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Meggendorfer-Blätter, München
Vornehme Leute.
— „Was ihr da eßt, ist gar nichts FeinesI Bei meiner
Herrschaft wird gewöhnlich immer nur das gegessen, was es
gerade nicht gibt."
Zer (Organisator.
schlägt 8 Uhr. Der perr Gerichtsassessor Wutke springt
aus dem Bett und reibt sich die verschlafenen Augen.
Sein Freund, der Bezirksamtmann Pfeifer hat sich auf
P29 Uhr angesagt, um mit ihm an dem schönen Feiertage einen
Morgenspaziergang in den Wald zu unternehmen. Im Grunde
genommen ist aber wutke für solch eine Naturschwärmerei
wenig eingenommen, ihm wäre viel lieber ein größerer Tages-
ausflug in fröhlichem Bekanntenkreis aufs Land hinaus. Und
wie von einer plötzlichen Inspiration erfaßt, greift er nach dem
Fahrplan: Der nächste Zug nach Unter-Bempflingen geht
;o Uhr t2. Das reicht ja noch vortrefflich, um eine nette
Gesellschaft zusammenzubringen, und Vetter Mar, der ihm
immer jegliches organisatorische Talent abgesprochen hat, wird
staunen, wenn er in weniger als zwei Stunden die herrlichste
Landpartie zustande bringt.
Punkt 1/29 Uhr erscheint perr Pfeifer in der besten Meinung,
seinen Freund für den geplanten Waldspaziergang bereit zu
finden, doch Wutke überfällt ihn gleich mit den Worten : „Aus
dem Morgensxaziergang wird heute nichts. Ich habe eine viel
bessere Idee gefunden, wir fahren zo Uhr ;2 nach Unter-
Bempflingen, machen irgendwo Mittag und kehren gegen Abend
wieder zurück. Du gehst jetzt geschwind zu Müller, der gleich
nebenan wohnt und lädst ihn ein. Ich telephoniere inzwischen
meinem Vetter Max und seiner Schwester Martha und bestelle
sie bis tO Uhr an die Bahn. Dann komme ich nach."
perr Pfeifer fühlt sich stark überrumpelt und begibt sich
ins Nachbarhaus zu perrn Müller. Unterdessen ruft perr
wutke seinen Vetter an; dieser ist mit allem einverstanden und
verspricht auch, Marianne, Marthas perzensfreundin, mitzu-
bringen. Die Sache läßt sich ja prächtig an I wutke macht sich
für den Ausflug fertig und eilt dann zu Müller, wo er Freund
Pfeifer zu finden hofft. Aber das Dienstmädchen eröffnet ihm,
die beiden perren seien soeben fortgegangen, um den Notar
Gude abzuholen.
„Auch recht," denkt Wutke, „dann sind wir ja schon sieben
Personen. Uebrigens fällt ihm jetzt auch ein, daß der Notar
Flammer es gewiß sehr übel nehmen würde, wenn man ihn
nicht eingeladen hätte, und da er ja noch Zeit hat, begibt er
sich zu diesem.
Meggendorfer-Blätter, München
Vornehme Leute.
— „Was ihr da eßt, ist gar nichts FeinesI Bei meiner
Herrschaft wird gewöhnlich immer nur das gegessen, was es
gerade nicht gibt."
Zer (Organisator.
schlägt 8 Uhr. Der perr Gerichtsassessor Wutke springt
aus dem Bett und reibt sich die verschlafenen Augen.
Sein Freund, der Bezirksamtmann Pfeifer hat sich auf
P29 Uhr angesagt, um mit ihm an dem schönen Feiertage einen
Morgenspaziergang in den Wald zu unternehmen. Im Grunde
genommen ist aber wutke für solch eine Naturschwärmerei
wenig eingenommen, ihm wäre viel lieber ein größerer Tages-
ausflug in fröhlichem Bekanntenkreis aufs Land hinaus. Und
wie von einer plötzlichen Inspiration erfaßt, greift er nach dem
Fahrplan: Der nächste Zug nach Unter-Bempflingen geht
;o Uhr t2. Das reicht ja noch vortrefflich, um eine nette
Gesellschaft zusammenzubringen, und Vetter Mar, der ihm
immer jegliches organisatorische Talent abgesprochen hat, wird
staunen, wenn er in weniger als zwei Stunden die herrlichste
Landpartie zustande bringt.
Punkt 1/29 Uhr erscheint perr Pfeifer in der besten Meinung,
seinen Freund für den geplanten Waldspaziergang bereit zu
finden, doch Wutke überfällt ihn gleich mit den Worten : „Aus
dem Morgensxaziergang wird heute nichts. Ich habe eine viel
bessere Idee gefunden, wir fahren zo Uhr ;2 nach Unter-
Bempflingen, machen irgendwo Mittag und kehren gegen Abend
wieder zurück. Du gehst jetzt geschwind zu Müller, der gleich
nebenan wohnt und lädst ihn ein. Ich telephoniere inzwischen
meinem Vetter Max und seiner Schwester Martha und bestelle
sie bis tO Uhr an die Bahn. Dann komme ich nach."
perr Pfeifer fühlt sich stark überrumpelt und begibt sich
ins Nachbarhaus zu perrn Müller. Unterdessen ruft perr
wutke seinen Vetter an; dieser ist mit allem einverstanden und
verspricht auch, Marianne, Marthas perzensfreundin, mitzu-
bringen. Die Sache läßt sich ja prächtig an I wutke macht sich
für den Ausflug fertig und eilt dann zu Müller, wo er Freund
Pfeifer zu finden hofft. Aber das Dienstmädchen eröffnet ihm,
die beiden perren seien soeben fortgegangen, um den Notar
Gude abzuholen.
„Auch recht," denkt Wutke, „dann sind wir ja schon sieben
Personen. Uebrigens fällt ihm jetzt auch ein, daß der Notar
Flammer es gewiß sehr übel nehmen würde, wenn man ihn
nicht eingeladen hätte, und da er ja noch Zeit hat, begibt er
sich zu diesem.