Zeitschrift für Junior und Kunst
Uebereilung.
eber Glauben und Poffen, das man nicht teilt,
Ist man leicht mit Spott bei der pand,
Doch leichtfertig bleibt es und übereilt:
Zu verspotten, was man nicht selbst überwand.
B. Kuhnert.
Die Ntucht aus dem Gefängnis.
l
3
Arechdachs.
n der Küche des perrn Gberst von Weißbronn ging es
heute hoch her. Nächstens wurde ein Wohltätigkeitsfest
abgehalten und die Frau Gberst sowohl wie ihre Tochter
Emmy hatten sich bereit erklärt, als Verkäuferinnen im Basar
mit vereinten Kräften bestrebt zu sein, daß auch das allerletzte
Zwanzigmarkstück, das sich in der Geldtasche eines männlichen
Besuchers befand, auf eine möglichst schmerzlose, aber sichere Art
in die unergründlichen Tiefen der vereinskaffe abgeliefert werde.
Und da die Frau Gberst aus Erfahrung zu wissen glaubte,
daß das männliche Gemüt zum größten Teile in der Nähe des
Magens fitzt, hatte sie den plan gefaßt, einige ihrer viel
bewunderten Süßigkeiten in bedeutender Menge herzustellen
und als Konditorin ihre Fangnetze auszuwerfen.
Also wurde zum nicht geringen Verdruß des perrn und
Gebieters schon seit zwei Tagen von früh morgens bis abends
unermüdlich gebacken. Die Frau des pauses und ihre Tochter
walteten in weißen Schürzen und päubchen ihres Amtes, und
der Bediente, das Stubenmädchen und die Köchin waren be-
ständig unterwegs, um bald diese, bald jene Ingredienzien zu
besorgen.
Selbstverständlich war die Parole ausgegeben, daß alle
Besuche abzuweisen seien.
Da, es war gerade gegen zwölf Uhr, ereignete es sich am letzten
Tage, daß die Pausglocke in einem Augenblick gezogen wurde,
in dem gerade sämtliche dienstbaren Geister ausgeflogen waren.
Emmy eilte sorglos auf den Gang, öffnete die Türe und
erschrak nicht wenig, als draußen in voller Gala ein Leutnant
stand, der den perrschaften seine Antrittsvisite abzustatten
wünschte. „Bedaure sehr, die perrschaften sind nicht zu Pause,"
sagte sie, indem sie errötend zu Boden sah, denn der hübsche
(Offizier musterte sie mit nicht gerade bescheidenen Blicken.
, Na," erwiderte er, „das tut mir sehr leid. Aber hören
Sie 'mal, schönes Kind, Sie könnten mir den Gefallen tun, diese
Karte abzugeben? Was?"
Sie nickte lächelnd. Ls war kein Zweifel, daß er, verführt
durch ihren Anzug, sie für das Dienstmädchen hielt und das
amüsierte sie, weil sie voraussah, welches Gesicht er wohl
schneiden werde, wenn er sie in Gesellschaft treffen würde.
„Also, nicht wahr . . . hier die Karte, bitte."
Und nun widmete er ihr wieder einen Blick, der in schöner
Unbefangenheit die Gefühle zum Ausdruck brachte, die ihn über
der reizenden Erscheinung dieser Perle von einer Köchin ergriffen.
„Großartig," murmelte er in der etwas unbegründeten
Angst, mißverstanden zu werden, und dann fuhr er mit der
Uebereilung.
eber Glauben und Poffen, das man nicht teilt,
Ist man leicht mit Spott bei der pand,
Doch leichtfertig bleibt es und übereilt:
Zu verspotten, was man nicht selbst überwand.
B. Kuhnert.
Die Ntucht aus dem Gefängnis.
l
3
Arechdachs.
n der Küche des perrn Gberst von Weißbronn ging es
heute hoch her. Nächstens wurde ein Wohltätigkeitsfest
abgehalten und die Frau Gberst sowohl wie ihre Tochter
Emmy hatten sich bereit erklärt, als Verkäuferinnen im Basar
mit vereinten Kräften bestrebt zu sein, daß auch das allerletzte
Zwanzigmarkstück, das sich in der Geldtasche eines männlichen
Besuchers befand, auf eine möglichst schmerzlose, aber sichere Art
in die unergründlichen Tiefen der vereinskaffe abgeliefert werde.
Und da die Frau Gberst aus Erfahrung zu wissen glaubte,
daß das männliche Gemüt zum größten Teile in der Nähe des
Magens fitzt, hatte sie den plan gefaßt, einige ihrer viel
bewunderten Süßigkeiten in bedeutender Menge herzustellen
und als Konditorin ihre Fangnetze auszuwerfen.
Also wurde zum nicht geringen Verdruß des perrn und
Gebieters schon seit zwei Tagen von früh morgens bis abends
unermüdlich gebacken. Die Frau des pauses und ihre Tochter
walteten in weißen Schürzen und päubchen ihres Amtes, und
der Bediente, das Stubenmädchen und die Köchin waren be-
ständig unterwegs, um bald diese, bald jene Ingredienzien zu
besorgen.
Selbstverständlich war die Parole ausgegeben, daß alle
Besuche abzuweisen seien.
Da, es war gerade gegen zwölf Uhr, ereignete es sich am letzten
Tage, daß die Pausglocke in einem Augenblick gezogen wurde,
in dem gerade sämtliche dienstbaren Geister ausgeflogen waren.
Emmy eilte sorglos auf den Gang, öffnete die Türe und
erschrak nicht wenig, als draußen in voller Gala ein Leutnant
stand, der den perrschaften seine Antrittsvisite abzustatten
wünschte. „Bedaure sehr, die perrschaften sind nicht zu Pause,"
sagte sie, indem sie errötend zu Boden sah, denn der hübsche
(Offizier musterte sie mit nicht gerade bescheidenen Blicken.
, Na," erwiderte er, „das tut mir sehr leid. Aber hören
Sie 'mal, schönes Kind, Sie könnten mir den Gefallen tun, diese
Karte abzugeben? Was?"
Sie nickte lächelnd. Ls war kein Zweifel, daß er, verführt
durch ihren Anzug, sie für das Dienstmädchen hielt und das
amüsierte sie, weil sie voraussah, welches Gesicht er wohl
schneiden werde, wenn er sie in Gesellschaft treffen würde.
„Also, nicht wahr . . . hier die Karte, bitte."
Und nun widmete er ihr wieder einen Blick, der in schöner
Unbefangenheit die Gefühle zum Ausdruck brachte, die ihn über
der reizenden Erscheinung dieser Perle von einer Köchin ergriffen.
„Großartig," murmelte er in der etwas unbegründeten
Angst, mißverstanden zu werden, und dann fuhr er mit der