Zeitschrift für Humor und Aunst
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Auch die Frau Oberst hielt es für besser, direkte Nach-
forschungen zu unterlassen, nur merkte sie sich das Kleid,
und als Emmy es wechselte, holte sie sich dieses Schreiben, das
richtig noch darin steckte, heimlicherweise heraus.
Mittags beim Kaffee entspann sich zwischen den Gatten
das folgende Gespräch.
„wer ist denn dieser Leutnant Pyrker?"
„pyrker? Ah, das ist der vom zweiten, eben erst eingerückt,
warum?"
„Das scheint ein ungewöhnlicher Frechling zu sein?"
Der Oberst zuckte mit den Achseln. „Oualifiziert ist er sehr gut."
„Denke Dir, der erlaubt sich, Liebesbriefe an unsre Emmy
zu schreiben I"
„was? Der Leutnant v. Pyrker?" Aus den Tiefen seines
Kehlkopfes drang jener grollende, brummende Ton, der wie
ferner Donner die Gewitter des Herrn Obersten anzukündigen
pflegte. „Wie kann denn der . . . er ist ja erst ein paar Tage
hier ... ist ja nicht menschenmöglich!"
„Doch. Ich habe es selbst gelesen. Da ist der Brief."
Der Oberst beugte sich über das unglückselige Papier.
„Schwer gesündigt .... hm ... . Liebesgabe .... Rendez-
vous .... Bomben und Granaten, da soll doch gleich ein
„Ich verstehe, Hm . . . Monopteros?"
„Nein, das wäre ungeschickt. Lin Lokal meine ich."
„Na, also Rubenssaal in der Pinakothek?"
„Gut. Sehr gut. Dahin bestelle ich ihn, wohlgemerkt ohne
Unterschrift. Lr bezieht es selbstverständlich auf Emmy und kommt."
„Gut, was dann? Dann willst Du hingehen? Kein
übler Gedanke bei Deinem Alter!"
„Nein, mein Lieber, Du sollst Dich einstellen."
„wozu denn ich?"
„Nun paß 'mal auf. Lr, der pyrker, voll Vergnügen und
Freude auf das Rendezvous! Plötzlich tauchst Du auf! Sein
schlechtes Gewissen wird ihm sagen, er sei verraten und ent-
deckt. Ls wird ihm das Herz in die Pose fallen und Du brauchst
ihn gar nicht fragen, er wird alles von selbst beichten."
Der Oberst überlegte sich die Sache. Sie schien ihm gar
nicht schlecht. „Aber wenn ich dabei hereinfiele."
„I wo denn," entgegnete die Frau Oberst und damit war
die Sache vorerst erledigt.
Jener von pyrker auf Rainau aber war, sobald er
wieder vollständig von seinem Schrecken sich erholt hatte, viel
schlauer als er aussah, und witterte, als er den anonymen Brief
erhalten, umgehendst eine Teufelei und beschloß, sich in den
ein Diener in Uniform, der
mit Blitzesschnelle die Haken
tun?" fuhr ihn der Oberst
Hinterhalt zu legen.
Als daher der Oberst um ein Uhr sich in dem Rubenssaal
umschaute, war keine Spur von einem Leutnant zu entdecken.
In einer Lcke allerdings stand
beim Anblick seines Vorgesetzten
zusammenschlug.
„was haben Sie hier zu
ärgerlich an.
„Entschuldigen der Herr Oberst, auf Befehl von Herrn
Leutnant von Pyrker!" . . .
siedendes Donnerwetter .... wo ist Lmilie?"
„Linen Augenblick . . . hör 'mal. Sag vorläufig nichts
zu ihr. Ich habe ihr den Brief ohne ihr wissen aus der
Tasche gezogen und das würde sie mir nie verzeihen, sieht auch
nicht gut aus. weißt Du, Emmy ist in dieser Beziehung sehr
selbständig, ein modernes Mädchen."
