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Meggendorfer-BIätter, München
Unverdienter Vorwurf.
"7*Ier Herr Professor N. ist an einem schulfreien Mittwoch-
nachmittag ein wenig vor das Tor gegangen, um zu botani-
sieren. Da er vollauf in seine Beschäftigung vertieft ist, so
merkt er nicht, daß hinter ihm zwei Strolche herangeschlichen
Aber wenn die Not am höchsten ist, ist auch die Hilfe am
nächsten. Denn es naht — o Glück und o Wunderi — im selben
Moment ein rettender Fiaker, den der Herr Professor natürlich
sofort mit Beschlag belegt, um nach seiner Wohnung zu fahren.
kommen, die es, wenn auch nicht auf sein Leben, so doch auf seine
Barschaft abgesehen haben. Allein, obgleich Stubenhocker und
Gelehrter, ist der Professor doch kein Schwächling, und mit seinem
Regenschirme schlägt er die verblüfften Gauner in die Flucht.
Es war jedoch nicht zu verhindern, daß bei diesem un-
gleichen, wenn auch siegreichen Kampfe die äußere Erscheinung
des Professors bedeutend litt, so daß es für ihn natürlich
unmöglich ist, in diesem Zustande zur Stadt zurückzukehren,
will er nicht den ganzen seiner Stellung zukommenden Respekt
einbüßen.
Trotz seines Mißgeschickes ist die Stimmung des Professors
ob dieses wunderbaren Zufalles derart gehoben, daß er gar
nicht den Herrn Studienrat bemerkt, der ihm am Marktplatz
begegnet. Dieser aber läßt es sich nicht nehmen, an den wagen
des Professors heranzutreten und mit entrüsteter Stimme und
strengster Amtsmiene zu fragen: „Mein sehr verehrter Herr
Professor, wie kommen Sie denn dazu, in solch einem Auf-
zuge Fiaker zu fahren?"
worauf der Professor lächelnd erwidert: „Aber, mein Herr
Studienrat, eben deswegen fahre ich jal"
Alleine Nacht.
(steine Nacht hat knisternd Ringelhaar,
Eine Stimme weich und glockenklar,
Meine Nacht hat einen warmen Mund,
Küßt und plaudert mir das Herz gesund.
wenn die bleiche Mitternacht erdröhnt,
Bebt ihr vor Gespensterspuk und stöhnt,
während ich das lachend lichte Glück
Unterm Sternenzelt ans Herze drück'!
Reinhard Volker.
Erinnerung.
— „Erinnerst Du Dich, Hans? Hier in diesem Restaurant
lernten wir uns vor zehn Jahren kennen."
— „Ja, ich entsinne mich . . .Kellner, das Beschwerdebuch!"
Ein Nechvogel.
A: „wie, Ihre Schwiegermutter ist schon wieder zumBesuch da?"
B (seufzend): „Ja, ich hab' Hali immer Pech; diesmal wollte
sie eigentlich einen ganz andern Schwiegersohn besuchen
. . . aber da ist sie in einen unrichtigen Zug eingeftiegen!"
Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gest erreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.
Meggendorfer-BIätter, München
Unverdienter Vorwurf.
"7*Ier Herr Professor N. ist an einem schulfreien Mittwoch-
nachmittag ein wenig vor das Tor gegangen, um zu botani-
sieren. Da er vollauf in seine Beschäftigung vertieft ist, so
merkt er nicht, daß hinter ihm zwei Strolche herangeschlichen
Aber wenn die Not am höchsten ist, ist auch die Hilfe am
nächsten. Denn es naht — o Glück und o Wunderi — im selben
Moment ein rettender Fiaker, den der Herr Professor natürlich
sofort mit Beschlag belegt, um nach seiner Wohnung zu fahren.
kommen, die es, wenn auch nicht auf sein Leben, so doch auf seine
Barschaft abgesehen haben. Allein, obgleich Stubenhocker und
Gelehrter, ist der Professor doch kein Schwächling, und mit seinem
Regenschirme schlägt er die verblüfften Gauner in die Flucht.
Es war jedoch nicht zu verhindern, daß bei diesem un-
gleichen, wenn auch siegreichen Kampfe die äußere Erscheinung
des Professors bedeutend litt, so daß es für ihn natürlich
unmöglich ist, in diesem Zustande zur Stadt zurückzukehren,
will er nicht den ganzen seiner Stellung zukommenden Respekt
einbüßen.
Trotz seines Mißgeschickes ist die Stimmung des Professors
ob dieses wunderbaren Zufalles derart gehoben, daß er gar
nicht den Herrn Studienrat bemerkt, der ihm am Marktplatz
begegnet. Dieser aber läßt es sich nicht nehmen, an den wagen
des Professors heranzutreten und mit entrüsteter Stimme und
strengster Amtsmiene zu fragen: „Mein sehr verehrter Herr
Professor, wie kommen Sie denn dazu, in solch einem Auf-
zuge Fiaker zu fahren?"
worauf der Professor lächelnd erwidert: „Aber, mein Herr
Studienrat, eben deswegen fahre ich jal"
Alleine Nacht.
(steine Nacht hat knisternd Ringelhaar,
Eine Stimme weich und glockenklar,
Meine Nacht hat einen warmen Mund,
Küßt und plaudert mir das Herz gesund.
wenn die bleiche Mitternacht erdröhnt,
Bebt ihr vor Gespensterspuk und stöhnt,
während ich das lachend lichte Glück
Unterm Sternenzelt ans Herze drück'!
Reinhard Volker.
Erinnerung.
— „Erinnerst Du Dich, Hans? Hier in diesem Restaurant
lernten wir uns vor zehn Jahren kennen."
— „Ja, ich entsinne mich . . .Kellner, das Beschwerdebuch!"
Ein Nechvogel.
A: „wie, Ihre Schwiegermutter ist schon wieder zumBesuch da?"
B (seufzend): „Ja, ich hab' Hali immer Pech; diesmal wollte
sie eigentlich einen ganz andern Schwiegersohn besuchen
. . . aber da ist sie in einen unrichtigen Zug eingeftiegen!"
Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gest erreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Ehlingen.