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^t eggen do rfer-Blätler, München

Gedankensplitter.
Von^N. 8otIÜ8.'
Eine Ausnahme
macht auch der beste
Menschenkenner — sich
selb st.
Es gibt Leute, die
es als eine Grobheit
auffassen, wenn man
ihnen nicht huldigt.

Mancher Leucht-
turm muß lange in
einer wüste stehen.

Mancheverxflich-
tung geschieht auf
Ao st en der Pflicht.

Ls gibt Leute, die
sich immer gleich zer-
malmt fühlen, wenn
ihnen das Schicksal einen
Nasenstüber gibt.

Ls gibt Menschen,
die sich nie ärgern, son-
dern immer nur —
andre.
Die Beleuchtung wie
die Erleuchtung haben
riesige Fortschritte ge-
macht, aber manch stilles
Lichtlein von einst ist
ausgegan gen.

wir Alten verstehen
die Jugend oft nur des-
halb nicht, weil wir im-
mer meinen, sie müßte
uns verstehen.

Die Schwiegermut-
ter ist die Rangier-
maschine im Paushalt
der Neuvermählten.

wer mit Menschen
rechnen will, muß mit
Brüchen rechnen
können.
Die Eisenbahnen
haben aus der Romantik
herausgeführt; Gott sei
Dank, daß nran wenig-
stens Sekundärbah-
nen erfand I

Mancher würde
weniger „sich fühlen",
wenn er mehr Gefühl
hätte.
von einemGericht,
das ihm in seinem Leben
verpfeffert ward, hat
mancher für das ganze
Leben eine scharfe
Zunge bekommen."


sehen sie in Wirklichkeit aus — im vollen Brautschmuck sind sie aber noch bedeutend
schöner, die drei glücklichen Bräute: Notburga Schmalzhuber, Lulalia Süßmaul und Amanda
Zutzerl. Die äußeren Vorzüge kann man aus den beifolgenden portraits leicht ersehen; aber
erst die inneren! . . .
was für ein gutes Perz hat doch zum Beispiel die Witwe S chmalzhub er — nicht zum sagen
gut! Jeden Morgen geht sie bei der Kirche vorüber, jeden Morgen wirft sie in den Gxferstock einen
ganzen — Posenknopf aus der Garderobe ihres seligen Mannes, und jeden Morgen trifft dabei den
dicken Kirchendiener Gottlieb Pamstel ein heißer Blick aus ihren umflorten Augen, dem er nicht lange
zu widerstehen vermochte, um so mehr, als er vermutete, daß,
nach ihrem wohlgenährten Aussehen zu schließen, es sich gut
mit ihr leben lasse.
Lr näherte sich ihr daher eines Tages mit der vielsagenden
Frage: „Können Sie gut kochen? Frau — Frau —"
„Schmalzhuber!" ergänzte sie und lispelte dann: „Ach ja!
Mein seliger Mann ist ja an Fettsucht gestorben."
„was Sie nicht sagen!" rief Pamstel erfreut, und seine
Aeuglein leuchteten hellauf in Erwartung der voraussichtlichen
kulinarischen Genüsse. „Da würden wir ja vortrefflich zu-
einander passen, liebe Frau Schmalzhuber, wissen S', ich gib
'was auf ein gutes Papperl, das haltet einem Leib und Seele
zusammen!"
„Lr liebt mich!" jubelte es im Perzen der Witwe Schmalzhuber. „Und die Kleider von meinem
Seligen werden ihm auch paffen!" . . .
Laut setzte sie aber hinzu: „G, wenn Sie sich vielleicht einmal von meiner Kochkunst über-
zeugen wollten, perr — perr —" „Pamstel, Gottlieb Pamstel!" beeilte sich der Kirchendiener einzu-
flechten — „Perr pamstel, so wird es mir eine große Ehre sein, Sie am Sonntag zu einem Löffel
Suppe bei mir zu sehen!"
„Zu gütig, Frau Schmalzhuber, werde mich pünktlich einsinden; aber nicht wahr, das mit
dem einen Löffel Suppe ist doch nur —"
„Bildlich natürlich, lieber Perr Pamstel! Ich koch' Ihnen einen ganzen Suxxentopf voll, dann
einen Fisch, hierauf Rindfleisch mit Beilage, Braten mit Kompott, süße Mehlspeise . . ."
„O, Sie sind ein Engel, Frau Schmalzhuber!" flötete pamstel und schnalzte mit der Zunge.
„Ich werde ganz bestimmt kommen!" —
Aber als dann am Sonntag der Kirchendiener bei der Witwe Schmalzhuber vor einem großen
Teller Suppe saß, nahte sich das Verhängnis in Gestalt einer — — Pose .... Frau Schmalzhuber
kramte nämlich in der Garderobe ihres Seligen und brachte ein Beinkleid zum Vorschein, welches
sie prüfend vor sich hielt und mit den Augen messend kalkulierte, ob die rundliche Gestalt ihres
voraussichtlichen „Zweiten" die weiten Falten dieses Kleidungsstückes ausfüllen dürfte. Da sprang —
o Malheur! — ein Knopf von der Pose ab und — war trotz eifrigen Suchens nicht mehr zu finden.
Beim dritten Löffel Suppe machte pamstel aber plötzlich ein komisches Gesicht und zog — den
Posenknoxf aus dem Mund.
„Na, so 'was!" rief er überrascht. „Ueberall find' ich jetzt schon diese Sorte Posenknöpfe. Im
Opferstock, in der Suppe . . ." Lr brach ab. Frau Schmalzhuber war blutrot geworden. Nun
(Fortsetzung Seite rt.)
 
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