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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 748
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0045
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Zeitschrift für Humor und Kunst



Auf einem Sandhügel kniete, das Antlitz gegen Mekka, der
fromme Mustaxha und betete das ei ^.sr, das Morgengebet.
Er sah den Samariterdienst Achmeds, und seine Seele
freute sich, als er ihn die Stute besteigen sah; ein edler
Gedanke war in seinem Perzen erwacht. Lr kannte Achmed als
armen Teufel und wußte, daß es ihm schwer fallen würde, ein
solch herrliches Pferd ordentlich zu pflegen. Er beschloß daher,
Achmed von dieser Mühe zu befreien.
Aber erst beim zweiten Schüsse gelang es ihm,den Davon-
reitenden zum Verlassen der Stute zu bewegen.
Mustapha wickelte den Teppich des Gebetes zusam¬
men, ging zu dem Pferde und stieg auf. Er war
Kaufmann und berechnete sofort, welch ungeheuren
Preis er für das Tier erzielen würde, wenn er es dem
Padischah anbieten möchte. Dieser Gedanke stimmte
ihn zufrieden mit sich und der ganzen Welt, und er
wollte ein Lied anstimmen zum Lobe Allahs.
Leider überfiel ihn bald nach den ersten Tönen
ein würgendes Gefühl am palse, verbunden mit hefti-
gen Schlingbeschwerden.
Scheck Lmin von der Gase Tarsud staunte nicht
wenig, als er an seiner Wurfschlinge nicht den alten
Mohammed sah, wie er glaubte, sondern den frommen
Mustapha.
Lr hatte hinter einem Felsen gelegen und das
Pferd erkannt; und da er auf Mohammed nicht gut
zu sprechen war, weil vor kurzer Zeit einige seiner
besten Reitkamele verschwunden waren, die seine Leute
dann in der Gase Kbillah gesehen hatten, so beschloß
er, ihm dafür die Stute abzunehmen.
Als er nun den frommen Musiapha an seiner Schlinge
hängen sah, machte er sich heftige vorwürfe und nahm, damit
ihn sein Gewissen stets an diese traurige Tat erinnern sollte,
die beiden Geldbeutel Mustaxhas, sowie dessen kostbare Flinte
als Andenken mit. Dann setzte er sich auf das Tier Mohammeds
und ritt nach seiner Vase.
Dort wurde anläßlich der Erwerbung des schnellsten Pferdes
und der dicken Geldbeutel ein Freudenfest gefeiert.
palef, Mohammeds Sohn, wunderte sich nicht wenig, als
er Lmin auf dem Rosfe seines Vaters in die Gase Tarsud
reiten sah.
Schon lange Zeit umschlich er dieselbe, um Fatme, die
Tochter Lmins und das Weib seines perzens, mitsamt dem
schwarzen pengste Scheitan ihres Vaters, mitzunehmen.
peute schien sein Wunsch sich zu erfüllen. Als abends

das ganze Dorf betrunken war und in tiefem Schlafe lag, stieg
er auf die Stute und hob Fatme zu sich in den Sattel.
Auf den pengst Scheitan aber band er seine Schwieger-
mutter mit den Geldbeuteln fest und ritt mit den beiden
Pferden heim nach seiner Gase.
Fatme nahm er in sein Zelt; seine Schwiegermutter aber
setzte er als wache zu den kostbaren Tieren, und seit dieser
Zeit wurden sie nicht mehr gestohlen. — — — —
Als Lmin am andern Tage mit schrecklichem Katzenjammer
erwachte, vermißter zuerst die weiße Stute und wurde wütend.


Als auch sein schwarzer pengst, seine Tochter und die beiden
Geldbeutel verschwunden waren, wurde er tobsüchtig und brüllte
alle noch Schlafenden wach.
Als man ihm dann meldete, daß auch sein Weib nirgends
zu finden wäre, richtete sich der schwergeprüfte Mann vom
Boden auf die Knie und ließ sich die Meldung zwei-, dreimal
wiederholen. Und bei jeder neuen Wiederholung wurde sein
Antlitz ruhiger und milder.
Und als seine Leute, die er auf nochmalige Suche aus-
geschickt hatte, ohne sein Weib zurückkehrten, da sprang er
in die pöhe und tanzte eine Zeitlang wie verrückt auf
einem Bein.
Dann tat er einen feierlichen Schwur, eine Wallfahrt nach
Mekka zu machen, um Allah am Grabe des Propheten für seine
Güte zu danken.

boshaft.
„warst Du in letzter Zeit krank?!"

Anzüglich.
perr: „Ich begreife es nicht, wie Sie
zu diesen Schleuderpreisen verkaufen
können!"
Warenhaus-Inhaber: „Bei mir
gilt eben das Prinzip: Die Masfe muß
es bringen!"
perr: „pm ja, die Konkursmasse!"

Blühender Kirschbaum im Feld.

iMFrgenfrisch nach warmen Wettern
Urach ein Lüfteleben aus:
Trunken spielt in seinen tNättern
Der lebendige Mütenstrausi.
Einsam in der Frühlingslust
Tine dunkle Wolke trauert,

Und ihr Lchatten üüerschauert
Leise die besonnte Ulust.
Martin Lang.

Stoßseufzer.
— „Jetzt bin ich zum dritten Male
verlobt — was die Geschichte nur an
Photographien kostet."

Druckfehler.
Gras Seesenheim gab ein glänzen-
des Fest. Mehr als hundert Einladungs-
karten wurden verschickt, um die Gäste
von nah und fern herbeizuholen.

Gerechte Äntrültung.
— „Lin niederträchtiger Kerl, dieser
Musikdirektor. Zu meiner Vermählung
komponiert er einen „Pochzeitsmarsch" und
zwei Jahre später läßt er ihn im Musikalien-
handel erscheinen als „Trauermarsch!"
 
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