Zeitschrift für Humor und Aunst
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seine Unterhaltung ein peidengeld verschlang, war ihm doch
kein Dpfer zu groß, und schneller gab er für seinen Garten
einige blaue Scheine aus, als etwa für die Toiletten seiner Frau
und seiner Tochter oder sonst einen wichtigen Zweck, wehe
aber dem, der es gewagt hätte, seinen Pausgarten zu
schmähen oder herabzusetzen; er würde ihn hassen aus tiefstem
perzensgrunde!
So hatte er sich mit seinem Jugendfreunde Mertens nach
beinahe halbhundertjähriger Freundschaft überworfen, weil
dieser spöttisch geäußert hatte, der Garten werde so verrußt, daß er
gerade noch für einen Rauchfangkehrer ein angenehmer Auf-
enthalt sei. Und erst, als der Assessor Lux, der Fräulein paltich
kurz zuvor auf einem Balle kennen gelernt hatte und nun
Visite machte, mit harmloser Ironie meinte, der Garten sei
wohl so eine Art Blumentopf, den ein Maikäfer in einer halben
Stunde abgrasen könne, da geriet Papa paltich in eine beinahe
beängstigende Wut, die nur dadurch einigermaßen Lust erhielt,
daß er in einem fort schrie: „Dieser Kerl kommt mir nicht mehr
ins paus! Nie wieder darf der Assessor meine
Schwelle betreten!"
Frau paltich war sehr ärgerlich über die Blindwütigkeit
ihres Mannes; sie meinte, er werde noch schuld daran sein,
wenn seine einzige Tochter zur alten Jungfer würde, denn er
habe seinen Garten lieber, als sein Rind. Auch Lisbeth, die
den Assessor Lux sehr gerne
hätte im Pause verkehren
sehen, suchte dessen Vorwitz
zu entschuldigen, indem sie
sagte, er habe ja den Garten
gar nicht gekannt und könne
daher auch nicht wissen, wie
schön er sei. Er habe sich ge¬
wiß nichts Arges dabei gedacht.
Einerlei!
„wenn er meinen Garten
nicht kennt, so braucht er sich
nicht über ihn lustig zu
machen," wetterte der empfind¬
liche alte Perr.
„Neber meine Schwelle
kommt mir der Windbeutel
nicht mehr!"
Und dabei blieb es. So
oft Frau paltich oder Lis¬
beth den schüchternen versuch
machten, den unglücklichen
Assessor bei dem Paustyrannen
wieder etwas in Gunst zu
bringen, erhielten siedie gleiche
stereotype Antwort: „Macht,
was ihr wollt; mit meiner
Zustimmung betritt der Asses¬
sor meineSchwelle nichtmehr."
Für perrn paltich war der
Assessor somit aus der Inter¬
essensphäre seines pauses für
immer gestrichen.
Nicht aber so für die zu¬
nächst Beteiligten.
Der Assessor hatte trotz sei¬
nermißlungenen Visite Lisbeth
doch mehreremal gesehen und
zwar im Pause seiner Tante,
der verwitweten Frau Iustizrat Lux, deren Tochter Lisbeths
intimste Freundin war. Auch Frau paltich wußte um diese
Zusammenkünfte und duldete sie stillschweigend, denn sie hatte
gar wohl die aufkeimende Neigung der beiden jungen Leute
zueinander erkannt und gerade die Starrköpfigkeit ihres Gatten
drängte sie in die (Opposition. Auch glaubte sie nach echter
Frauenarttrotz alledem noch den Sieg über seinen schrullenhaften
Eigensinn davonzutragen. Auch der Assessor und Lisbeth gaben
die poffnung nicht auf, die übereilte Abneigung Paxa paltichs
gegen den Assessor schwinden zu sehen, wenn er erst einmal
Gelegenheit hatte, den jungen Mann kennen zu lernen. Denn
im Grunde genommen besaß perr paltich ja ein gutes Perz
und handelte in dieser Sache nur unter dem Druck eines falschen
Autoritätsgefühles, das ihm verbot, ein einmal gegebenes Wort
wieder zurückzunehmen oder zu ignorieren.
So war in stiller Entwicklung der Dinge das Pfingstfest
herangekommen. Das war nun immer ein ganz besonderes
Fest im paltichschen Pause. Denn mit diesem Tage begann
sozusagen die Saison seines Pausgartens, und dieses Ereignis
wurde stets im Rreise einiger Freunde bei einer selbstgebrauten
Bowle freudigst begangen. Frau paltich und Lisbeth bauten
nun auf diese Gelegenheit ihre ganze poffnung. Stand doch
auch um diese Zeit das Barometer seiner Laune auf „beständig
schön", und so xürschte sich Frau paltich eines Tages an ihren
TrinkerrefleXion.
— „Pol' der Teufel das Spritzen der Reben mit der Rupferlösung! Dös hab'n unsre
roten Nas'n auch g'rad no' nötig g'habt!"
