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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 748
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0049
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Zeitschrift für Humor und Run ft

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„B'hüt' mi' Gott, mir war's gnua; 'was G'stohl'nes frißt
er net, da Lenzerbaua. I' war ganz alloa in da Ramma, nacha
hab' i' 's Schwanzerl obig'schnitt'n und ei'gwickelt zum Beweis,
wissen S', und 's anda hab' i' da Katz' geb'n."
„So, so, der Ratze. Und die hat den ganzen Lsasen gefressen?
ksm, so eine Ratz' ist ein BiestI Li, ei, eil"
„Jawohl," hat da Lenzerbaua bekräftigt, „die schwarzweiße
Ratz' ... er hat bloß oane."
„Merkwürdig! Die Sache muß ich schon selbst in die ksand
nehmen. Der Lsase war zweifellos unrechtmäßig erworben.
Rommen Sie, gehen wir 'mal hinüber."
Dös hätt' da Lenzerbaua am liebsten bleib'n lass'n. 's hat
eahm gar net recht paßt. Und bloß weil er g'moant hat, er
kriaget nacha den j?ost'n vom Raschpa, is' er mitg'ganga.
Vorm ksaus im Gart'n hat 'm Raschpa sei Dirndl, die
kloane Marie, mit an' Ratzerl g'schpielt, mit an' ganz an' junga.
„No," sagt da Forschmoasta zum Marerl, „was hast D'
denn da für a nett's Viecher! ?"
„Die Ham ma erscht gestern 'kriagt, die Miez," sagt s', „unser
alte hat da Vata vor a paar Tag' daschlag'n."
Da Forschtmoasta schaugt wia a Schwalberl. „Die schwarz-
weiße Ratze? war das vor der Taufe, Marerl?"

„Freili', mir Ham s' ja do' in Lssi' leg'n müss'n."
Da Forschmoasta lacht auf amal wia net recht g'scheit,
während si' da Lenzerbaua hinter die Dhr'n kratzt. Nacha sagt
er zu eahm: „Lenzerbauer, Sie haben eine feine Nase gehabt,
daß Sie den Dachhasen die Ratze selber haben fressen lassen.
Ls hat halt doch 'was mit der Redlichkeit, die ihren Lohn in
sich selbst trägt I Gefräßiges Viehzeug übrigens, so eine Ratze
— — frißt sich selber — — unglaubliche Sache! Na,
was haben Sie denn, Lenzerbauer, weshalb wird's Ihnen denn
so schlecht?"
Lr hat si' aber net z'fried'n geb'n woll'n, da Lenzerbaua.
„Geh," hat er zum Marerl g'sagt, „geh, zoag mir amal
dös Fell von da alten Ratz'."
„D' brauchst bloß umischaug'n," hat 's Marerl g'antwort't,
„Hinterm Bienastock — siehg'st D's net? — da hat er's ausg'spannt."
. Richti', da war s' auf a Brett aufg'nagelt, die schwarz-
weiße Miez zum Trocknen, und jetzt hat er's aa g'glaubt, da
Lenzerbaua. Aba, Freunder!, jetzt hat d' Freundschaft aa
äußerli' a schön's Loch 'kriagt. G Bluat von dera Ratz', Du
bist net umsonst vergoss'n wor'n! kseunt schreit's no' zum ksimmel
um Rache! Seit der Zeit is' a Ruah in unsa Jagd, da gibt's
nix. Die schaug'n ananda auf d' Finga, die zwoa!

Auf der Lokalbahn.


Schaffner: „Tuat's amal eure Pratz'n auseinander,'damit derfZug anfahren kann!
 
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