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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Draheim, Joachim: Zwei CD-Rezensionen
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Berichte und Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0207

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was kompakten Instrumentation, ein Meisterwerk der Gattung zwischen Schubert und Schu-
mann, den Sinfonien von Burgmüllers Lehrer Louis Spohr verwandt und ebenbürtig, in manchem
auf Bruckner vorausweisend. Die farbige Harmonik, die warme und klangvolle Instrumentation
mit ihrer Bevorzugung der Holzbläser, das düstere und dramatische Pathos, das nur in den an-
mutigen Seitenthemen des ersten und vierten Satzes, im wunderschönen langsamen Satz und im
Trio des energischen Scherzos etwas aufgehellt und im glanzvollen C-Dur-Schluß des Finale
überwunden wird, kommen in der engagierten, wenn auch nicht restlos ausgefeilten und manch-
mal etwas undifferenzierten Wiedergabe des Orchesters gut zur Geltung. Allein wegen dieses
Werkes — und natürlich wegen des guten Zweckes — lohnt sich die Anschaffung dieser CD.
DR. JOACHIM DRAHEiM, 7500 Karlsruhe

Berichte und MitteÜungen

1. Am 17. und 18. Oktober 1992 tagte der Bundesvorstand des Deutschen Attphitoiogenver-
bandes in Braunschweig. Auf der umfangreichen Tagesordnung standen u.a. die Planung der
Vertreterversammlung am 13.-14.2.1993 in Fulda und eine erste Beratung über den für den 5. bis
9. oder 11. bis 16. April 1994 in Bamberg vorgesehenen Bundeskongreß. In Anbetracht der ge-
genwärtigen intensiven öffentlichen Diskussion über schwere Defizite in der sprachlichen Bil-
dung - Stichwort ,,Technopol" - wurde als möglicher thematischer Schwerpunkt des nächsten
DAV-Kongresses der Beitrag des altsprachlichen Unterrichts zum Erwerb von Schlüsselqualifika-
tionen empfohlen. - Hingewiesen wurde auf die bemerkenswerten Publikationen des amerikani-
schen Medienwissenschaftlers Neil Postman, der unsere mediale Umwelt vom Informationsmüll
zugeschüttet sieht. Der New Yorker Universitätsprofessor hatte mit seinen Bestsellern ,,Das Ver-
schwinden der Kindheit" (1983) und ,,Wir amüsieren uns zu Tode" (1985) wichtige Stichworte
zur medienkritischen Diskussion der 80er Jahre gegeben. In seinen Analysen macht er das Fern-
sehen für die Sinnentleerung der westlichen, vor allem der amerikanischen Kultur verantwort-
lich. In seinem neuen Buch beschreibt er die Transformation der amerikanischen Gesellschaft
zum ,,Technopol" (so der Titel), bei dem die Technik zu einer Art Religionsersatz wird. In einem
Interview mit dem Berliner,,Tagesspiegel" (15.10.92) sagte Postman u.a.: ,,Wir sind in einer Si-
tuation, in der die Menschen viel mehr Informationen erreichen, als sie gebrauchen können. Die
Krankheit Aids bricht aus, wenn das Immunsystem eines Menschen zusammenbricht. Kulturelles
Aids entsteht, wenn das Immunsystem der Institutionen - wie Familie, Gerichte, Kirchen, Schulen
oder Parteien - versagt und die Menschen nicht mehr vor überflüssigen Informationen beschüt-
zen kann." Wir sollten ,,unsere traditionellen Institutionen stärken, damit sie uns wieder vor dem
gefährlichen Übermaß an Informationen beschützen können." Die Lehrer,,sollten ihren Schü-
lern Maßstäbe vermitteln, an denen zu erkennen ist, ob Informationen relevant sind oder nicht.
Medienalphabetisierung sollte bereits in der Grundschule beginnen." Das Fernsehen sei nicht in
der Lage, ^Zusammenhänge zu erklären weil es von Bildern besessen ist. Um Entwicklun-
gen, Hintergründe, Theorien zu erklären, braucht man Wörter. Das Fernsehen mag Wörter
nicht. Es mag Bilder."

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