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seine Unterhaltung ein peidengeld verschlang, war ihm doch
kein Dpfer zu groß, und schneller gab er für seinen Garten
einige blaue Scheine aus, als etwa für die Toiletten seiner Frau
und seiner Tochter oder sonst einen wichtigen Zweck, wehe
aber dem, der es gewagt hätte, seinen Pausgarten zu
schmähen oder herabzusetzen; er würde ihn hassen aus tiefstem
perzensgrunde!
So hatte er sich mit seinem Jugendfreunde Mertens nach
beinahe halbhundertjähriger Freundschaft überworfen, weil
dieser spöttisch geäußert hatte, der Garten werde so verrußt, daß er
gerade noch für einen Rauchfangkehrer ein angenehmer Auf-
enthalt sei. Und erst, als der Assessor Lux, der Fräulein paltich
kurz zuvor auf einem Balle kennen gelernt hatte und nun
Visite machte, mit harmloser Ironie meinte, der Garten sei
wohl so eine Art Blumentopf, den ein Maikäfer in einer halben
Stunde abgrasen könne, da geriet Papa paltich in eine beinahe
beängstigende Wut, die nur dadurch einigermaßen Lust erhielt,
daß er in einem fort schrie: „Dieser Kerl kommt mir nicht mehr
ins paus! Nie wieder darf der Assessor meine
Schwelle betreten!"
Frau paltich war sehr ärgerlich über die Blindwütigkeit
ihres Mannes; sie meinte, er werde noch schuld daran sein,
wenn seine einzige Tochter zur alten Jungfer würde, denn er
habe seinen Garten lieber, als sein Rind. Auch Lisbeth, die
den Assessor Lux sehr gerne
hätte im Pause verkehren
sehen, suchte dessen Vorwitz
zu entschuldigen, indem sie
sagte, er habe ja den Garten
gar nicht gekannt und könne
daher auch nicht wissen, wie
schön er sei. Er habe sich ge¬
wiß nichts Arges dabei gedacht.
Einerlei!
„wenn er meinen Garten
nicht kennt, so braucht er sich
nicht über ihn lustig zu
machen," wetterte der empfind¬
liche alte Perr.
„Neber meine Schwelle
kommt mir der Windbeutel
nicht mehr!"
Und dabei blieb es. So
oft Frau paltich oder Lis¬
beth den schüchternen versuch
machten, den unglücklichen
Assessor bei dem Paustyrannen
wieder etwas in Gunst zu
bringen, erhielten siedie gleiche
stereotype Antwort: „Macht,
was ihr wollt; mit meiner
Zustimmung betritt der Asses¬
sor meineSchwelle nichtmehr."
Für perrn paltich war der
Assessor somit aus der Inter¬
essensphäre seines pauses für
immer gestrichen.
Nicht aber so für die zu¬
nächst Beteiligten.
Der Assessor hatte trotz sei¬
nermißlungenen Visite Lisbeth
doch mehreremal gesehen und
zwar im Pause seiner Tante,
der verwitweten Frau Iustizrat Lux, deren Tochter Lisbeths
intimste Freundin war. Auch Frau paltich wußte um diese
Zusammenkünfte und duldete sie stillschweigend, denn sie hatte
gar wohl die aufkeimende Neigung der beiden jungen Leute
zueinander erkannt und gerade die Starrköpfigkeit ihres Gatten
drängte sie in die (Opposition. Auch glaubte sie nach echter
Frauenarttrotz alledem noch den Sieg über seinen schrullenhaften
Eigensinn davonzutragen. Auch der Assessor und Lisbeth gaben
die poffnung nicht auf, die übereilte Abneigung Paxa paltichs
gegen den Assessor schwinden zu sehen, wenn er erst einmal
Gelegenheit hatte, den jungen Mann kennen zu lernen. Denn
im Grunde genommen besaß perr paltich ja ein gutes Perz
und handelte in dieser Sache nur unter dem Druck eines falschen
Autoritätsgefühles, das ihm verbot, ein einmal gegebenes Wort
wieder zurückzunehmen oder zu ignorieren.
So war in stiller Entwicklung der Dinge das Pfingstfest
herangekommen. Das war nun immer ein ganz besonderes
Fest im paltichschen Pause. Denn mit diesem Tage begann
sozusagen die Saison seines Pausgartens, und dieses Ereignis
wurde stets im Rreise einiger Freunde bei einer selbstgebrauten
Bowle freudigst begangen. Frau paltich und Lisbeth bauten
nun auf diese Gelegenheit ihre ganze poffnung. Stand doch
auch um diese Zeit das Barometer seiner Laune auf „beständig
schön", und so xürschte sich Frau paltich eines Tages an ihren
TrinkerrefleXion.
— „Pol' der Teufel das Spritzen der Reben mit der Rupferlösung! Dös hab'n unsre
roten Nas'n auch g'rad no' nötig g'habt!"