Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Wolfgang Will, Julius Caesar. Eine Bilanz]
DOI Artikel:
Oertel, Hans-Ludwig: [Rezension von: Symposium Latinum de lingua Latina vinculo Europae. Parisiis in institutio Finnico 25-27 m.Oct. anno 1991 auspiciis Finnici Ministerii Publicae rei institutoriae]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0192

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erwähnung wert. Ein großer Politiker? Gewiß nicht. Seine politischen Maßnahmen waren ge-
wöhnlich halbherzig und lösten keines der anstehenden Probleme. Die soziale Krise der Haupt-
stadt zu lösen, war er nicht fähig und auch gar nicht willens. Ein Rezept für die Neugestaltung des
Staates hatte er nicht.
Einer, der in größtem Stil Bestechungsgelder zahlt, ist ständig in Geldnöten, und so hat Caesar
Gallien lediglich erobert, weil er, um seine ruinierten Finanzen zu sanieren, eine neue Provinz
brauchte, die von anderen Statthaltern — Verres war unter seinesgleichen nur ein kleines Licht —
noch nicht ausgeplündert war. Der Grund, warum er dort einen Krieg brauchte und mit allen
Tricks Rechtfertigungen hierfür zusammenklaubte, war recht simpel: anderenfalls wäre er pleite
gewesen. Die Sanierung seiner Finanzen gelang ihm dabei glänzend: Will versucht genau zu be-
rechnen, aus welchen Quellen in welcher abenteuerlichen Höhe Caesar mit der Eroberung Gal-
liens Geschäfte gemacht hat — deutlich genug allerdings großenteils Mutmaßungen.
So war denn auch der Bürgerkrieg nichts anderes als der,,letzte große Verteilungskampf der Re-
publik um die knapp gewordenen Reichtümer der Provinzen" (S. 179). Caesar und Pompeius
waren nicht eigentlich die unabhängigen Akteure, die um ihre dignitas kämpften, sondern Reprä-
sentanten der herrschenden Klasse: von Gläubigern und Schuldnern, von reichen und verarmten
Senatoren (wobei beide Gruppen nahezu gleichmäßig auf beide Lager verteilt waren und beide
sich im Falle eines Sieges ihrer Partei auf Kosten der anderen hätten sanieren können).
Caesars Ermordung beendete nur ein Leben, das eigentlich zuvor schon am Ende war. Sein Sieg
hatte Caesar in unauflösliche Ratlosigkeit gestürzt, wie es nun weitergehen sollte. Das Attentat
war so eher ein zufälliges Ende. Es wird auch nur beiläufig erwähnt, seine Attentäter und ihre Mo-
tive gar nicht. Caesar hätte auch auf dem Partherfeldzug sterben können; vielleicht hat er das so-
gar selbst gewollt.
Ähnlich wie mit Caesar selbst geht Will auch mit anderen Personen seiner Zeit um: Atticus war
nicht etwa feinsinniger Literat, dem seine Geldgeschäfte dazu dienten, seiner Liebhaberei frei
von finanziellen Sorgen nachgehen zu können, sondern der die ehrbare Tätigkeit eines Verlegers
nur als ,,Maske" (S. 238) benutzte, um dahinter seine ,,weitaus lukrativeren Bank- und Wucher-
geschäfte" verstecken zu können — man fragt sich nur, wozu er diese Tarnung angesichts der all-
gemeinen und nachgerade eben dadurch stillschweigend gesellschaftlich sanktionierten krimi-
nellen Geldgeschäfte überhaupt nötig hatte.
Das Buch heißt,,Julius Caesar. Eine Bilanz". Als Untertitel wäre ,,Eine Abrechnung" passender
gewesen. Ich habe es im übrigen interessiert, angesichts so mancher pointierter Formulierung
auch häufig amüsiert gelesen. Caesar war eine vielfach schillernde Gestalt. Caesar war gewiß
auch so, wie ihn Wolfgang Will beschreibt. Daß er als Politiker gescheitert ist, kann nicht bezwei-
felt werden. Aber war er nicht doch auch mehr? ^ ... „
DR. HANSjöRG WÖLKE, Berlin

Symposium Latinum de /ingua Latina vincu/o Europae. Parisi'is in instituto Finnico 25-27 m.Ocf.
anno 7997 auspiciis Finm'ci Minister« Pub/icae rei institutoriae. Bruxef/i's 7992^
Es ist schon erstaunlich, wieviel man in den letzten Jahren von der Latimtas vi'va hört: am bekann-
testen sind vielleicht hierzulande die Ludi Fri'singenses unter der Ägide von Prof. Stroh geworden;
aber es gibt auch ein Dutzend offizieller Gesprächskreise, die sich meist einmal monatlich zu col-
/oquia Latina treffen^, es gibt auch ganz normale Universitätsseminare, die lateinisch gehalten
werden^, es gibt ein wachsendes Angebot gesprochenen Lateins in den einschlägigen Verlagen"*,

174
 
Annotationen