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Meder, Joseph; Dürer, Albrecht [Ill.]
Dürer-Katalog: ein Handbuch über Albrecht Dürers Stiche, Radierungen, Holzschnitte, deren Zustände, Ausgaben und Wasserzeichen — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.25797#0065
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38

Zuweisungen

Nürnberger

Andachts-

bücher

steigernde Faltenärmel des stehenden Bogenschützen, wie er noch ein zweites Mal in der Apo-
kalypse bei Gott Vater (B. 62) in weit monumentalerer Weise den Ausdruck verstärkt. Außerdem
findet der Holzschnitt deutlichen Anschluß an die Londoner „Beweinung Christi“, wenn man die
quellende Muskelführung, die anatomische Betonung des Schienbeines samt Kniescheibe in beiden
Akten vergleichen will, ferner die starken Röhrenfalten, die gleichen
Nimben und den dichten, vielgestaltigen Graswuchs. Ja selbst
äußere Merkmale wie der Schnitt im Terrain, wo die Schichtenlinien
in schwarzen Rändern Zusammenstößen (Kurth, S. 20), die gleiche
Stockgröße und in frühen Drucken dasselbe Wasserzeichen (Waage
im Kreis) weisen auf dieselbe Werkstatt hin. Ob dieselbe sich in
Nürnberg befand, ist nicht ausgemacht. Aber trotz all dieser für
Dürer sprechenden Hinweise müssen wir uns heute mit der ein-
schränkenden Annahme begnügen, daß Dürers Hand nicht allein
in Betracht komme. Eine unbedingte Zuschreibung halte ich als
verfrüht.

Ai s eine nochmals, aber energischer als jene in Basel um 1493
in Angriff genommene, doch steckengebliebene Folge einer Art
Hortulus animae (siehe Teil II: Bücher) erscheint das Nürnberger
bei Höltzel verlegte Salus animae von 1503, das gleichfalls seine
volle Auswertung aus uns unbekannten Ursachen nicht erlebte. Nur
zwei sorgfältig ausgestattete Buchexemplare sind uns bis jetzt über-
Salus animae liefert worden (Wien, Nationalbibliothek und T.D. Barlöw in Manchester). Außerdem befinden
sich zahlreiche Einzeldrucke der aus 63 Holzstöcken bestehenden Gesamtfolge in den ver-
schiedensten Sammlungen. Dieselbe zeigt zwar im allgemeinen
durchgehends Dürerischen Geist, doch auch auf verschiedene Hände
hinweisende Einzelformen, bald vom Standpunkt der Erfindung,
der Formengebung, der Perspektive, bald nur der technischen Mani-
pulationen. Dann wieder finden sich Dürerische Gestalten {Abb. jj)
neben gedrungenen Formen, die in der kleinen Umrahmung kaum
mehr Platz für die Füße finden können und deren lange Kleider-
säume unten wie eingestopft erscheinen (vgl. C. D. 93 neben 95).
Die Zuschreibungen dieser Nürnberger Andachtsblätter wechselten
vom Anbeginn ihrer Einführung in die Literatur und blieben,
selbst als sie mit der Gruppe des Benedikt-Meisters verquickt
wurden, lange herrenlos liegen.

Dodgsons erstmalige Gesamtpublikation in der XI. Veröffent-
lichung der Graphischen Gesellschaft stellte sie erst der weiteren
kritischen Bearbeitung als ein zweites Andachtsbuch zur Diskussion,
wobei er selbst bei der 1909 noch unsicheren Lage keinerlei Zu-
weisung auszusprechen wagte.1 Friedländer nahm sie 1919 in voller
Überzeugung als Dürerwerk auf und verwies auf offensichtliche

Abb. 33.

A. Dürer, Maria mit vier Engeln,
Salus animae, C. D. 5 5.

Abb. 34.

A. Dürer, Veroneikon C. D. 99,
Salus animae.

1 Holzschnitte zu zwei Nürnberger Andachtsbüchern aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts, herausgegeben von
Campbell Dodgson, Graphische Gesellschaft XI, 1909.
 
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