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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Hans Dieter Stöver: Die Akte Varus]
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[Rezension von: Hans Dieter Stöver: ... dann geh' ich zum Kaiser! Eine Geschichte aus der Zeit Hadrians]
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[Rezension von: Maria Regina Kaiser: Xanthippe - Schöne Braut des Sokrates]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0200

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deutschen Rundfunks, für den er 25 Hörspiele und Features zu kulturgeschichtlichen Senderei-
hen schrieb. Seine zahlreichen Sachbücher, Krimis, Romane und Jugendbücher machten ihn zu
einem der bekanntesten Vermittler der römischen Antike an ein modernes Publikum. Der span-
nungsgeladene, gründlich recherchierte Roman liefert einen nachvollziehbaren Erklärungsansatz
für den katastrophalen Ausgang der Schlacht im Teutoburger Wald, in der die Germanen unter
der Führung Arminius' des Cheruskers das Römische Weltreich in seine Grenzen verwiesen.

Hans Dieter Stöver;. . . dann geh' ich zum Kaiser.' Eine Geschichte aus derZeit Hadrians. Mit 7/7u-
strationen von Hans-Herbert Römer. Ein Artemis-Jugendsachbuch. Zürich/München; Artemis
7992 (75BM 3-7608-7070-5,). DM 29,80.
Der Bäckermeister Vinicius liegt im erbitterten Streit mit seinem Nachbarn Longinus. Die Ausein-
andersetzung zieht immer weitere Kreise, bis es zu einem Prozeß kommt. Höhepunkt bildet die
Audienz beim Kaiser höchstselbst, die der pfiffige Bäcker erzwingt. Das römische Rechtswesen,
das Leben der Handwerker, die bunte Welt des Theaters und der Schauspieler, die Baugeschich-
te der berühmten Villa Hadriana — dies und noch einiges mehr wird in die spannende Handlung
hineinverwoben, die auf gesicherten historischen Fakten basiert. Die Illustrationen von Hans-
Herbert Römer und Sachinformationen im Anhang erleichtern den Zugang zur Welt des kaiser-
zeitlichen Roms.

Maria Regina Kaiser; Xanthippe — Schöne Braut des Sokrates. Roman. Hamburg; Hoffmann und
Campe 7992. DM 28,90.
Die Autorin, 1952 in Trier geboren, studierte Alte Geschichte und Klassische Archäologie in
Frankfurt am Main mit dem Abschluß der Promotion. Von 1976 bis 1986 widmete sie sich wis-
senschaftlicher Forschungsarbeit auf dem Gebiet der griechischen und römischen Antike
(Schwerpunkt: römische und griechische Münzen). Sie lebt als Autorin und Lektorin in Eschborn
bei Frankfurt. — Sokrates hatte nach der Überlieferung zwei Frauen, Myrto und Xanthippe. Wäh-
rend Myrto nur ein Name in versteckten Quellen blieb, kursiert über Xanthippe seit fast zweiein-
halbtausend Jahren ein unbewiesenes Gerücht — Xanthippe, das alte zänkische Weib, noch heu-
te sprichwörtliches Synonym für eine bösartige Nervensäge, die ihrem Mann das Leben zur Qual
macht. Aber könnte das nicht auch anders gewesen sein? Könnte sich dieses Etikett der Xanthip-
pe nicht nach unserem Bild von Sokrates gebildet haben, dem Philosophen, der die schönen
Knaben liebte und zu Hause die alte Schlampe hatte? Zweifel kamen der Schriftstellerin, als sie in
Platons ,,Phaidon" die Stelle las, in der die letzte Begegnung zwischen Sokrates und seiner Frau
im Gefängnis beschrieben wird, bei der Xanthippe ,,sein jüngstes Söhnchen auf den Armen
trug". Zumindest alt kann sie danach beim Tod des siebzigjährigen Philosophen nicht gewesen
sein und vermutlich auch nicht die Hölle auf Erden, da Sokrates (nach Platon) seinen Freund Kri-
ton vor dem schrecklichen Ende fürsorglich bittet, ,,sie gut nach Hause zu bringen". Dieser Wi-
derspruch war der Ausgangspunkt für die jahrelangen Recherchen der Autorin zu diesem Roman
und für die Phantasie der Erzählerin, ein neues, ihr Bild von Xanthippe zu entwerfen, das trotz
der romanhaften Story durchaus alle Merkmale des Möglichen enthält. Dabei geht es nicht um
philosophische Gespräche, sondern um die Faszination, die der alternde, glatzköpfige Stein-
metzsohn auf die 14jährige Aristokratin ausübte, das Charisma, das die Wirkungskraft des Philo-
sophen auf Frauen, Männer und Jünglinge seiner Zeit ausmachte. In das Handlungsgeschehen

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