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Meggendorfer-Blätter, München
L>oher Lohn.
von Fritz Jemelka.
er edle Kalif Gmar in Bassora saß mit untergeschlagenen
/ Beinen auf seinem Teppich und gähnte. Er lang-
weilte sich fürchterlich. Da trat ein Mann in ab-
getragener Kleidung ein, blieb demütig beim Eingang stehen
und verneigte sich tief. „Mer bist Du?" fragte der Kalif den
Fremdling, indem er eine mächtige Rauchwolke aus seinem
Tschibuk blies. — „Ich bin der Dichter Passan, Dir zu dienen,
Zm Dusel.
6err: „Sehen Sie
Rachtwächter: ,
nur um
hoher perr, und habe den Wunsch, Dich zu zerstreuen und Dich die
Mühsal des Lebens für einige Stunden vergessen zu lassen." —
„Da kommst Du gerade recht. Was hast Du denn in diesen
beiden Rollen?" — „Es sind zwei Gedichte, Du weisester aller
Weisen, ein trauriges und ein fröhliches, uin Dir in der Unter-
haltung auch Abwechslung zu bieten." — „Das ist schön von
Dir, Passan; setze Dich hierher und beginne."
pafsan gehorchte, setzte
sich auf die Erde, ent-
faltete eine Rolle und las.
Es war eine rührende
Geschichte, und dem leicht
bewegten Kalifen rollten
dicke Tränen über die
Wangen. Als Passan ge-
endigt hatte, sagte er:
„Jetzt laß mich auch Dein
fröhliches Werk anhören."
Und Passan las ein so
lustiges Poem, daß bei dem
Kalifen sofort die Stimmung
umschlug, sein Gesicht sich
zu vergnügtem Schmunzeln
verzog, das dann in lautes
Lachen überging, wobei er
sich schließlich den Bauch
halten mußte, um nicht zu
platzen. Wie nun Passan
fertig war, schlug ihn Mmar
auf die Schulter und sagte:
„Du bist ein wackerer Mann,
Passan, Du hast Deinem
Kalifen über ein paar
schlechte Stunden hinweg-
geholfen und dafür bin ich
Dir zu Dank verpflichtet.
Nun höre: Um Dir meine
fürstliche Erkenntlichkeit zu
zeigen, habe ich mich zu
folgendem entschlossen. Du
hast mir Freude gemacht,
deshalb sollst auch Du Freude
empfinden und ich verspreche
aus diesem Grunde, Dir in
acht Tagen einen Beutel
mit hundert Gold-Pistolen
zu schenken." Das Antlitz
des armen Dichters drückte
Hellen Jubel aus. Der Kalif
fuhr weiter fort: „Du hast
mich auch traurig gestimmt,
und es ist eben deswegen
nur gerecht, wenn ich dazu
beitrage, Dich auch traurig
zu machen. Du wirft also
in acht Tagen auch fünf-
undzwanzig Streiche auf die
Fußsohlen erhalten." Die
Freude in den Augen des
Dichters erlosch und machte
einer tiefen Niederge-
schlagenheit Platz. Stumm
'mal den jungen Menschen da auf dem Dache; der nachtwandelt gewiß?"
Gott bewahre; das ist ein Student, der im Dachzimmer wohnt. Der hat sich
eine Etage verstiegenl"
Meggendorfer-Blätter, München
L>oher Lohn.
von Fritz Jemelka.
er edle Kalif Gmar in Bassora saß mit untergeschlagenen
/ Beinen auf seinem Teppich und gähnte. Er lang-
weilte sich fürchterlich. Da trat ein Mann in ab-
getragener Kleidung ein, blieb demütig beim Eingang stehen
und verneigte sich tief. „Mer bist Du?" fragte der Kalif den
Fremdling, indem er eine mächtige Rauchwolke aus seinem
Tschibuk blies. — „Ich bin der Dichter Passan, Dir zu dienen,
Zm Dusel.
6err: „Sehen Sie
Rachtwächter: ,
nur um
hoher perr, und habe den Wunsch, Dich zu zerstreuen und Dich die
Mühsal des Lebens für einige Stunden vergessen zu lassen." —
„Da kommst Du gerade recht. Was hast Du denn in diesen
beiden Rollen?" — „Es sind zwei Gedichte, Du weisester aller
Weisen, ein trauriges und ein fröhliches, uin Dir in der Unter-
haltung auch Abwechslung zu bieten." — „Das ist schön von
Dir, Passan; setze Dich hierher und beginne."
pafsan gehorchte, setzte
sich auf die Erde, ent-
faltete eine Rolle und las.
Es war eine rührende
Geschichte, und dem leicht
bewegten Kalifen rollten
dicke Tränen über die
Wangen. Als Passan ge-
endigt hatte, sagte er:
„Jetzt laß mich auch Dein
fröhliches Werk anhören."
Und Passan las ein so
lustiges Poem, daß bei dem
Kalifen sofort die Stimmung
umschlug, sein Gesicht sich
zu vergnügtem Schmunzeln
verzog, das dann in lautes
Lachen überging, wobei er
sich schließlich den Bauch
halten mußte, um nicht zu
platzen. Wie nun Passan
fertig war, schlug ihn Mmar
auf die Schulter und sagte:
„Du bist ein wackerer Mann,
Passan, Du hast Deinem
Kalifen über ein paar
schlechte Stunden hinweg-
geholfen und dafür bin ich
Dir zu Dank verpflichtet.
Nun höre: Um Dir meine
fürstliche Erkenntlichkeit zu
zeigen, habe ich mich zu
folgendem entschlossen. Du
hast mir Freude gemacht,
deshalb sollst auch Du Freude
empfinden und ich verspreche
aus diesem Grunde, Dir in
acht Tagen einen Beutel
mit hundert Gold-Pistolen
zu schenken." Das Antlitz
des armen Dichters drückte
Hellen Jubel aus. Der Kalif
fuhr weiter fort: „Du hast
mich auch traurig gestimmt,
und es ist eben deswegen
nur gerecht, wenn ich dazu
beitrage, Dich auch traurig
zu machen. Du wirft also
in acht Tagen auch fünf-
undzwanzig Streiche auf die
Fußsohlen erhalten." Die
Freude in den Augen des
Dichters erlosch und machte
einer tiefen Niederge-
schlagenheit Platz. Stumm
'mal den jungen Menschen da auf dem Dache; der nachtwandelt gewiß?"
Gott bewahre; das ist ein Student, der im Dachzimmer wohnt. Der hat sich
eine Etage verstiegenl"