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Meder, Joseph; Dürer, Albrecht [Ill.]
Dürer-Katalog: ein Handbuch über Albrecht Dürers Stiche, Radierungen, Holzschnitte, deren Zustände, Ausgaben und Wasserzeichen — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.25797#0007
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Eine Verherrlichung des großen Namens Dürer, eine Würdigung seines umfassenden Geistes,
eine historische Aufreihung seiner Lebenstage sollte in diesem Buche nicht versucht werden, es sei
denn, daß die gelegentliche Behandlung gewisser Jugendwerke hiezu Veranlassung geboten hat.
Wohl aber soll allen Verehrern seiner Kunst ein Behelf in die Hand gegeben werden, die Früchte
seines Schaffens sicherer zu erkennen, die Überfülle der Drucke zu überschauen, die Qualität leichter
zu finden und das Gute und Echte von dem Verbrauchten und Verfälschten zu scheiden.

Wiewohl sich der Hauptplan zunächst in der kritischen Zusammenfassung der heutigen
Resultate aller Dürer-Forschung von selbst ergab, so entwickelte und erweiterte sich während der
Bearbeitung des Materials die Anlage zu Sonderuntersuchungen bis zu jenem Grade, wie ihn der
Abschluß des Buches vorführt.

Die Bedürfnisse aller musealen und privaten Sammler haben sich zur Zeit wesentlich
gesteigert, wie auch jene gewissenhafter Kunsthändler, die ihre eigenen Erfahrungen auf eine
gesicherte Grundlage gestellt sehen wollen. Das Auge ist kritischer in der Beurteilung, man besorgt
die Überprüfung eines jeden Blattes weit vorsichtiger als vor 30 Jahren. Abgesehen von den
Qualitätssuchern, die bei unbestrittener Echtheit früheste, d. h. wenigstens noch aus Dürers Zeit
stammende Drucke mit schweren Opfern zu erwerben bestrebt waren und noch sind, beachtet
und begehrt man heute der Ergänzung halber auch das Mittelgut unter der Voraussetzung, daß
dasselbe unverfälscht, nicht durch Restauratorenhände zugerichtet, verschönert sei. Schon das all-
jährlich auf dem Markte seltener auftretende Material bedingt diese Forderungen der Nachprüfung
mehr als je.

Dürers Name stand allzeit hochangeschrieben und seine Graphik war in allen Jahrhunderten
eifrig umworben, daher ward die Ausnützung der Platten und Stöcke oft bis zur Vernichtung ge-
trieben. Und weil eine genaue Verfolgung ihrer Schicksale nicht mehr möglich, so sind wir ge-
nötigt, die jeweiligen Abdrücke allein als eine Kunde aus vergangener Zeit zu vernehmen.

Von Sammlung zu Sammlung wandernd, um Blatt für Blatt auf Echtheit, Zustand, Er-
haltung, Wasserzeichen und zeitliches Erscheinen zu prüfen und zu beschreiben, im Zusammen-
hänge dann Qualitätsstufen zu bilden, das war die eine starke Geduldprobe und Augenlicht
heischende tägliche Arbeit während der letzten zehn Jahre. Sind auch alte Unrichtigkeiten beseitigt
und neue Feststellungen eingefügt worden, so dürfte sich bei dem umfangreichen Werke Dürers
in jeder Beziehung noch manche Entdeckung finden lassen, die weiter auf hellt.

Die Vervollkommnung dieses mit dem besten Willen begonnenen Unternehmens empfehle
ich daher auch dem Wohlwollen aller Leser und Benützer mit der Bitte: eventuell an der Hand des
Kataloges gemachte Beobachtungen und Ergänzungen dem Verlag oder dem Autor mitteilen zu
wollen.
 
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