„Unsinn. Soll 'mal kommen!"
„Sei doch nicht gleich gar so heftig, Rudolf. Man muß
doch erst wissen, um was es sich handelt."
„Wie willst Du denn das anders erfahren?" grollte er.
„Ich an Deiner Stelle würde doch lieber ihn v
Uebrigens, paß 'mal auf, sind das die pyrker auf
Die sind, glaub' ich, ziemlich begütert?"
„Aha," sagte er, „man steckt immer voll Hinter-
gedanken."
„Du lieber Himmel, für den äußersten Fall. Ich
meine ja nur."
„Na," sagte der Oberst, „überschlafen wir 'mal
den Lkel."
„Ja, ich halte das auch für gut," versicherte die
Frau Oberst, „in der Nacht fällt einem so manches ein."
Als die beiden Gatten am folgenden Morgen
beim Frühstück saßen, da zeigte es sich, was in
dunklen Stunden sie ausgeheckt hatten.
Der Oberst war der Ansicht, daß auf einen solchen
Brief hin ihm eigentlich gar nichts übrig bleibe, als
einen Mord zu begehen, eine Ansicht, die seine Frau
aber sogleich als höchst lächerlich zurückwies.
Sie habe, behauptete sie, eine weit feinere Lösung
gefunden.
Emmy war gestern bei Königshofer zu Besuch
und somit habe sie unmöglich in der Lschenallee sein
können. Folglich habe sie pyrker nicht gesehen.
Geschrieben habe sie auch nicht, denn dazu habe sie
ihr keine Zeit gegönnt.
„Nun meine sie, es wäre, um sofort hinter die
Wahrheit zu kommen, das zweckmäßigste, sie, die
Mutter, schreibe an Pyrker ein paar Zeilen. Ltwa
so: Ich bin punkt ein Uhr . . . hat er da Zeit?"
„Morgen? Ja."
„Also um ein Uhr, sagen wir wo? An einem
recht einsamen Ort natürlich . . ."
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Auch die Frau Oberst hielt es für besser, direkte Nach-
forschungen zu unterlassen, nur merkte sie sich das Kleid,
und als Emmy es wechselte, holte sie sich dieses Schreiben, das
richtig noch darin steckte, heimlicherweise heraus.
Mittags beim Kaffee entspann sich zwischen den Gatten
das folgende Gespräch.
„wer ist denn dieser Leutnant Pyrker?"
„pyrker? Ah, das ist der vom zweiten, eben erst eingerückt,
warum?"
„Das scheint ein ungewöhnlicher Frechling zu sein?"
Der Oberst zuckte mit den Achseln. „Oualifiziert ist er sehr gut."
„Denke Dir, der erlaubt sich, Liebesbriefe an unsre Emmy
zu schreiben I"
„was? Der Leutnant v. Pyrker?" Aus den Tiefen seines
Kehlkopfes drang jener grollende, brummende Ton, der wie
ferner Donner die Gewitter des Herrn Obersten anzukündigen
pflegte. „Wie kann denn der . . . er ist ja erst ein paar Tage
hier ... ist ja nicht menschenmöglich!"
„Doch. Ich habe es selbst gelesen. Da ist der Brief."
Der Oberst beugte sich über das unglückselige Papier.
„Schwer gesündigt .... hm ... . Liebesgabe .... Rendez-
vous .... Bomben und Granaten, da soll doch gleich ein
„Ich verstehe, Hm . . . Monopteros?"
„Nein, das wäre ungeschickt. Lin Lokal meine ich."
„Na, also Rubenssaal in der Pinakothek?"
„Gut. Sehr gut. Dahin bestelle ich ihn, wohlgemerkt ohne
Unterschrift. Lr bezieht es selbstverständlich auf Emmy und kommt."
„Gut, was dann? Dann willst Du hingehen? Kein
übler Gedanke bei Deinem Alter!"
„Nein, mein Lieber, Du sollst Dich einstellen."
