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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 749
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https://doi.org/10.11588/diglit.28176#0061
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Zeitschrift für Humor und Kunst

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Die gute Nrermdm.
Braut: „Mein Bräutigam hält
das viele Aussen für gesund-
heitsschädlich."
Freundin: „würde ich an seiner
Stelle auch — vorschützen."

Einschränkung.
Menschlichkeiten,
selbst bei schlechten,
Sei das Verzeihen milde Pflicht.
Man sollte nichts hartherzig
ächten —
Verteid'gen aber braucht^
man's nicht.
Berthold Kuhnert.

Zn der Verlegenheit.
Du tust Linsen auslesen?!"
Pantoffelheld: „Ja! . . . Das
ist nämlich eine meiner Lieb-
lingsbeschäftigungen!"

Monolog.

w am perl: „Da Ham s' immer an'
Lärm mit dem Fortschritt der Medizin —
i' glaub' an kan' Fortschritt, solang s'
sie mit Bier kurieren!"





Gine sonderbare Geschichte.
von Michael Sawka.
'V^'eine Herren, mir ist heute etwas Sonderbares passiert!" Mit
diesen Worten trat der Dberförster in die Wirtsstube „Zum
grünen Waldkater" und nahm am Stammtisch Platz. „Ja, eine sonder-
bare, geradezu unglaubliche Geschichte," wiederholte er mit Nachdruck.
Ueber die Gesichter der Anwesenden ging es wie ein Blitz stillen
Einverständnisses. Der Dberförster war nämlich bekannt wie ein schlechter
Groschen: er log fürchterlich. Einige schmunzelten, so der dicke Mühlen-
besitzer und der Bezirkssekretär, die gar gewaltige Sonntagsnimrode vor
dem perrn waren und dem Jägerlatein des Oberförsters stets verständnis-
innig lauschten.
Der griesgrämige Apotheker aber kniff die Lippen zusammen und
hustete. „Schon wieder?"
Der Dberförster würdigte den „Giftmischer", wie er den Apotheker
stets im stillen nannte, keiner Antwort; nur ein verachtungsvoller Blick
streifte dessen höhnisch lächelndes Gesicht, und einen zweiten, ergebungs-
vollen Blick sandte er zur Zimmerdecke empor, als ob er den Pimmel
anflehen wollte, seinen Kumpanen doch mehr Verständnis für seine
Jagdgeschichten einflößen zu wollen.
„Sie tun mir, wie gewöhnlich, gewaltig unrecht, meine perren."
Der Oberförster legte die Rechte beteuernd auf die Stelle, wo sein
„wildes Jägerherz" schlug. „Ls ist die lauterste Wahrheit — übrigens
habe ich Zeugen."
Or. Rothe schwippte ungeduldig mit den Fingern. „Fangen wir
lieber an." Er meinte das Kartenspiel. „Ihre Geschichten haben sich
noch jedesmal . . ."
„Ich habe Zeugen!"
Die hartnäckige Behauptung des Gberförsters, daß er Zeugen für
das Sonderbare, das ihm heute passiert war, habe, hatte wirklich einen
Erfolg, nämlich den: er müsse ein Fäßchen Spatenbräu auf seine Kosten
anzaxfen lassen, wenn dieses „Sonderbare" eine Unwahrheit sei.
 
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