennt sich daher auch ein bißchen in der feministischen Literatur zu diesem The-
ma aus. Erwartungsvoll greift-er deshalb zum anzuzeigenden Buch, das zu versprechen scheint,
in Auseinandersetzung mit,,feministischer Sensationsliteratur" (S. 23) vom historisch-anthropo-
logischen Standpunkt aus die Vaterrolle in der Geschichte zu rehabilitieren. Die Aussichten auf
eine kompetente Behandlung sind nicht schlecht. Die Reihe, in der das Buch erschienen ist,
heißt ,,rowohlts enzyklopädie", und über den Verfasser erfährt man, daß er zahlreiche Fächer
studiert, ,,Bildforschung für das Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen betrieben
hat, Professor an der Universität Münster war und seit 1977 Professor am ^Forschungszentrum
für Historische Anthropologie der Freien Universität Berlin" ist.
Dann fängt man an zur Einstimmung die Kapitel über Griechenland und Rom zu lesen und ist
entsetzt. Man schwankt zwischen ungläubigem Staunen und hellem Zorn über das Ausmaß an
Inkompetenz und Schlamperei, das Leserin und Leser zugemutet wird, und man wird nur da-
durch gelegentlich entschädigt, daß man laut lachen muß. Jede noch so sektiererische ^feministi-
sche Sensationsliteratur" ist ein Musterbeispiel für wissenschaftliche Seriosität gegenüber diesem
Produkt. Wörtliche Zitate zu isolieren ist deshalb nicht einfach, weil der vom Rezensenten gele-
sene Text in seiner Gesamtheit ein Kuddelmuddel von Halb- und Unverstandenem ohne Rück-
sicht auf fachlichen Forschungsstand oder Gewichtungen ist, dazu in einer wichtigtuerischen
Sprache geschrieben wurde, die eigene Urteilsfähigkeit vortäuscht. Hier eine knappste Auswahl.
Die griechische Geschichte ,,umfaßt... den Zeitraum von circa 2500 bis nahe an Christi Geburt,
etwa mit dem Ende des letzten Diadochenreiches um 64 v.Chr."; von einem Norweger wird be-
richtet, dieser habe das Minoische als eine semitische Sprache erklärt — auch der Rezensent hat
davon in der Zeitung gelesen — ,und prompt verwendet der Autor in scheinbar engstem Kontakt
mit der laufenden Forschung — natürlich ohne jeden Nachweis — eine halbe Seite darauf und
verkündet, das heiße ,,die Frage nach den Quellen der griechischen Vaterkonzeption ganz neu
zu stellen", da ,,die Untersuchungen Aartuns indessen gegenwärtig noch nicht zum allgemein
anerkannten Erkenntnisgut der alten Geschichte gehören, muß diese Frage hier unbearbeitet
bleiben" — als ob er das könnte (S. 76);,,Zwischen 1850 und 1600 v.Chr." seien u.a. die ,,!onir"

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