„wozu denn ich?"
„Nun paß 'mal auf. Lr, der pyrker, voll Vergnügen und
Freude auf das Rendezvous! Plötzlich tauchst Du auf! Sein
schlechtes Gewissen wird ihm sagen, er sei verraten und ent-
deckt. Ls wird ihm das Herz in die Pose fallen und Du brauchst
ihn gar nicht fragen, er wird alles von selbst beichten."
Der Oberst überlegte sich die Sache. Sie schien ihm gar
nicht schlecht. „Aber wenn ich dabei hereinfiele."
„I wo denn," entgegnete die Frau Oberst und damit war
die Sache vorerst erledigt.
Jener von pyrker auf Rainau aber war, sobald er
wieder vollständig von seinem Schrecken sich erholt hatte, viel
schlauer als er aussah, und witterte, als er den anonymen Brief
erhalten, umgehendst eine Teufelei und beschloß, sich in den
ein Diener in Uniform, der
mit Blitzesschnelle die Haken
tun?" fuhr ihn der Oberst
Hinterhalt zu legen.
Als daher der Oberst um ein Uhr sich in dem Rubenssaal
umschaute, war keine Spur von einem Leutnant zu entdecken.
In einer Lcke allerdings stand
beim Anblick seines Vorgesetzten
zusammenschlug.
„was haben Sie hier zu
ärgerlich an.
„Entschuldigen der Herr Oberst, auf Befehl von Herrn
Leutnant von Pyrker!" . . .
siedendes Donnerwetter .... wo ist Lmilie?"
„Linen Augenblick . . . hör 'mal. Sag vorläufig nichts
zu ihr. Ich habe ihr den Brief ohne ihr wissen aus der
Tasche gezogen und das würde sie mir nie verzeihen, sieht auch
nicht gut aus. weißt Du, Emmy ist in dieser Beziehung sehr
selbständig, ein modernes Mädchen."
„Unsinn. Soll 'mal kommen!"
„Sei doch nicht gleich gar so heftig, Rudolf. Man muß
doch erst wissen, um was es sich handelt."
„Wie willst Du denn das anders erfahren?" grollte er.
„Ich an Deiner Stelle würde doch lieber ihn v
Uebrigens, paß 'mal auf, sind das die pyrker auf
Die sind, glaub' ich, ziemlich begütert?"
„Aha," sagte er, „man steckt immer voll Hinter-
gedanken."
„Du lieber Himmel, für den äußersten Fall. Ich
meine ja nur."
„Na," sagte der Oberst, „überschlafen wir 'mal
den Lkel."
„Ja, ich halte das auch für gut," versicherte die
Frau Oberst, „in der Nacht fällt einem so manches ein."
Als die beiden Gatten am folgenden Morgen
beim Frühstück saßen, da zeigte es sich, was in
dunklen Stunden sie ausgeheckt hatten.
Der Oberst war der Ansicht, daß auf einen solchen
Brief hin ihm eigentlich gar nichts übrig bleibe, als
einen Mord zu begehen, eine Ansicht, die seine Frau
aber sogleich als höchst lächerlich zurückwies.
Sie habe, behauptete sie, eine weit feinere Lösung
gefunden.
Emmy war gestern bei Königshofer zu Besuch
und somit habe sie unmöglich in der Lschenallee sein
können. Folglich habe sie pyrker nicht gesehen.
Geschrieben habe sie auch nicht, denn dazu habe sie
ihr keine Zeit gegönnt.
„Nun meine sie, es wäre, um sofort hinter die
Wahrheit zu kommen, das zweckmäßigste, sie, die
Mutter, schreibe an Pyrker ein paar Zeilen. Ltwa
so: Ich bin punkt ein Uhr . . . hat er da Zeit?"
„Morgen? Ja."
„Also um ein Uhr, sagen wir wo? An einem
recht einsamen Ort natürlich . . ."