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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0075

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Zur Lektüre von Amerigo Vespucci im Lateinunterricht
(zu D. Beide in MDAV 1/91, S. 5-11, und B. Eichholz in MDAV 3/91, S. 75-77)
Einleitung
Im Kolumbusjahr gehen allenthalben in den Medien die Wellen hoch, und man hört und sieht
ein leidenschaftliches Pro und Contra. Da stehen auch wir Altphilologen, speziell die Lateiner,
mitten darin. Dies ist sehr erfreulich, da es zeigt, welche Möglichkeiten der Aktualisierung in un-
seren Texten liegen, und überdies sehr verständlich, da ein großer Teil der wichtigsten Texte la-
teinisch geschrieben worden ist.
Wird die öffentliche Diskussion von kräftigen Vorurteilen, unzulässigen Einseitigkeiten und inak-
zeptablen Pauschalisierungen bestimmt, so muß von uns, die wir von den originalen Dokumen-
ten ausgehen und die Zeit der Entdeckungen von daher mit den Schülern zu erschließen suchen,
um so sorgfältiger recherchiert, differenziert und abgewogen geurteilt werden. Leisten dies heuti-
ge Lehrer auch mit gutem Erfolg, so ist es dennoch mehr als wünschenswert, wenn wir auf Gebie-
ten, die wir nicht studiert haben oder die lediglich am Rande unseres Studiums lagen, von Spe-
zialisten der Universität unterstützt werden. Denn in den einzelnen Forschungsbereichen hat
man sich heute so sehr spezialisiert, daß man unsicher wird, ob die eigene Position wirklich fun-
diert ist, wenn sie von einem Fachmann mit umfassenden Literaturverweisen in Frage gestellt
wird. So ist es mir ergangen bei den ,,Gedanken zu Dieter Beides Erfahrungsbericht "Amerigo
Verspuccis ,Mundus Novus' in Kl. 10 und auf der Oberstufe«" im MDAV 3/91, S. 75-77. Ur-
sprünglich hatte ich gemeint, daß nach meiner Kenntnis der Dinge Beides Auffassung, seit Augu-
stin sei es geläufige Meinung gewesen, die Missionierung habe auch mit Gewalt zu erfolgen, den
Sachverhalten im wesentlichen entspreche. Als jedoch Benno Eichholz in seinen ,,Gedanken ..."
Beides Position sehr nachdrücklich und mit einer Fülle von Verweisen kritisierte, da wurde ich
unsicher und wünschte eine Erklärung und Belehrung von kompetenter Seite. Dazu hat sich dan-
kenswerter Weise Eckhard Reichert vom Kirchen- und Dogmengeschichtlichen Seminar der Uni-
versität Hamburg bereitgefunden. Es ist ein sehr differenzierter Beitrag, der aber gerade durch
seine Informationsdichte das leistet, was wir Lehrer benötigen und von der Universität uns wün-
schen, wenn wir ein neues Gebiet betreten und Hilfe brauchen.
DR. JOACHIM KLOWSKi, Hamburg
Da sap/ent; et addetur ei saplentla ^
Die von Benno Eichholz geäußerten Vorbehalte wird jeder begrüßen. Wer allerdings die Bemü-
hungen um eine Erweiterung des Lektürehorizonts im Lateinunterricht — man lese nur AU 6/84
und AU 2/87 — verfolgt hat, wird sich fragen, was ihn wohl veranlaßt haben mag, allzu Bekann-
tes zur Diskussion zu stellen. Lose verknüpft wird sein berechtigtes Anliegen mit einem Beispiel,
Dieter Beides Erfahrungsbericht. Ein Satz wird aus seinem Zusammenhang gelöst und bildet den
Anknüpfungspunkt für weitere Überlegungen. Das Beispiel soll dazu dienen, vier Kautelen auf-
zustellen. Diese Kautelen wird niemand in Frage stellen, doch ist zu zeigen, daß sie mit Dieter
Beides Erfahrungsbericht willkürlich verbunden werden.

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