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Meggendorfer-Blätter — 61.1905 (Nr. 745-757)

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Nr. 750
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Meggenöorfer-Blätter, München


Da man dachte, man habe es mit einem höheren Beamten zu tun, der
im Namen seiner Behörde handle, um sich von den Fortschritten des
Baues zu überzeugen, so wurde er mit ausgesuchter Höflichkeit be-l
handelt, und alle seine Fragen wurden auf das Eingehendste beantwortet.
Meiseri schwamm in Wonne: seine List war ihm über Erwarten
gut gelungen.
In fieberhafter Eile suchte er am Abend sein Stammlokal auf
und renommierte dort seinen Freunden gegenüber mit seiner
eminenten Schlauheit. Anfangs wollte man ihm keinen Glauben
schenken, als er sich aber verschwor, angesichts sämtlicher An-
wesenden sein Manöver in den näcbsten Tagen zu wiederholen, sagte
man allerseits sein Erscheinen am bewußten Grte zu.
Meiserl begab sich ganz unter demselben Zeremoniell wie das
erstemal über die Absperrschranken und begann ganz gleich dem
ersten Male sein Examen.
Aber wenn man, wie scbon gemeldet, das erstemal von aus-
gezeichneter Höflichkeit gegen ihn gewesen war, so mußte er setzt mit
einem Erschrecken sondergleichen bemerken, daß der Empfang alle
und jede Höflichkeit auf das Betrüblichste vermissen lasse. — — —
Die Uerren Ingenieure waren wie durch Zauber, kaum daß sie ihn
erblickten, unsichtbar geworden und von feiten der Arbeiter ward
ihm im Handumdrehen der Zylinder angetrieben und sein Rücken
in kürzester Frist mit braunen und blauen Flecken bedeckt, so daß er
im ausgiebigsten Dauerlaufe sich auf seine sich vor Lachen biegenden
Freunde zurückziehen mußte. — Wie aber war das schmähliche
Verkrachen der Meiserlscben Idee, die doch das erstemal so vortreff-
lich gewirkt hatte, gekommen? Die Lösung war sehr einfach!
Daß Herr Meiserl das erstemal nicht im Auftrage einer Be-
hörde gehandelt hatte, daß er keine offizielle Persönlichkeit war,
hatten die Bauleiter auf Erkundigung hin bald erfahren — — —
und dazu war auch noch inzwischen in dem gelesensten Blatte der
Stadt ein Artikel erschienen, der, ob des langsamen Fortganges der
Arbeiten, Bauleitung und Arbeiterschaft auf das Heftigste angriff
— und da hatten ihn die darob Entrüsteten für dessen Verfasser gehalten.

Spöttisch.


Sonntagsjäger: „Jetzt hab' ich aber wohl den Hasen
richtig getroffen."
Förster: „Gebellt hat er wenigstens ganz gehörig."

Äm liebes Schwein.


— „Da schau, Alte, wie dös Luder im Schlaf lachen tut . . . Mir scheint,
dös traamt schon davon, wie guat als's schmecken wird mit Sauerkraut und Knödeln!"

Zur Abrundung.
er verkaufen will): „Siebenundneunzig Stück
sind's, gnä' Herr . . . wollen wir rasch
noch drei leer machen?!"

Nrauen.
^E^rauen gleichen unsrem Schatten I
Mag man den Beweis gestatten —
Ist vor uns des Glückes Sonne
Folgen sie uns nach mit Wonne;
Ist sie hinter uns entglitten,
Fliehen sie vor unfern Schritten,
Doch steht im Zenit ihr Lauf
Geh n sie völlig in uns auf.
Paul Wilhelm.

Gemischtwareugeschäft.
Hausierer: „Bitte, ein feines Parfüm
für die Frau Gemahlin?"
Herr: „Danke, bin nicht verheiratet."
Hausierer: „Dann bitte, sich dieses
Album gefälligst anzusehen, Sie
finden darin Partien bis zu fünfzig-
tausend Mark Mitgift!"

Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.
 
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